HSV: 4:0 dank Terodde und starker Schlussphase und guten Einwechslungen - die Kritiken zum Spiel
Von Marcel Stummeyer
Zum letzten Heimspiel des Jahres hatte der Hamburger Sport-Verein am heutigen Dienstagabend den SV Sandhausen im Volksparkstadion zu Gast. Nach zwei Heimniederlagen in Folge rehabilitierten sich die Hamburger und bezwangen starke Sandhäuser mit 4:0. Ein Ergebnis, dessen Schein zumindest bis zur 60. Minute trügt, denn die Gäste hatten beste Möglichkeiten klar in Führung zu gehen. Für den HSV spricht, dass trotzdem klar gewonnen wurde - die Qualität, solche Spiel zu gewinnen, zeugt von unbändiger Moral.
An das letzte Aufeinandertreffen mit den Sandhäusern wird sich kein HSV-Anhänger gerne erinnern. Im vergangenen Juni gab es eine krachende 1:5 Niederlage auf heimischem Grün gegen de SVS. Zu allem Übel traf ausgerechnet der langjährige Hamburger Dennis Diekmeier in der Nachspielzeit zum Endstand und feierte seinen zweiten Karrieretreffer wie den Gewinn der Deutschen Meisterschaft - ein rabenschwarzer Tag für alle, die die Raute im Herzen tragen und das Ende der Ära-Hecking in der Hansestadt.
Sandhausen war gewillt nach 1:5 nachzulegen
Heute, 171 Tage nach dem Debakel, starteten die Gäste wie beflügelt in die Partie. Bereits früh wurden die Hausherren unter Druck gesetzt und es wurden erfolgreich Fehler provoziert. Drei gute Chancen bekamen die Gäste geschenkt - mit Glück fand keine dieser Gelegenheiten den Weg ins Tor der Rothosen. Spielerisch war sogar ein Vorteil für die Gäste zu erkennen, die mutig agierten, was sich auch auf die Statistiken niederschlug.
Wie aus dem Nichts kam der HSV zum Torerfolg. In der 31. Spielminute spielte Jeremy Dudziak, das Spielgerät in den Strafraum der Gäste, wo Simon Terodde nur noch einschieben musste. Profitieren konnte der Torjäger des HSV von einem Abstimmungsfehler in der Hintermannschaft der Sandhäuser, die den Ball fahrlässig passieren lies - Terodde nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit für seinen 12. Saisontreffer.
Wer dachte, dass die Hamburger nun aufwachen würden, der täuschte sich. Auch in der restlichen Spielzeit versteckten sich die Gäste mitnichten. Der 1:0 Halbzeitstand war aus Sicht der Rautenträger sehr glücklich.
Gnadenlose Effektivität des HSV in Hälfte zwei
Auch nach dem Seitenwechsel stürmten die Gäste unaufhörlich auf das Tor der Hausherren. Die Rothosen wurden in der eigenen Hälfte eingeschnürt und schafften es vorerst nicht, für Entlastung zu sorgen. Unzählige Ecken konnten die Sandhäuser herausspielen, ohne etwas Zählbares generieren zu können.
Es gibt jemand auf Seiten des Hamburger Sport-Vereins, der weiß so etwas zu bestrafen - und - klar, in der 67. Minute klingelte es mal wieder ohne Vorwarnung. Simon Terodde erzielte seinen SECHSTEN Doppelpack für den HSV - eine bärenstarke Quote, die von der unglaublichen Effektivität des Stoßstürmers zeugt. Was wären die Hamburger nur ohne ihn? Man mag es sich kaum ausmalen wollen.
Nach er Einwechslung von David Kinsombi und Amadou Onana in der 59. Minute stabilisierte sich die Defensive der Rothosen. Folglich kamen die Gäste nur noch sehr selten in die Nähe des Tores. Zwar erreichten auch die Hanseaten selten den Strafraum der Gäste, wenn der Ball in die Nähe von Rick Wulle kam, wurde es stets gefährlich.
