HSV denkt über Ausweitung der Doyle-Leihe nach
Von Guido Müller
Tommy Doyle war der letzte Transfer des Hamburger SV im vergangenen Sommer. Erst am Deadline Day konnte Sportvorstand Jonas Boldt die einjährige Leihe des offensiven Mittelfeldspielers von Manchester City festzurren. Und obwohl der Engländer in der Liga bislang nicht über den Status des Kurzarbeiters hinauskommt, überlegen die Hanseaten, das Leihgeschäft um eine weitere Saison auszudehnen.
Kurz nach dem glücklichen (aber nicht unverdienten) Sieg der Hamburger beim SC Paderborn vor knapp drei Wochen, strahlte ein sichtlich erleichterter Jonas Boldt in die Kameras von Sky. Nur wenige Minuten zuvor hatte sein Last-Minute-Transfer Tommy Doyle die Rothosen in der Nachspielzeit zum Sieg geschossen.
Und abermals unter Beweis gestellt, dass er nicht viele Einsatzminuten braucht, um Tore zu produzieren. Einschließlich des Spiels bei den Ostwestfalen reichten ihm gerade mal acht Minuten für einen Assist (beim 1:1 in Aue) und eben den Siegtreffer beim SCP.
Boldt: "Klar würde ich ihn gerne mal länger auf dem Platz sehen!"
"Wenn er so weitermacht", so Boldt damals in der Benteler-Arena, "wird er sicherlich auch beim Trainer eine Chance bekommen, mehr zu spielen. Klar würde ich ihn gerne mal länger auf dem Platz sehen." (via 24hamburg.de)
Mit diesem Wunsch stimmt er grundsätzlich auch mit seinem Trainer Tim Walter überein. Allerdings hat dieser, wie Boldt wenig später relativierend anfügte, natürlich den besseren, weil täglichen Überblick über die Potentiale seiner Kicker.
"Ich bin nicht bei jedem Training dabei, der Trainer macht sich seine Gedanken", sagte Boldt. Fast klang es so, als wolle er auf gar keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, sich in die Kernkompetenzen seines Übungsleiters einzumischen.
Die Gefahr bestand in diesem Fall allerdings nicht. Denn Walter, angesprochen auf die Meinung seines Vorgesetzten, stimmte quasi in denselben Duktus ein: "Wir sind im ständigen Austausch miteinander und deshalb darf er das gerne sagen. Ich sehe es ja genauso."
Diesen Worten ließ Walter dann auch tatsächlich Taten folgen. Denn nur vier Tage nach dem Sieg in Paderborn, beim Pokalspiel in Nürnberg, stand der Engländer erstmals in dieser Saison in der Startelf der Rothosen - und machte beim dramatischen Weiterkommen seiner Mannschaft einen mehr als ordentlichen Job.
Vor allem in der bei ihm als Schwachstelle ausgemachten Facette des körperlichen Spiels wusste Doyle an jenem Pokal-Abend durchaus zu überzeugen. Doch offenbar nicht so sehr, um sich fortan als gesetzt im System von Walter zu sehen.
Denn schon in den beiden folgenden Liga-Spielen (gegen Kiel und in Karlsruhe) wurde er wieder nur als Teilzeit-Arbeiter eingesetzt: 18 Minuten gegen die Störche, immerhin eine Halbzeit bei den Badenern.
Walter: "Er muss noch mehr in die Zweikämpfe wollen!"
Auch weil Walter beim Engländer immer noch Defizite im Spiel gegen den Ball ausmacht. "Wir wissen, was wir an Tommy haben und was wir noch verbessern müssen. Er muss noch mehr in die Zweikämpfe wollen. Gegenpressing ist in der 2. Bundesliga immens wichtig.“
Grundsätzlich, das hört man aus den Worten sowohl vom Sportvorstand als auch vom Trainer heraus, ist man von Doyles Qualitäten überzeugt. Weshalb es auch nicht verwundern kann, dass man im Volkspark bereits darüber nachdenkt, die einjährige Leihe des U21-Nationalspielers zu verlängern.
So zumindest berichtet es das Hamburger Abendblatt. Und dieses "Gerücht" macht auch absolut Sinn. Denn angesichts des schleppenden Integrationsprozesses des Engländers und der Tatsache, dass die Hinrunde sich schon ihrem Ende neigt, ist es nicht allzu spekulativ, sich vorzustellen, dass der 21-Jährige womöglich erst im März oder April in der Fülle seines Leistungspotentials steht.
Dann aber blieben nicht mehr all zu viele Termine, um sich zeigen und auszeichnen zu können. Wenn man also prinzipiell vom Kicker überzeugt ist, sollte eine Ausweitung der Leihe zeitnah (sprich: in diesem Winter) festgezurrt werden.
Das einzige Hindernis könnte dabei Tommy Doyles Stammverein Manchester City darstellen. Nämlich wenn die Cityzens, in Person ihres Cheftrainers Pep Guardiola, den Spieler bereits nach einem Jahr Leihe wieder zurückbeordern würden.
Um aber plötzlich im mit Superstars gespickten Kader der Guardiola-Elf eine realistische Chance auf regelmäßige Einsatzzeiten zu haben, hat Doyle während seiner ersten zweieinhalb Monate nicht spektakulär genug performed. Was wiederum auch nicht anders zu erwarten war.
Gut genug, um für den HSV noch wichtig zu werden, aber noch nicht stark genug auf der Brust, um auch für Guardiola eine valide Option zu sein - genau diese Konstellation sollte auch den Spieler davon überzeugen, sein geplantes einjähriges Engagement bei den Hanseaten um ein weiteres Jahr auszudehnen.
Gewinnen könnten dabei am Ende alle drei involvierten Parteien.