HSV: 10 ehemalige Spieler, die noch heute aktiv sind.
Von Marcel Stummeyer
Der Hamburger Sport-Verein hatte in der Vergangenheit einige Namen im Kader, an die sich die Fans auch noch heute gerne erinnern werden. Einige ehemalige Akteure des HSV sind in die Jahre gekommen, gehen aber trotzdem noch ihrer Leidenschaft nach.
In diesem Artikel möchten wir euch frühere HSVer vorstellen, die auch noch heute im fortgeschrittenen Alter professionell Fußball spielen.
Früher galt der HSV als ganz heiße Adresse in Europa. Ein Europapokalabend folgte dem nächsten und von 2. Liga war an der Elbe lange nicht die Rede. Auch die Spieler, die damals mit der Raute auf der Brust aufliefen, blieben unvergessen. Viele von ihnen prägten den HSV nachhaltig und werden auch heute noch mit den erfolgreichen Zeiten im Volkspark in Verbindung gebracht.
Viele besondere Momente durften damals bestaunt werden - verschont von Transfer-Flops blieben die Rothosen allerdings auch damals nicht. Einige unglückliche Transfers des HSV sind noch heute in den internationalen Ligen zu finden.
Die folgende Liste führt einige dieser Spieler auf und lässt den blühenden HSV-Fan in Erinnerungen schwelgen.
1. Jaroslav Drobny, 40, SK Dynamo Ceske Budejovice
Torhüter Jaroslav Drobny wechselte im Jahr 2010 von Hertha BSC zum HSV. Häufig musste sich der Tscheche mit dem Status der "Nummer 2" begnügen. In seinen sechs Saisons in der Hansestadt war Drobny nur in zweien Stammtorwart. Allerdings erwies sich "Drobo" immer als ebenbürtige Alternative zu den etatmäßigen Stammtorhütern in Hamburg. Der 7 malige Nationalspieler Tschechiens stand immer bereit, wenn er gebraucht wurde - auch seinen Einsatz und seine Loyalität lernte man in Hamburg zu schätzen. Insgesamt 84 Mal stand Drobny zwischen den Pfosten des HSV. Sein Abgang im Jahr 2016 sorgte bei nicht wenigen Unterstützern der Rothosen für Empörung - Drobnys Vertrag wurde nach sechs Jahren nicht mehr verlängert - leider. Er wechselte ausgerechnet zum großen Rivalen nach Bremen und zweieinhalb Jahre später zu Fortuna Düsseldorf.
Nach einer kurzzeitigen Vereinslosigkeit ist "Drobo" heute noch aktiv. Mit bald 41 Jahren hütet Drobny das Tor des tschechischen Erstligisten SK Dynamo Ceske Budejovice - als Stammtorwart. In 12 Spielen in der Fortuna Liga blieb Jaroslav Drobny diese Saison fünf mal ohne Gegentor.
2. Vincent Kompany, 34, RSC Anderlecht
Vincent Kompany spielte zwar nur zwei Jahre in Hamburg, entwickelte sich danach aber zu einem der besten Innenverteidiger der Welt. 2006 vom RSC Anderlecht an die Elbe gewechselt, wurde Kompany immer wieder durch Verletzungen ausgebremst. Für den HSV kam der Belgier auf 51 Einsätze, 2008 klopfte Manchester City an. Der Wechsel zu den neureichen Citizens sollte sich für Kompany vollends lohnen.
In England schlug der Innenverteidiger voll ein. Er wurde Stammspieler, Kapitän und einer der besten Verteidiger der Welt. Besonders die Führungsqualitäten Kompanys waren einzigartig, aber auch seine Fähigkeiten in der Defensive waren außergewöhnlich.
Bei Man City prägte Kompany eine sehr erfolgreiche Ära. Er wurde vier mal Meister in England und konnte acht Pokalsiege feiern, ehe er im Jahr 2019 zu seinem Jugendverein Anderlecht - vorübergehend als Spieler-Trainer - zurückkehrte und im selben Jahr ein Freundschaftsspiel gegen den HSV spielte. Für 90 Minuten kehrte der 89 malige Nationalspieler Belgiens in sein altes Wohnzimmer zurück und wurde vom Hamburger Publikum herzlich empfangen.
