Die höchsten Abfindungen für entlassene Trainer
Von Yannik Möller
Niemand verpflichtet einen neuen Trainer mit der Absicht, ihn früher oder später wieder zu entlassen. Doch wie wir wissen, endet es dann doch fast immer auf diese Art und Weise. Oftmals gibt es dafür hohe Abfindungszahlungen.
Wie bei allen Ehen, stehen zunächst einmal die Flitterwochen ins Haus. Das ist die wunderbare Zeit, in der ein neuer Trainer auftaucht, die Spieler für die neue Ansprache noch empfänglich sind und sowieso alles rosig ist.
Dann kommt die Routine und die beiden Parteien sind nicht mehr ganz so umsichtig miteinander. Hin und wieder, wie zurzeit zwischen Antonio Conte und Tottenham Hotspur, kann es auch mal unangenehm und laut werden.
Schlussendlich bleiben oftmals nur noch die Scheidungsformulare übrig. Inklusive einer Abfindung für den Trainer - die mitunter enorm ausfallen kann.
10. Andre Villas-Boas - Chelsea (13,6 Mio. Euro)
Chelsea hat 2011 viel Geld ausgegeben, um Villas-Boas aus Porto zu holen - und musste pikanterweise dann auch noch Geld ausgeben, um ihn wieder loszuwerden.
Die Hoffnung war, dass er ein neuer Jose Mourinho werden würde. Und er hat bewiesen, dass er ein Top-Trainer in Europa, aber wahrscheinlich kein Elite-Trainer ist.
Er blieb weniger als ein Jahr im Amt, doch seine Mannschaft gewann in dieser Saison noch die Champions League - unter Roberto Di Matteo.
9. Mauricio Pochettino - Tottenham (14 Mio. Euro)
Tottenham ist dafür bekannt, die Spieler und Trainer gerne mit langen Verträgen auszustatten. Das ist auch gut so, insofern der Klub sie auch wirklich lange behalten möchte.
Pochettino hat im Mai 2018 einen Fünfjahresvertrag unterschrieben und schien bei den Spurs lange Zeit auch unabdingbar zu sein.
Nach nur 18 Monaten jedoch entschieden die Spurs, dass sie ihn doch loswerden wollen - und dafür mussten sie eine gewaltige Summe zahlen, um aus dem Vertrag herauszukommen. Ein langer Vertrag, der den Verein eigentlich schützen sollte.
8. Thomas Tuchel - Chelsea (14,8 Mio. Euro)
Seien wir ehrlich: In dieser Liste gibt es mehrere Chelsea-Trainer. Genau genommen besteht sogar die Hälfte dieser Liste aus ihnen.
Tuchel ist der aktuellste dieser Einträge, nachdem er vom neuen Klub-Besitzer Todd Boehly vor die Tür gesetzt wurde. Die Begründung des Amerikaners: Man habe keine gemeinsame Vision für die Zukunft des Vereins.
Angesichts der Ausgaben, die Boehly seit seiner Übernahme von Chelsea getätigt hat, sind die fast 15 Millionen Euro dann wohl doch nicht so viel.
7. Fabio Capello - Russland (15,2 Mio. Euro)
Vereine aus der Premier League dominieren diese Liste zweifelsohne, doch waren auch die Kosten für die Entlassung von Fabio Capello als Nationaltrainer Russlands atemberaubend.
Capello übernahm die Mannschaft 2014 und sollte sie vier Jahre später zur Heim-Weltmeisterschaft führen. Daraus wurden aber nur 18 Monate.
Es gab mehrere Berichte, denen zufolge er sogar etwas mehr als 15,2 Millionen Euro erhalten haben soll. Doch selbst wenn nicht: Ein guter Stundenlohn.
6. Luiz Felipe Scolari - Chelsea (15,4 Mio. Euro)
Und schon sind wir wieder bei Chelsea angelangt. Scolari war eine aufsehenerregende Verpflichtung, als er von Brasilien (und Portugal) an die Stamford Bridge wechselte.