Nach dem 2:0 ließen die Hausherren keinen Zweifel mehr aufkommen, wer das Geläuf als Sieger verlassen würde. Der junge Amadou Onana sorgte in der 78. Minute mit einem schönen Lupfer für die Vorentscheidung, Josha Vagnoman krönte den Abend nach Vorlage von Bobby Wood mit dem 4:0 in der Nachspielzeit.
Was wäre gewesen, wenn der SV Sandhausen seine Chancen konsequent genutzt hätte? Diese Frage interessiert nach dem Schlusspfiff niemanden mehr.
Dank einer kaltschnäutzigen Schlussphase gewinnt der Hamburger SV klar mit 4:0.
Im Folgenden schauen wir uns die Performance der einzelnen Mannschaftsteile an.
1. Tor
Bereits in den ersten Minuten lieferte sich Sven Ulreich einen schlimmen Fehlpass, der um ein Haar bestraft wurde. Ansonsten erledigte der ehemalige Nationaltorhüter seine Arbeit zuverlässig. Brandgefährlich wurden die Torschüsse des SVS selten und wenn ein Ball aus das Tor kam, dann wurde dieser von "Ulle" entschärft. Besonders in der 86. Minute rettete der Schlussmann des HSV stark mit dem Kopf gegen Dennis Diekmeier - ein guter Abend für den Schlussmann und erstmals seit Oktober wieder eine weiße Weste.
2. Abwehr
Daniel Thioune bot im heutigen Spiel eine Dreierkette mit zwei zusätzlichen Außenverteidigern auf. Neben den mittlerweile etablierten Innenverteidigern Toni Leistner und Stephan Ambrosius verteidigte Moritz Heyer im Zentrum. Letzterer startete sehr wackelig in die Partie und leistete sich früh zwei Fehler. Im späteren Verlauf stabilisierte sich der ehemalige Osnabrücker jedoch und verteidigte sein Tor ohne wesentliche Schwierigkeiten.
Besonders in der Luft bot vor allem Toni Leistner eine starke Präsenz, der viele Angriffe der Gäste rustikal klärte und standhielt, selbiges gilt für seinen Partner Ambrosius, der erneut eine saubere Performance ablieferte.
Mit Blick auf die Außenverteidiger fallen Licht und Schatten auf. Josha Vagnoman wurde zwar erneut als schnellster Spieler des Spiels geblitzt, der U21-Nationalspieler wirkt jedoch teilweise zu nervös. Oft fällt auf, dass das Eigengewächs der Rothosen keine Extrameter macht und Bälle somit herschenkt. Mit dem 4:0 in der Nachspielzeit setzte Vagnoman jedoch den Schlusspunkt, was ihm hoch anzurechnen ist.
Sein Gegenstück, Kapitän Tim Leibold, hatte vor allem in der ersten Hälft viel zu tun. Für seine bekannten Offensivläuft bekam der Linksverteidiger selten Räume. Einen dieser Räume nutzte der 27-jährige jedoch in der 67. Minute, als "Leibe" den entscheidenden Impuls zum 2:0 gab, welches den endgültigen Wendepunkt des Spiels bedeutete.
Mit Glück gab es im ersten Spielabschnitt kein Gegentor, besonders in der Spieleröffnung ist massig Luft nach oben. Einfache Pässe landen zu oft beim Gegner.
3. Mittelfeld
In der Anfangsphase glich vor allem die Mittelfeldzentrale einem schweizer Käse. Den Gästen wurden unzählige Löcher für gefährliche Angriffe geboten, die nicht selten aus individuellen Fehlern resultierten.
Klaus Gjasula, der trotz eines Nasenbeinbruchs ohne Maske auflief, machte seine Sache allerdings ordentlich. Der Albaner war oft die letzte Bastion im Luftkampf. Mit Hilfe seines Helms katapultierte das Geburtstagskind vom gestrigen Montag das Leder aus der Gefahrenzone, fehleranfällig war der "Gladiator" dabei selten. Aufmerksam, zweikampfstark und ohne nennenswerte Schnitzer - Gjasula scheint endgültig die gewünschte Verstärkung für den HSV zu sein und empfiehlt sich für weitere Einsätze.
Neben Gjasula wurden im Mittelfeld Aaron Hunt und Jeremy Dudziak aufgeboten, die für die nötigen Ideen sorgen sollten, was lange fehlschlug.
