Höwedes und Moskau trennen sich: Darum könnte eine Schalke-Rückkehr Sinn ergeben
Von Yannik Möller

Die letzten Jahre spielte Höwedes für Lokomotiv Moskau in Russland, nun hat das Engagement ein Ende gefunden. Logisch, dass unter vielen Fans eine Rückkehr nach Schalke diskutiert wird. Aber kann der 32-Jährige seiner alten Liebe, dem S04, nochmal unter die Arme greifen?
Kaum ein Spieler hat über die letzten zehn, zwanzig Jahre so sehr Schalke 04 verkörpert wie Benedikt Höwedes. Im Alter von 13 Jahren wechselte er in die Knappenschmiede, spielte bis zum Sommer 2017 für Königsblau, ehe er erst kurzzeitig zu Juventus Turin und später fest zu Lok Moskau wechselte. Wie der russische Verein nun mitteilte, wurde Höwedes' Vertrag im beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Könnte eine Rückkehr ein potenzielles Thema werden?
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— Benedikt Höwedes (@BeneHoewedes) June 9, 2020
Höwedes ist heute 32 Jahre alt und hat damit - so ehrlich muss man sein - den Großteil seiner Spielerkarriere hinter sich gebracht, und das mit Erfolg. Mit Juve holte er 2017/18 das italienische Double, mit Schalke gewann er 2011 den DFB-Pokal, mit Moskau gewann er 2019 den Pokal und wurde in dieser Saison auch Superpokalsieger. Unvergessen bleibt natürlich die Weltmeisterschaft 2014. Nun, da sich seine Karriere langsam aber sicher dem Ende neigt, wäre ein oder zwei letzte Jahre in Königsblau für den langjährigen Kapitän doch etwas, wovon vermutlich nur wenige Fans abgeneigt sein dürften.
Ein Innenverteidiger könnte Schalke gut tun: Höwedes als wichtiger Mann in der zweiten Reihe?
Wird der rein sportliche Blick bemüht, so werden mindestens zwei Innenverteidiger den S04 über den Sommer verlassen. Jean-Clair Todibo muss zum FC Barcelona zurück, Benjamin Stambouli hat ein Vertragsangebot mit verkürztem Gehalt nicht angenommen, geht somit ebenfalls. Dazu dürfte es wieder das ein oder andere Angebot geben, beispielsweise für Matija Nastasic, während der Verein Einnahmen gut gebrauchen könnte.
Blieben noch Salif Sané und Ozan Kabak, die der Klub für die nächste Saison sicher halten wollen wird. Dahinter wären dann eventuell noch Nastasic sowie die Youngsters um Malick Thiaw und Timo Becker im Kader. So lässt sich festhalten, dass ein weiterer Akteur noch passen würde. Schließlich werden weder Thiaw noch Becker schon in der nächsten Spielzeit zu Stammspielern, dafür brauchen sie noch ein, vielleicht zwei Jahre.
Trotz seines bereits höheren Alters verfügt Höwedes noch immer über gute Qualitäten, daran besteht eigentlich kein Zweifel. Wenn er gegenüber Sané und Kabak theoretisch auch kein Stammspieler wäre, als Backup oder potenzieller Ersatzspieler würde er allemal ein Gewinn darstellen.
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— Benedikt Röhrig (@Bene1904_) June 9, 2020
Allerdings muss es auch das berühmte "aber" geben: Schalke ist so gut wie pleite, das Transferbudget wird klein sein, sodass die verantwortlichen Personen um Sportvorstand Jochen Schneider sorgfältig die Prioritäten abwägen und eine vernünftige Transferpolitik an den Tag legen müssen. Eine Ablöse wäre für den in Haltern geborenen Defensiv-Spieler zwar nicht notwendig, doch beim Gehalt müsste es Einschränkungen geben. Stambouli war mit etwa vier Millionen Euro Gehalt zu teuer - somit müsste im Bezug auf eine etwaige Anstellung von Höwedes ein deutlicher Schnitt her, damit diese Rückhol-Aktion Sinn ergeben würde.
Höwedes müsste zu Einschränkungen bereit sein - Karriere innerhalb von Schalke ebenfalls denkbar
Sollte sich der Weltmeister dafür bereit fühlen, wäre es zumindest richtig, sich mit der Personalie zu beschäftigen. Wirklich sinnvoll wäre eine Verpflichtung allerdings nur, wenn Höwedes zu finanziellen Einbußen bereit ist und er Verständnis für den sehr wahrscheinlich wartenden Platz auf der Bank hätte. Denn das wäre die wichtige Voraussetzung. Bei allen Emotionen, S04 kann es sich nicht leisten, unvernünftig zu agieren - auch wenn es sich um einen beliebten, verdienten und bekannten Spieler handelt, der sich womöglich wieder das blau-weiße Trikot überziehen könnte.
Sollte dieses Szenario möglich sein, ist es aber durchaus denkbar, dass Schalke davon profitiert. Bene, wie er auf Schalke gerufen wird, versteht sich als Schalker. Auch innerhalb des Teams und in der Kabine wäre eine Führungs- und Autoritätsfigur eine gute Bereicherungen. Nicht zuletzt, da neben Stambouli auch Daniel Caligiuri den Verein verlassen dürfte und auch Guido Burgstaller als Kandidat für einen Sommer-Abschied gelten soll. Das Ziel, eine junge Mannschaft aufzubauen die langfristig erfolgreich ist, benötigt auch gewisse Leitplanken und erfahrene Spieler.
Hier könnte Höwedes agieren. Und - um in diesem Szenario zu bleiben - nach potenziellen ein, zwei Jahren als Spieler, könnte er sich sicherlich auch eine Rolle innerhalb des Klubs vorstellen. Zusammen mit Sascha Riether um die Mannschaft herum, vielleicht auch noch höher. Wer weiß das schon. Fest steht allerdings: Für eine Rückkehr müssen gewisse Bedingungen passen. Schalke hat nichts zu verschenken, auch aus emotionalen Gründen nicht.