HSV-Bilanz nach der Hinrunde: Keine Heimniederlage und beste Defensive der Liga!
Von Guido Müller
Nach der unnötigen Niederlage vor Wochenfrist bei Hannover 96 (0:1) blickten viele HSV-Fans wohl mit etwas Sorge auf das folgende Heimspiel der Rothosen gegen Hansa Rostock. Zusätzliche Nebengeräusche wie die Jatta-Causa oder die Wechselgerüchte um Shootingstar Faride Alidou schienen der perfekte Nährboden für einen Abschwung des Teams zu sein. Doch die Mannschaft präsentierte sich auch am letzten Spieltag der Hinrunde stabil.
Und fuhr am Ende einen hochverdienten Dreier ein. Etwas wackelig war es eigentlich nur kurz nach Spielbeginn, als Vuskovic in der 7. Minute die Reflexe seines Keepers Johansson prüfte. Zuvor hatte ein Fehlpass von Schonlau in der Spieleröffnung diese erste gefährliche Offensiv-Aktion der Gäste heraufbeschworen.
Jatta-Drama und Alidou-Wechselgerüchte brachten keine Unruhe ins Team
In der Folge jedoch spulte die Walter-Elf ihr Pensum runter, als hätte es den Fauxpas der Innenverteidigung oder auch die erwähnten Ablenkungen vom sportlichen Alltag nie gegeben. Mit Wagenburg-Mentalität wurde Bakery Jatta zunächst nicht nur verbal der Rücken gestärkt (Walter: "Er ist einer von uns!"), sondern er wurde auch demonstrativ für die Startelf nominiert.
Eine vorsorgliche Pause für den Gambier, angesichts der weiterhin nicht geklärten Zukunft bezüglich seiner Aufenthalts-und (damit verbunden) Spielgenehmigung - für den HSV überhaupt kein Thema.
Und der 24-Jährige zahlte das Vertrauen des Klubs und seines Trainers mit einer erneut starken Vorstellung zurück.
Wie auch Faride Alidou, den die anhaltenden Wechselgerüchte (sein Vertrag beim HSV läuft im kommenden Sommer aus) offenbar mehr beflügeln als lähmen. Mit seinem exakt getimten Pass auf Glatzel, der zum frühen 1:0 in der 8. Minute führte, schraubte der 20-Jährige seine Scorerbilanz auf bockstarke sechs Torbeteiligungen in acht Liga-Spielen.
Und macht sich dadurch immer interessanter für die potenziellen Abnehmer, die nach Medienberichten eine immer länger werdende Schlange bilden. Dementsprechend wurde in der Hamburger Medienlandschaft zwischen der Niederlage an der Leine und dem Sieg gegen die Hansa-Kogge mehr über seinen neuen (noch unbekannten) Arbeitgeber als über seine Zukunft im Volkspark gesprochen.
Eine endgültige Entscheidung ist in dieser Personalie aber wohl immer noch nicht gefallen. Zwar soll das bisherige Angebot der HSV-Verantwortlichen noch weit unter dem liegen, was die zahlungskräftige Konkurrenz aus der Bundesliga dem Spieler zu zahlen bereit wäre - doch vielleicht sorgen die seit Wochen starken Leistungen des Angreifers noch mal für ein Umdenken in der Chefetage.
Glatzel beendet Durststrecke mit einem Doppelpack
Scheinbar unberührt von diesen Themen gab die Mannschaft am gestrigen Sonntag aber ein klares Statement ab und dominierte die Gäste vor allem in Durchgang eins fast nach belieben. Dem erwähnten Schreckmoment folgte nur eine Minute später die frühe Führung - durch Robert Glatzel.
Endlich, möchte man als HSV-Fan sagen. Denn dem spielerisch bislang noch in jedem Spiel überzeugenden Stoßstürmer war in den sechs vorherigen Spielen ein wenig der Torriecher abhanden gekommen.
Mit zwei blitzsauberen Toren Marke Strafraum-Stürmer beendete der gebürtige Münchener die Schein-Debatte über seine Wertigkeit. 8 Tore in 17 Spielen sind eine starke Quote für den Terodde-Nachfolger.
Komplette Hinrunde ohne Heimniederlage - und beste Defensive der Liga!
Mit dem 3:0-Sieg gegen Rostock beendete der Hamburger SV nun erstmals eine Zweitliga-Hinrunde ohne eine einzige Heimniederlage. Fast noch überraschender: Zur Hälfte der Saison stellt die Walter-Elf mit 17 Gegentoren gar die beste Defensive der Zweiten Liga.
Doch statt sich nun genüsslich nach hinten zu lehnen, und all den Kritikern, die ob seines mutigen Spielsystems eine erhöhte Anfälligkeit in der Abwehr vorausgesagt hatten, die Faktenlage um die Ohren zu hauen, bleibt der Übungsleiter auf das Wesentliche fokussiert.
Walter hält den Ball flach
Und dabei ist er sich auch für Allgemeinplätze nicht zu schade: "Eine Tabelle ist auch nach der Halbserie noch nicht fertig." Übersetzt heißt das nichts anderes als: Wir müssen genau so weitermachen.
Denn auch Walter weiß: Sobald die Mannschaft auch nur ein paar Prozentpunkte weniger an Einsatz und Leidenschaft gibt, wird es schwierig. Das war, in punktuellen Phasen, auch im Spiel gegen die Rostocker zu sehen. "Hansa", so Walter während seiner Spielanalyse, "war sehr hart in den Zweikämpfen, wenn wir da zurückziehen, ziehen wir den Kürzeren." (via kicker.de)
Wie es in der Vergangenheit in unschöner Regelmäßigkeit vor allem in der Rückrunde passiert ist.