Obwohl Chelsea unter ihm die meisten Tore in der Premier League schoss, unter den ersten vier Teams war und in die K.o.-Phase der Königsklasse einzog, wurde Scolari bereits im Februar seiner ersten Saison entlassen.
Seine Leidenschaft für den Trainerjob hat er sich von seiner satten Abfindung aber nicht nehmen lassen. Nach seiner Anstellung bei den Blues hatte er noch neun weitere Jobs und in seiner brasilianischen Heimat war er auch mit 75 Jahren noch aktiv.
5. Jose Mourinho - Tottenham (18 Mio. Euro)
Hier kommt der König der Trainer-Abfindungen. Jose Mourinho ist einer der erfolgreichsten Trainer, die der Fußball je gesehen hat, aber er hat offenbar auch einen sehr guten Anwalt und Berater.
Als er zu Tottenham kam, war sein Stern vielleicht schon ein wenig verblasst, doch seine Erfolge garantierten ihm noch immer ein Spitzengehalt.
Das kam ihm sehr gelegen, als er 2021 entlassen wurde und noch etwa 18 Millionen Euro kassierte - nur um abzuhauen. Bemerkenswerterweise ist das nicht einmal die zweithöchste Abfindung seiner Karriere.
4. Laurent Blanc - Paris Saint-Germain (19,3 Mio. Euro)
Bei PSG sind die Investitionen riesig, was auch entsprechende Erwartungen mit sich bringt. Und wie wir alle wissen, führt eine große Erwartungshaltung oftmals zu einer hohen Fluktuation bei den Trainern.
PSG hat seit der schicksalshaften Übernahme im Jahr 2011 sicherlich viele gute Trainer gehabt, aber nicht alle waren rückblickend so erfolgreich wie Laurent Blanc.
Blanc gewann mit PSG drei Meisterschaften, wurde aber entlassen, weil er in Europa nicht erfolgreich war. Dafür bekam er 2016 eine Abfindung von mehr als 19 Millionen Euro - und PSG ist in Europa noch immer nicht erfolgreich gewesen.
3. Jose Mourinho - Chelsea (20,4 Mio. Euro)
Als Jose Mourinho 2007 eine Abfindung von mehr als 20 Millionen Euro kassierte, weil er weder den dritten Premier-League-Gewinn in Serie, noch eine europäische Trophäe erreichen konnte, war es eigentlich recht einfach, mit ihm zu sympathisieren.
Er hatte Chelsea umgekrempelt und zu einem Serien-Meister gemacht, durfte in dieser letzten Saison aber nicht einmal die geringsten Leistungseinbrüche überleben.
Damals war es eine Rekord-Abfindung. Ein Rekord, den er selbst und noch ein weiterer Trainer später brechen sollte.
2. Jose Mourinho - Man United (22,2 Mio. Euro)
Zunächst sah es bei Mourinho und Manchester United nach einer idealen Zusammenarbeit aus. Zumal es der Trainerjob war, den er eigentlich schon immer gewollt zu haben schien. Zeitweise war es eine glückliche Ehe.
Er gewann auf Anhieb zwei Trophäen und inzwischen ist auch deutlich geworden, mit wie vielen und großen Hindernissen er rückblickend zu seiner Zeit innerhalb des Vereins zu kämpfen hatte.
Die Ehe hatte zwar ihre Momente, doch waren die Scheidungskosten trotzdem sehr hoch.
1. Antonio Conte - Chelsea (30 Mio. Euro)
Während Jose Mourinho insgesamt der König der Abfindungen ist, bleibt Antonio Conte allerdings derjenige, der die größte Trainer-Abfindung in der Fußball-Geschichte kassiert hat. Niemand kam auch nur in die Nähe seiner Summe.
Conte gewann in seiner ersten Saison als Chelsea-Trainer die Premier League und holte in seiner zweiten Saison den FA-Cup. Trotzdem war das der Chef-Etage der Blues wohl noch nicht genug.
Sie entließen ihm zum Ende der zweiten Spielzeit, was beim Jahresabschluss 2017/18 offenbar um die 30 Millionen Euro gekostet hat.