3. Valon Behrami, 35, FC Genua
Er sollte das Mittelfeld stabilisieren, verschwand nach einer enttäuschenden Spielzeit aber schon wieder - Valon Behrami. Mit großen Erwartungen wurde der Schweizer im Jahr 2014 vom SSC Neapel verpflichtet. Sechs Millionen Euro blechten die Hamburger für die Dienste Behramis hin - ein Flop, wie sich schnell herauskristallisierte, denn der gewünschte Effekt blieb aus. Behrami, der sonst für seine robuste Spielweise und seine Führungsqualitäten bekannt war, versagte in Hamburg völlig. Außer seine blonden Harre war auf dem Platz selten etwas vom Nationalspieler der Schweiz zu sehen. Trauriges Highlight war ein Derby gegen Werder Bremen, in dem Behrami einen Elfmeter verschuldete, der zum 0:1-Endstand für Werder führte und. Zu allem Überfluss sah er auch noch die rote Karte für diese "Notbremse." Ein Spiegelbild seiner Zeit an der Elbe, die nach nur einem Jahr vorzeitig endete.
Der HSV konnte sich glücklich schätzen, dass ein Abnehmer für Behrami gefunden wurde, der sogar eine Ablöse zahlte, die den Verlust weniger schmerzhaft machte. Nach seiner Zeit in der Hansestadt versuchte Behrami in England sein Glück - ohne durchschlagenden Erfolg. Es folgten Stationen in Italien und seiner Heimat Schweiz, ehe er im Januar dieses Jahres zum abstiegsbedrohten FC Genua wechselte, wo er bereits zwischen 2003 und 2005 aktiv war. Der Vertrag des 35-Jährigen läuft am Ende der aktuellen Spielzeit aus.
4. Eljero Elia, 33, Istanbul Basaksehir
Im Jahr 2009 wechselte Eljero Elia von Twente Enschede zum HSV. Der zum "besten Jungspieler" der Eredivisie gewählte Elia sollte der Königstransfer des HSV werden - und er begann vielversprechend. Seine erste Saison in der Bundesliga verlief gut. Mit seiner Schnelligkeit, Dynamik und Torgefahr brachte der Flügelflitzer alles mit, was ihn zu einem außergewöhnlich guten Talent machte.
Mit schwindendem Erfolg der Rothosen schwand allerdings auch die Spielfreude des Niederländers. Nach der Niederlage im Europa League-Halbfinale im Jahr 2010, ging es steil bergab.
Nach einer enttäuschenden zweiten Spielzeit in Hamburg führte der Weg von Elia zu Juventus Turin. Aber auch in Italien verweilte der Flügelstürmer nur ein Jahr, ehe es für drei durchwachsene Jahre, inklusive einer Leihe nach England, zu Werder Bremen ging.
Erst im Jahr 2015, als Eljero Elia zu Feyenoord Rotterdam wechselte, ging es wieder bergauf. Er wurde Pokalsieger und feierte 2017 die niederländische Meisterschaft.
Heute ist der 33-Jährige für Istanbul Basaksehir in der türkischen Süper Lig aktiv und sammelt dort relativ regelmäßig Spielzeit - auch in der Europa League.
5. Nigel de Jong, 35, Al Shahania Sports Club
Nigel de Jong erwies sich für den HSV als absoluter Glücksgriff. 2006 wurde der Niederländer für den Schnäppchenpreis von 1,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtet.
Bereits früh übernahm der defensive Mittelfeldspieler Verantwortung. Für seine aggressive und sehr robuste Spielweise war de Jong international bekannt. Er war ein eisenharter Spieler, der sich für nichts zu schade war - und beim HSV entwickelte er sich prächtig. 94 Mal trug de Jong das Trikot mit der Raute. Die Verpflichtung des Niederländers lohnte sich nicht nur sportlich für die Hanseaten, denn de Jong wurde im Jahr 2009 für die Rekordablöse von 18 Millionen Euro an Manchester City verkauft.
Die englische Spielweise passte wie die Faust aufs Auge für den Niederländer, der 2012 englischer Meister wurde.
Im selben Jahr wechselte de Jong zur AC Mailand - der Anfang einer wahren Wechsel-Odyssee, denn nach 4 Jahren in Mailand änderte sich der Verein des Abräumers fast jährlich. Über Los Angeles und Galatasaray gab de Jong im Jahr 2018 sein Comeback in der Bundesliga für Mainz 05.
Schon nach einem halben Jahr ging es aber weiter nach Katar, wo der heute 35-Jährige auch zur Zeit noch aktiv ist, um eine tolle Karriere ausklingen zu lassen und sich das Konto noch einmal gut zu befüllen.
6. Jonathan Pitroipa, 34, Paris FC
Es war das Jahr 2008, in dem Jonathan Pitroipa ablösefrei vom SC Freiburg zum HSV wechselte. Schlacksig kam der Mann aus Burkina Faso daher - er war schnell und dribbelstark und durch seine eher unkonventionelle Spielweise waren seine Aktionen oft unvorhersehbar, was die Fans auf den Rängen nicht selten an den Rand der Verzweiflung brachte.
