Mit Horst Hrubesch ist auch die Hoffnung beim HSV zurückgekehrt!

Der Lange und sein Abwehrchef: Horst Hrubesch bedankt sich nach dem Spiel bei Toni Leistner
Der Lange und sein Abwehrchef: Horst Hrubesch bedankt sich nach dem Spiel bei Toni Leistner / Martin Rose/Getty Images
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Eigentlich hatte ich mich auf drei letzte Saisonwochen ohne jeglichen "Stress" gefreut - denn den Aufstieg des Hamburger SV hatte ich allerspätestens nach dem 1:1 im Heimspiel gegen den Karlsruher SC vor knapp zwei Wochen abgehakt. Doch dann kam Horst Hrubesch - und mit ihm das neuerliche Schielen auf die Tabelle.


Welches sich in der letzten Woche noch darauf beschränkte, das langsame aber sichere Überholmanöver der Kieler Störche (momentan eher hungrige Adler!) zu verfolgen.

Spätestens nach deren 4:0 gegen unseren Stadtrivalen vom Hamburger Berg waren die Kieler, gegenüber dem HSV, nicht mehr nur in der Überholphase - sondern ihrem Hamburger Aufstiegsrivalen nahezu uneinholbar enteilt.

Minimalziel Relegation nach Fürther Patzer wieder in Reichweite

Also musste ich auf den Rettungsanker Relegation hoffen. Ein durchaus zweischneidiges Schwert - aber dazu später mehr. Zunächst einmal bedurfte es ja auch hierfür der "Kooperation" der Greuther Fürth. Und tatsächlich: mit deren Unentschieden gegen den KSC am vergangenen Samstag gaben sie dem HSV eine lebensverlängernde Frist - und dem Projekt "HH" überhaupt wieder einen Sinn.

Denn ohne die Rest-Hoffnung, am Ende für einen gelungenen Endspurt (drei Siege aus drei Spielen!) auch mit Zählbarem belohnt zu werden, wäre aus dem Ganzen nicht mehr als ein Austrudeln der Saison unter neuer sportlicher Führung geworden.

Natürlich hat es der HSV auch weiterhin nicht in der eigenen Hand, den ominösen dritten Platz zu erreichen. Mittlerweile gestalten sich jedoch die verschiedenen denkbaren Szenarien weitaus übersichtlicher.

Fakt ist: holt Fürth aus seinen letzten beiden Spielen mindestens vier Punkte, kann der HSV seine verbleibenden Aufgaben gegen die Abstiegskandidaten aus Osnabrück und Braunschweig auch jeweils zweistellig gewinnen - und bleibt trotzdem Vierter.

Angesichts der Gegner der Franken (die beiden Bundesliga-Absteiger aus Düsseldorf und Paderborn) sind vier Punkte jedoch erstmal ein dickes Brett. In einer immer wieder überraschenden Zweitliga-Saison aber auch kein Ding der Unmöglichkeit.

Doch schon eine Niederlage der Fürther in Paderborn am kommenden Sonntag, würde - ein HSV-Sieg beim VfL Osnabrück vorausgesetzt - die Hamburger für den letzten Spieltag im "Driver Seat" Platz nehmen lassen.

Wartet in der Relegation ausgerechnet der SV Werder Bremen?

Doch zugleich dringt aus den Tiefen des Reiches der unbewussten Ängste das Schreckensszenario einer Relegation ins Bewusstsein. Denn auch hier gibt's ja bekanntlich kein Wunschkonzert.

HSV-Fans dürften wissen, worauf ich anspiele: ein durchaus möglicher Entscheidungskampf gegen den SV Werder Bremen. Denn aktuell liegen die Grün-Weißen nur noch deshalb vor den auf dem 16. Tabellenrang stehenden Arminen aus Bielefeld, weil sie das um elf Treffer bessere (oder vielmehr weniger schlechte) Torverhältnis haben.

Bei annähernd gleicher Qualität der restlichen Gegner der Beiden (Augsburg und Gladbach für Bremen, VfB Stuttgart und Hoffenheim für Bielefeld) gestalten sich Prognosen für den Ausgang der beiden letzten Spieltage mehr als schwierig.

