HSV: 3 Siege für den Aufstieg!

Der HSV auf dem Weg zurück in Liga 1 - in den letzten drei Spielen zählen nur noch Punkte.
Der HSV auf dem Weg zurück in Liga 1 - in den letzten drei Spielen zählen nur noch Punkte. / Pool/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nun war es also wieder so weit: Der HSV konnte sich durch einen Sieg in Dresden am VfB Stuttgart vorbeischieben. Die Schwaben verloren nicht nur das gestrige Derby gegen den KSC, sondern auch den direkten Aufstiegsplatz. Für die Rothosen zählt nur noch eine Marschroute: 3 Siege für den Aufstieg! 9 Punkte für die Rückkehr in die Bundesliga.

Platz 2 in der 2. Bundesliga: Kaum ein Tabellenrang ist derzeit so beliebt wie die Vizemeisterschaft im Unterhaus. Der Kampf um den direkten Aufstiegsplatz könnte spannender kaum sein. Neben dem HSV kündigen auch der FC Heidenheim, der VfB Stuttgart und theoretisch auch noch Darmstadt 98 ihre Ansprüche auf den Platz hinter Tabellenführer Arminia Bielefeld an. Die Konstellation an der Spitze ist jedoch alles andere als sicher. Mit nur einem Patzer kann sich die Reihenfolge der Teams ändern. Für den HSV zählen in den verbleibenden drei Spielen nur noch Punkte - am besten neun.

Die Flucht aus Liga 2

Für den Hamburger Sport-Verein geht es in den kommenden 13 Tagen um mehr als nur den Aufstieg.
Auch der öffentliche Druck würde schlagartig abnehmen, wenn die Rückkehr ins Oberhaus gelänge. Ein erneutes Scheitern täte niemandem, dessen Herz für den HSV schlägt, gut.

Nach leichtfertigen Punktverlusten soll nun alles anders werden - mit dem Ziel vor Augen
Nach leichtfertigen Punktverlusten soll nun alles anders werden - mit dem Ziel vor Augen / Pool/Getty Images

Bei einem Verbleib in Liga 2 droht neben finanziellen Einbußen und schwindender Attraktivität auch der Verlust von Leistungsträgern, die wohl nur bei einem Aufstieg gehalten werden können. Auch die "neue Gewohnheit" eines Verbleibs in der 2. Liga würde dem Gefüge im Volkspark enormen Schaden zufügen - ein längerer Aufenthalt im Unterhaus könnte drohen und das "Projekt Aufstieg" würde keinesfalls leichter werden.

Strammes Restprogramm

Dem HSV stehen noch der VfL Osnabrück, der FC Heidenheim und der SV Sandhausen im Weg.
Am morgigen Dienstag gastiert Osnabrück im Volksparkstadion - eine Mannschaft, an die der HSV nicht unbedingt gute Erinnerungen hat. Ein Sieg gegen die Niedersachsen liegt lange zurück. Letztmals gewinnen konnten die Rothosen im Jahr 1988, die letzten drei Begegnungen gewann der VfL. Höchste Zeit für die Hamburger also, den Bann zu durchbrechen.

Leicht wird dieses Unterfangen allerdings keinesfalls. Während der HSV von Liga 1 träumt, befinden sich die Osnabrücker mitten im Abstiegskampf. Schon gegen den VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld präsentierte sich die Mannschaft von der Bremer Brücke extrem stark, was auch für den HSV sehr gefährlich werden könnte.

Der letzte Pflichtspiel-Sieg gegen Osnabrück liegt 32 Jahre zurück.
Der letzte Pflichtspiel-Sieg gegen Osnabrück liegt 32 Jahre zurück. / TF-Images/Getty Images

Am kommenden Sonntag folgt dann der Showdown in Heidenheim. Diese Partie könnte für eine Vorentscheidung sorgen. Es wäre der früheste Termin, an dem der HSV den Aufstieg perfekt machen könnte, wenn alles passt. Entscheidend ist, ob die Hanseaten mit diesem Druck umgehen können. Schon in der Vergangenheit wurden wichtige Punkte leichtfertig verschenkt - in Gönnerlaune dürfen sich die Rothosen jedoch nicht mehr präsentieren. Da auch die Heidenheimer noch Aufstiegschancen haben, ist eine umkämpfte Partie zu erwarten.

Am letzten Spieltag empfängt der HSV den SV Sandhausen. Direkt absteigen können die Sandhäuser mit mittlerweile 40 Zählern kaum noch und auch die Relegation droht wohl nur im Worst-Case. Dem HSV möglicherweise in die Suppe zu spucken zu können, wird dennoch eine riesige Motivation für den SVS sein, falls es dann überhaupt noch möglich sein sollte.

Ein Spaziergang werden die kommenden Aufgaben mit Sicherheit nicht. Dass der HSV in der Lage ist, alle diese Teams zu besiegen, dürfte nichtsdestotrotz klar sein. Was nun zählt, sind Leistung und Einsatz - ohne Wenn und Aber.