Oft war Pitriopa schneller als der Ball, was die ein oder andere gute Aktion zunichte machte. Seine Bilanz bei den Rothosen ist auch eher überschaubar: In 105 Einsätzen traf Pitroipa 6 mal und gab 16 Vorlagen.
Nach drei Jahren an der Elbe zog es den Flügelflitzer zu Stade Rennes nach Frankreich, wo es in den ersten Jahren ganz gut lief für den 78-fachen Nationalspieler von Burkina Faso.
2015 hieß die nächste Station UAE. In den vereinigten arabischen Emiraten verbrachte Pitroipa dreieinhalb Jahre, bevor es nach halbjähriger Vereinslosigkeit zurück nach Europa ging.
Bei Royal Antwerpen unterschrieb Jonathan Pitroipa seinen nächsten Vertrag, der aber nur ein halbes Jahr Bestand hatte, da der Flügelstürmer im Sommer 2018 zum französischen Hauptstadtclub Paris FC wechselte.
Die Pariser sind auch heute noch der Arbeitgeber des Mannes aus Burkina Faso, der mit mittlerweile 34 Jahren die Nummer 10 in der Ligue 2 trägt.
7. Marcus Berg, 33, FK Krasnodar
In der Rangliste der größten Transferenttäuschungen des HSV taucht Marcus Berg definitiv ganz oben auf. Der Schwede wechselte im Jahr 2009 mit monströsen Erwartungen in die Hansestadt, konnte sein Potenzial aber nie unter Beweis stellen.
Berg galt als eines der größten Sturmtalente zu der Zeit und wurde bereits in jungen Jahren zahlreich ausgezeichnet. In Hamburg war von der Begabung des Stürmers allerdings nur im Außnahmefall etwas zu sehen. Hinter den Erwartungen blieb die damals teuerste Verpflichtung der Vereinsgeschichte weit zurück.
Folgerichtig war das "Kapitel Berg" beim HSV zu Ende, bevor es richtig begonnen hatte. Eine Leihe zu PSV Eindhoven sollte dem schwedischen Nationalspieler zu neuer Stärke verhelfen, allerdings erfolglos.
2013 verließ Berg den HSV endgültig - nach mickrigen 13 Toren aus 70 Begegnungen schloss sich der Schwede Panathinaikos Athen an, wo er auch plötzlich funktionierte. In 151 Spielen knipste Berg 95 Mal für die Griechen.
Nach einem kurzen, aber auch torreichen Zwischenstopp in den arabischen Emiraten, wechselte Marcus Berg nach Russland zum FK Krasnodar, wo der heute 33-Jährige momentan weiterhin aktiv ist.
8. Nicolai Müller, 32, Western Sydney Wanderers
Was im Jahr 2014 vielversprechend begann, endete 2018 extrem unglücklich. Nicolai Müller kam aus Mainz zum HSV und sollte die Außenbahnen beleben, was ihm teilweise auch sehr gut gelang. 2015 erzielte Müller in der Relegation gegen Karlsruhe das entscheidende Tor zur 2:1-Rettung und auch in den folgenden Jahren steuerte der Außenstürmer immer wieder Tore und Vorlagen bei. Im Jahr 2017 kam dann der Schock: Beim Jubeln riss sich Nicolai Müller das Kreuzband und fiel deshalb für den Rest der Saison aus.
Trotzdem wollte der HSV den auslaufenden Kontakt gerne verlängern. Man bemühte sich, Müller zu halten und unterbreitete ihm trotz der Verletzung ein neues Angebot, das der zweifache Nationalspieler jedoch ablehnte und sich nach dem ersten Abstieg der Hamburger Eintracht Frankfurt anschloss. Es war kein schöner Abschied aus der Hansestadt, aber rückblickend betrachtet nicht die schlechteste Lösung für den HSV, denn zu alter Stärke fand Müller nie.
Weder in Frankfurt, noch in Hannover fand Müller sein Glück.
Heute spielt der mittlerweile 32-Jährige in Australien bei den Western City Wanderers. Vereinsbezogen hätte es den Offensivspieler deutlich schlimmer treffen können. In Down-Under kann Müller sich auch endlich wieder regelmäßig mit persönlichen Erfolgen belohnen.
9. Marcelo Diaz, 33, Racing Club
Nur knapp ein Jahr verweilte Marcelo Diaz beim HSV. Dieses eine Jahr reichte jedoch, um sich zur Vereinslegende zu machen. Der Satz "tomorrow my friend" brannte sich in die Herzen der HSV-Fans ein und wird auf ewig unvergessen bleiben.
