HSV: Bakery Jatta vor besonderem Jubiläum

Kurz vor dem Eintritt in den "Klub der Hunderter": Bakery Jatta
Kurz vor dem Eintritt in den "Klub der Hunderter": Bakery Jatta / Pool/Getty Images
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Klub-Legenden wie Thomas Doll, Nigel de Jong oder auch Hasan Salihamidzic hat er bereits hinter sich gelassen. Und wenn alles perfekt für ihn läuft, könnte Bakery Jatta (22) bereits am übernächsten Spieltag ein ganz besonderes Jubiläum beim Hamburger SV feiern.


Denn käme er im kommenden Nordderby bei Hannover 96 (Sonntag, 13.30 Uhr) und im folgenden Heimspiel gegen Darmstadt 98 zum Einsatz, würde der Gambier am 28. Spieltag der laufenden Zweitliga-Saison in den Hunderter-Klub des Traditionsvereins eintreten.

Nur Hunt und Jung haben im Kader mehr Profi-Einsätze für den HSV vorzuweisen

Aktuell steht Bakery Jatta bei 98 Profi-Einsätzen für die Hamburger. Im aktuellen Kader der Rothosen haben nur Aaron Hunt (148 Einsätze) und Gideon Jung (142) mehr Pflichtspiele für den HSV absolviert.

Aaron Hunt
Mit 148 Einsätzen Rekordhalter im aktuellen HSV-Kader: Aaron Hunt / Thomas Eisenhuth/Getty Images

Die nackten Zahlen (16 Spiele in der Bundesliga, 6 im DFB-Pokal und 76 im Unterhaus) können dabei nicht annähernd widerspiegeln, was Jatta in seinen nunmehr bald fünf Jahren im Volkspark alles erlebt hat.

Sieben Trainer in fünf Jahren!

Da wären natürlich die zahlreichen Trainer zu nennen: von Bruno Labbadia, seinem ersten Förderer, über Markus Gisdol, unter dem Jatta im April 2017 (und ausgerechnet bei Werder Bremen) in der Bundesliga debütierte, und weiter über den glücklosen Bernd Hollerbach, den Beinahe-Retter Christian Titz, dessen Nachfolger Hannes Wolf und Dieter Hecking, bis zum aktuellen Chef-Coach Daniel Thioune.

Markus Gisdol
Unter Markus Gisdol debütierte Jatta im April 2017 in der Bundesliga / Boris Streubel/Getty Images

Manch Spieler hat am Ende einer jahrzehntelangen Karriere weniger Übungsleiter gehabt als Bakery Jatta in seinen ersten fünf Jahren. Aber man weiß ja: this is HSV!

Doch genau dieser in der Vergangenheit so verschwenderisch mit Trainern hantierende Traditionsklub von der Elbe wurde zu Jattas neuer Familie, zu seinem neuen Zuhause. Die Familie und das Heim in seiner gambischen Heimat musste Jatta auf der Suche nach dem Glück schon in jungen Jahren verlassen.

Ganz Hamburg solidarisierte sich mit Jatta

In Hamburgs Westen, beim großen HSV, fand er sein Glück. Auch wenn das durch eine unsägliche Hetzkampagne seitens der Sportbild immer wieder in Frage gestellt wurde. Unvergessen die Wochen der Unsicherheit im Spätsommer 2019, als immer wieder nicht belegte Berichte über eine angeblich falsche Identität aufploppten.

Doch um Jatta herum wuchsen Klub und Fans, ja die ganze Stadt (die Nachbarn aus St. Pauli eingeschlossen!) zusammen, bildeten bald ein Bollwerk gegen die bislang nie nachgewiesenen Unterstellungen.

Ein Tor wie ein Befreiungsschlag

Und dann kam dieser gänsehauterregende Moment am Nachmittag des 1. September 2019. In der heißen Phase der besagten Kampagne hatten sich schon der 1. FC Nürnberg, der VfL Bochum und der Karlsruher SC dazu verstiegen, die auf dem grünen Rasen gegen die Hamburger verlorenen Punkte per Entscheidung am Grünen Tisch einzuklagen.

Auch der damalige Gast im Volkspark, Hannover 96, behielt sich diese Option offen. Entsprechend elektrisiert war die Stimmung in der pickepackevollen Arena. Knapp 55.000 Zuschauer füllten den Volkspark fast bis auf den letzten Platz. Und der HSV und Jatta spielten, als gäbe es das ganze Theater drumherum gar nicht.

Die Partie war dann auch eigentlich schon entschieden, als ein Jubelschrei durch das weite Rund hallte, den man vermutlich noch bis an die Alster gehört haben dürfte: ausgerechnet der an den öffentlichen Pranger gestellte Jatta machte das 3:0 - und den Deckel auf die Partie drauf.

Selten sah man das Volksparkstadion während seiner nunmehr bald sieben Jahrzehnte emotionaler als an diesem ersten Septembertag des Jahres 2019. Auch für Jatta ein ganz besonderer Moment.

Die Vorzeichen vor dem anstehenden Nordderby gegen die Roten aus Hannover sind mehr als eineinhalb Jahre später natürlich gänzlich andere. Nicht zuletzt, weil Zuschauer in den Stadien zur Zeit nur eine Illusion sind.

Auch von der Kampagnen-Front war schon seit längerem nichts mehr zu vernehmen. Was ist eigentlich aus diesem von der Staatsanwaltschaft beantragten Gesichtsgutachten geworden?

Und selbst wenn Jatta am Sonntag gar nicht zum Einsatz kommen sollte - die zwei Spiele, die ihm noch fehlen, dürfte er aller Voraussicht nach noch in dieser Saison bestreiten. Dann würde aus dem Hunderter-Duo beim HSV ein Hunderter-Trio.