Hunt, Pollersbeck und Pohjanpalo als Vorbilder

In den vergangenen Spielen waren in den Reihen der Hamburger auch Lichtblicke zu vernehmen. In Person von Julian Pollersbeck, Joel Pohjanpalo und vor allem Aaron Hunt zeigte der HSV den nötigen Einsatz, der zum Erreichen des Ziels unbedingt nötig ist. Pollersbeck funktionierte sofort und hütete das Tor relativ souverän. Pohjanpalo zeigt sich zuverlässig in Torlaune und sicherte seiner Mannschaft damit wichtige Punkte.

in der momentanen Lage eine große Stütze für den HSV - Aaron Hunt
in der momentanen Lage eine große Stütze für den HSV - Aaron Hunt / Pool/Getty Images


Besonders hervorzuheben ist jedoch das Auftreten von Aaron Hunt, der in den letzten Wochen einen bärenstarken Dienst für seine Mannschaft erbringt. Der Kapitän spult unfassbare Laufleistungen ab, ist eine Stütze für seine Mitspieler und ein Motivator für die letzten nötigen Prozentpunkte. Dass der Routinier noch einmal so wichtig für die Mannschaft werden würde, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten. Durch seinen unbändigen Willen erfüllte Hunt seine Vertragsklausel am vergangenen Freitag, die ihm einen Verbleib beim HSV sichert.

Nach seinem 20. Saisonspiel verlängerte sich der Vertrag des erfahrenen Spielmachers automatisch um ein Jahr - keine schlechte Sache, wenn man sich die Leistungen des Kapitäns näher anschaut.
Hunt könnte zu einer sehr entscheidenden Figur für die wichtigste Phase der Saison werden und an der Rückkehr in die Bundesliga großen Anteil haben.

Nervosität ablegen, Konzentration hochhalten

Was dem HSV in den letzten Spielen häufig zum Verhängnis wurde, muss unbedingt abgestellt werden. Besonders in den letzten Minuten des Spiels wirkte die Mannschaft sehr nervös und fing sich nicht selten einen unnötigen Gegentreffer ein, die einige Punkte kosteten. Seine qualitative Überlegenheit nutzte der HSV selten. Auch die Defensive wirkte zum Teil sehr schläfrig und fehleranfällig. Zu leicht wurden dem Gegner gute Chancen gewährt.

Was der HSV nun braucht, sind Ruhe, Konzentration und vor allem Motivation. Die ausstehenden Begegnungen werden definitiv im Kopf entschieden. Nun kann sich der HSV nur noch selbst schlagen. Wenn das nötige Pensum abgespult wird, dann könnten die Rothosen Rang 2 locker halten.
Gefährlich sind die vermeintlich "kleinen" Mannschaften ohne Frage und jede Analyse bringt nicht viel, wenn die eigene Mannschaft nicht funktioniert.

auch auf die Arbeit des Trainerteams wird es nun ankommen
auch auf die Arbeit des Trainerteams wird es nun ankommen / Pool/Getty Images

Die Aussicht, dass sich die Spieler im Aufstiegsfall zu Helden mausern würden, sollte aber doch Motivation genug sein. Sie würden als erste Mannschaft in die Geschichtsbücher eingehen, die mit dem HSV aufgestiegen ist, obwohl das in Anbetracht der Umstände in Hamburg eigentlich kein erwähnenswerter Erfolg sein sollte, denn sowohl Spielermaterial, als auch die Infrastruktur und das Umfeld in der Hansestadt sind auf die erste Liga ausgerichtet. Trotzdem erwies sich der Kampf um den Aufstieg als große Hürde, die noch lange nicht überwunden ist.

Mehrere Vorlagen der Konkurrenz konnte der HSV nicht für sich nutzen, weshalb diese brenzlige Situation überhaupt entstand. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich die Gegner häufig genauestens auf den HSV einstellen konnten, da es kaum Variation in der taktischen Ausrichtung gab und auf bestimmte Situationen häufig vorhersehbar reagiert wurde.


"Hätte, wenn, aber" - Wörter, die man rund um den Volkspark in den letzten Monaten regelmäßig vernahm. Aus den zahllosen Phrasen und Weisheiten, die nach den Spielen geschwungen wurden, könnte man ein sehr dickes Buch erstellen. Ein Buch, dass die wechselhafte Saison des HSV widerspiegeln würde. Eine Saison, die phasenweise alles andere als souverän gespielt wurde. Und trotzdem stehen die Rothosen momentan auf dem zweiten Tabellenplatz, dem Ziel so nah wie selten. Zwar selbst mit dem Druck, punkten zu müssen, aber auch die Konkurrenz ist auf Punkte angewiesen - dringender als der HSV!

Natürlich ist diese Situation alles andere als dankbar. Jeder HSV-Fan hätte sich zur Abwechslung eine souveräne Saison gewünscht, in der nicht bis zum Schluss gezittert werden muss.
DAS ist jedoch der Fußball - vor allem wenn der HSV involviert ist, ist Spannung vorprogrammiert - dieses Mal hoffentlich mit einem Happy-End - 3 Siege und die Sache ist geritzt - 3 Siege für den Aufstieg!