Doch gehen wir mal vom Worst-Case-Szenario aus (innerhalb des Best-Case-Falles Relegation): uns erwischt die Verbotene Stadt.

Vor einigen Wochen hätte ich noch dankend abgewunken und um den vierten Platz gebeten. Nach einer solchen Saison am Ende auch noch vom Dauerrivalen im Norden in zwei Spielen gedemütigt zu werden - nein Danke!

Und ja, es wäre eine Demütigung. Auch wenn es sich ergebnistechnisch vielleicht im Rahmen halten würde (Werder macht ja gerade auch nicht den Eindruck, jeden Gegner aus dem Stadion schießen zu können!), wäre schon der Umstand an sich, dass man nach jenen verhängnisvollen Werder-Wochen vom Mai 2009 nun zum zweiten Mal durch den Erzrivalen nachhaltig in seiner Entwicklung zurückgeworfen würde, eine absolute Katastrophe für den Klub und seine Fans.

Doch mit Horst Hrubesch ist nun eine absolute Klub-Legende am Ruder. Ich sag's ganz ehrlich: ein 5:2 gegen den 1. FC Nürnberg hätte ich noch vor einigen Tagen für kaum möglich gehalten.

Sonny Kittel
Das Lächeln ist zurück in den Gesichtern der HSV-Spieler: hier bejubeln Terodde, Kittel, Wintzheimer und Kinsombi einen Treffer der Rothosen / Martin Rose/Getty Images

Zwar muss auch gesagt werden, dass den Norisstädtern mit Pascal Köpke, Manuel Schäffler, Felix Lohkemper, Dennis Borkowski und Paul-Philipp Besong quasi der komplette Sturm fehlte (zuzüglich der Ausfälle von Noel Knothe, Fabian Nürnberger und Hanno Behrens), doch gerade gegen den HSV mussten solche Personalnöte in der Vergangenheit nicht immer Schlechtes für den jeweiligen HSV-Gegner bedeuten.

Die Hoffnung ist wieder da

Zwar lief auch das gestrige Spiel der Rothosen in weiten Teilen alles andere als überragend - aber zumindest der in den Wochen zuvor vermisste Einsatz war wieder erkennbar. Mit seiner unverfälschten, direkten Art scheint Hrubesch die Spieler schon in den wenigen Tagen seines Waltens erreicht zu haben.

Dafür hat er lediglich an ein paar Stellschrauben gedreht. Mehr war in der knappen Vorbereitungszeit auch nicht zu erwarten: Einzelgespräche, das "Einflüstern" von Selbstvertrauen - und eine schon am Vortag bekanntgegebene Startaufstellung.

Robin Meissner
Robin Meissner feierte mit einem Treffer und einer Vorarbeit ein tolles Startelf-Debüt für den HSV. Hier trifft er zur 1:0-Führung / Martin Rose/Getty Images

Die Mannschaft dankte es ihm mit einem über neunzig Minuten zumindest konzentrierten und engagierten Auftritt. Und lässt tatsächlich wieder berechtigte Hoffnungen aufkeimen, dass aus den zunächst programmierten drei Spielen für "Hotte" noch deren fünf werden können.

Und seit gestern ist auch bei mir die Hoffnung wieder zurück, dass man am Ende doch noch was zu feiern hat in Hamburg. Denn mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung wie der gestrigen kann man auch gegen qualitativ insgesamt höher einzuschätzende Bremer durchaus bestehen.

Zumal eine Relegation ja auch nicht unbedingt immer von dem Team gewonnen wird, das die besseren Fußballer in seinen Reihen hat, sondern die "willigeren". Mit einer von Horst Hrubesch eingestellten HSV-Mannschaft würde ich jedenfalls auch einem Nordderby gegen den SVW mit wesentlich mehr Zuversicht entgegenblicken.

Und wenn es am Ende dann trotzdem nicht reichen sollte, kann man "HH" in HH (und überall dort wo man es mit dem HSV hält) wenigstens dankbar dafür sein, den Fans für einen kurzen Moment die verloren gegangene Hoffnung wiedergebracht zu haben. Man muss sich halt nur zu trösten wissen...