Wenn es allerdings in Richtung des Gästetores ging, dann waren Hunt und Dudziak zumeist beteiligt.
So auch in der 31. Minute, als Dudziak mit seiner sechsten Vorlage der Saison das 1:0 für Simon Terodde servierte.
Der mutige Ansatz des SV Sandhäusern bot leider wenig Raum für kreative Spielzüge für den HSV - Hunt und Dudziak wurden lange erfolgreich aus dem Spiel genommen, weshalb sie ihre unbestrittenen Qualitäten nicht entfalten konnten.
4. Sturm
Neben Mittelstürmer Simon Terodde wurde Manuel Wintzheimer als hängende Spitze von Daniel Thioune ins Spiel geworfen.
Wintzheimer konnte leider wenige Ballaktionen verzeichnen, half jedoch oft in der Defensive aus, um die Bemühungen der Gäste zu ersticken.
In der Offensive war der U21-Nationalstürmer jedoch kaum präsent, da auch er unter der unerwartet mutigen Spielweise der Gäste litt.
In der 59. Minute musste "Manu" weichen. Möglicherweise findet sich der 21-jährige im nächsten Spiel auf der Bank wieder.
6. Doppelpack von Simon Terodde - Saisontore 12 und 13 - der Typ ist die Lebensversicherung des HSV. Kaum taucht der 32-jährige vor dem Tor auf, ist das Leder auch schon im Netz - unglaublich wichtig!
Wertvoller war ein Stürmer für die Rothosen selten.
5. Einwechselspieler
Daniel Thioune erschöpfte heute sein komplettes Wechsel-Kontingent. Der Doppelwechsel in der 59. Minute bedeutete die Wendung des Spiels zu Gunsten der Hausherren. Mit Aaron Hunt und Manuel Wintzheimer verließen zwei offensive Akteure das Feld, David Kinsombi und Amadou Onana kamen, um die Beanspruchung der Defensive abzupuffern - mit Erfolg.
Nicht nur, dass beide durchaus erfolgreich für das endgültige Ende der Sandhäuser-Angriffsbombadierung sorgten, David Kinsombi legte vor (und verletzte sich nach bösem Foul von Contento zum Glück nicht schwer) und Amadou Onana entschied das Spiel mit einem tollen Lupfer zum 3:0.
Der Blick des jungen Belgiers nach seinem zweiten Tor im Dress des HSV in Richtung Bank sprach Bände - Onana will spielen und das wird er auch, wenn er so weitermacht. Die Hereingabe von Kinsombi und Onana war definitiv eine Bereicherung für den HSV.
In der 82. Spielminute kamen Bobby Wood und Gideon Jung für Klaus Gjasula und Simon Terodde. Während Jung dabei half, kein Gegentor zu bekommen, legte Bobby Wood in der 92. Minute das 4:0 von Josha Vagnoman auf. Der US-Boy verdiente sich damit seinen lang ersehnten Scorerpunkt und könnte als Lohn in der nächsten Woche gegen Karlsruhe starten.
Kurz vor dem Ende vollzog Thioune seinen letzten Wechsel und brachte Bakery Jatta für Jeremy Dudziak. Der junge Gambier hatte einige gute Ballaktionen, war jedoch nur knapp fünf Minuten auf dem Feld, weshalb eine vollumfängliche Beurteilung nicht möglich ist. Die Schnelligkeit des 21-jährigem hätte dem HS womöglich schon früher gut getan, so muss sich Jatta aber mit einem weiteren Kurzeinsatz zufrieden geben, was auch völlig okay ist, denn im Endeffekt hat Daniel Thioune mit seinen Wechseln erneut ein gutes Händchen bewiesen.
Was ein Abend - was bis zur 60. Minute böse aussah, nahm ein gutes Ende für den HSV.
Mit dem zweiten Sieg in Folge habe die Rothosen wieder Oberwasser und reisen am kommenden Montag mit breiter Brust zum Karlsruher SC - Daniel Thioune forderte kürzlich neun Punkte vor Weihnachten - sechs davon hat der HSV bereits im Sack und grüßt damit mindestens bis Mittwochabend von der Tabellenspitze.