Im Relegationsspiel gegen den Karlsruher SC war der Chilene der entscheidende Mann. In der Nachspielzeit rettete er den HSV in die Verlängerung. Wenn Diaz den Freistoß nicht verwandelt hätte, dann wäre das "Kapitel Bundesliga" für den HSV schon früher beendet gewesen.
Das Tor in der Relegation war jedoch das einzige, wenn auch sehr bedeutende Erfolgserlebnis für Marcelo Diaz im Dress des HSV. In den restlichen 19 Begegnungen konnte sich der Mittelfeldmann nicht mehr in die Torschützen- oder Vorlagenliste eintragen.
Im Frühjahr 2016 wechselte der chilenische Nationalspieler zu Celta Vigo nach Spanien, bevor er sich eineinhalb Jahre später den UNAM Pumas aus Mexiko anschloss.
Seit 2018 ist Marcelo Diaz für seinen heutigen Arbeitgeber, dem Racing Club aus Argentinien, aktiv. Der mittlerweile 33-Jährige wird in den Herzen der HSV-Fans immer einen Platz haben.
10. Paolo Guerrero, 36, SC Internacional Porto Alegre
Ein Name, an den sich viele HSV-Fans noch bestens erinnern werden - Paolo Guerrero. 2006 von Bayern München verpflichtet, schnürte der Peruaner sechs Jahre lang seine Schuhe für den HSV. In diesen Jahren kam der Stürmer auf 183 Einsätze für die Rothosen, in denen er 51 mal traf und 29 weitere Tore vorlegte. Er ist eines der Gesichter einer sehr erfolgreichen Zeit an der Elbe, in der der HSV noch Stammgast auf europäischer Bühne war und auch in der Bundesliga regelmäßig im oberen Drittel zu finden war.
Allerdings war Guerrero auch für sein Temperament bekannt, was ihm den ein oder anderen heiklen Moment einbrachte. Sei es der Flaschenwurf aus dem Jahr 2010, als er einem Fan, der ihn nach dem Spiel beleidigte, seine Trinkflasche aus geschätzten 20 Metern punktgenau ins Gesicht warf, oder seine wüste, unnötige Grätsche an der Eckfahne gegen Sven Ulreich aus dem Jahr 2012 - Guerrero brannte gerne einmal durch.
Auch nach seiner Zeit in Hamburg geriet der Peruaner immer wieder in die Schlagzeilen. Im Jahr 2018 wurde Guerrero vom CAS wegen eines Doping-Vergehens gesperrt und verpasste dadurch um ein Haar die Teilnahme an der WM 2018.
In der Qualifikation war Guerrero als Kapitän Perus einer der wichtigsten Faktoren für die lang ersehnte Teilnahme an der Weltmeisterschaft.
Seine Torgefahr zeichnet den Stürmer auch heute noch aus.
Seit 2012 ist Guerrero in Brasilien aktiv. Nach Corinthians und Flamengo Rio de Janeiro zog es den torgefährlichen Mittelstürmer zu Internacional Porto Alegre, wo er mit 36 Jahren auch noch heute auf Torejagd geht.
483 Vereinsspiele und 101 Länderspiele stehen für Guerrero zu Buche, in denen er insgesamt 225 Tore schoss, teilweise auch sehr wichtige.
Neben vier Platzverweisen konnte Guerrero aber auch den ein oder anderen Harttrick beisteuern, was ihn zu einem sehr guten Offensivspieler machte - auch beim HSV, seine Ausraster ganz vorsichtig ausgeklammert.
Beim Durchgehen der Liste kommen definitiv Erinnerungen auf. Sei es der unglaubliche Freistoß von Diaz, der ganz Hamburg in Ekstase versetzte, der grenzenlose Jubel, als Marcus Berg tatsächlich ein Mal traf, die Angst, wenn Jonathan Pitroipa zum Dribbling ansetzte, oder die Fassungslosigkeit nach den Aussetzern von Guerrero.
Der HSV hatte einige Spieler in seinen Reihen, die für besondere Momente gesorgt haben. Genau das macht den Fußball so einzigartig, weshalb sich immer ein Blick auf die Laufbahn der Spieler lohnt.
Manch ein Spieler bekommt einfach nicht genug von seinem Sport - und das ist auch gut so!
Wenn man von "noch aktiv" spricht, könnte man auch Naohiro Takahara in die Liste aufnehmen, der mit 40 Jahren noch in der 5. Liga Japans spielt, oder das Duo Jansen/Trochowski, die für die dritte Mannschaft des HSV auflaufen - wir haben uns aber ganz bewusst für Spieler entschieden, die noch professionell Fußball spielen.