Hochspannung bis zum letzten Spieltag: Die spannendsten Titelrennen der Bundesliga seit 2000

Ein Titelkampf bei dem die Schalker wohl heute noch schreien
Ein Titelkampf bei dem die Schalker wohl heute noch schreien / OLIVER LANG/Getty Images
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Bei den spannendsten Titelrennen bis zur letzten Sekunde denkt wohl jeder an die Vier-Minuten-Meisterschaft von Schalke 04 im Jahre 2001. Da die königsblauen Fans momentan genug leiden müssen, ersparen wir uns dieses Titelrennen - jeder weiß, was damals passierte. Es gibt genug andere spannende Titelrennen aus den Zeiten, in denen der FC Bayern noch kein Abonnement auf den Meistertitel hatte. 2007, 2009 oder auch 2000: Könnt ihr euch noch an die Hauptprotagonisten erinnern? Wir rufen die Erinnerungen aus fernen Zeiten noch einmal wach.

Seit 2012 die Bayern, immer nur die Bayern. Selbst so mancher Fan aus München würde sich mal wieder über einen harten und interessanten Titelkampf freuen. 2019 war die letzte Saison mit einem spannenden Verlauf im Titelrace, als der BVB einen Sieben-Punkte-Vorsprung noch verspielte. In diese Liste hat es 2019 trotzdem nicht geschafft, denn da gab es noch ganz andere Titelrennen, die jeden Herzschrittmacher vor Herausforderungen stellten.

1. 2009: Meister VfL Wolfsburg

Torschützenkönig Grafite wird Huckepack getragen; bei 28 Buden zu Recht
Torschützenkönig Grafite wird Huckepack getragen; bei 28 Buden zu Recht / NIGEL TREBLIN/Getty Images

Nach 17 Spieltagen sah in der VW-Stadt alles nach einer sorgenfreien Saison aus: Neunter der Tabelle und 26 Punkte auf dem Konto. Um die Meisterschaft machten sich andere Teams Gedanken: Hoffenheim, Bayern München, Hertha BSC, HSV und Bayer Leverkusen - so lautete die Reihenfolge an der Spitze der Liga. Zwischen Platz eins und Platz fünf lagen lediglich drei Punkte; die Vorzeichen einer hoch spannenden Saison.

Im Laufe der Rückrunde änderte sich das Tabellenbild und der VfL Wolfsburg kam mit Siebenmeilenstiefeln angestapft. Durch sechs Siege in Folge schoben sich die Wölfe am 24. Spieltag zum ersten Mal unter die Top-Drei der Tabelle. Tabellenführer war die Hertha aus Berlin mit 49 Zählern und vier Punkten Vorsprung auf Platz zwei. Auch der HSV und die Bayern waren mit jeweils 45 Punkten noch dick im Geschäft.

In den folgenden Wochen hatten die Berliner wohl zu sehr Angst vorm Titelgewinn und rutschten langsam ab. An Spieltag 30 hatte der VfL Wolfsburg auf Platz eins stehend ein Pölsterchen von drei Punkten auf Platz zwei, ehe er am 31. Spieltag mit einer 1:4-Klatsche vom VfB Stuttgart nach Hause geschickt wurden. Nun waren auch die Schwaben zwei Punkte am Tabellenführer dran.

Am 34. Spieltag war klar: Ein Sieg oder Unentschieden für Wolfsburg bedeutet deren Meisterschaft und bei einer Niederlage der Magath-Elf würde der Sieger aus dem direkten Duell Bayern München gegen den VfB Stuttgart den Titel holen. Die Wölfe ließen jedoch keine Zweifel aufkommen und putzten in ihrem letzten Streich Werder Bremen mit 5:1 vom Feld - Meister VfL!

2. 2007: Meister VfB Stuttgart

Lange war die Frage: Bremen oder Schalke? Die Antwort war: Stuttgart!
Lange war die Frage: Bremen oder Schalke? Die Antwort war: Stuttgart! / DAVID HECKER/Getty Images

Erst vor ein paar Wochen haben wir in einem ausführlichen Artikel an diese Wahnsinns-Saison erinnert. Vor der Saison nicht einmal ins internationale Geschäft gekommen, nach der Saison frisch gekrönter Meister. Lange Zeit war es ein Titelrennen, an dem hauptsächlich Werder Bremen und der FC Schalke 04 teilnahmen. Herbstmeister wurden die Bremer, aber trotzdem konnten die Königsblauen schnell die Spitze zurückerobern. Und so ging es im Gleichschritt Richtung Endphase der Saison. Übrigens: Die Bayern spielten in diesem Jahr fast überhaupt keine Rolle im Titelkampf.

Immer wieder kam der VfB Stuttgart zu Anfang der Rückrunde auf fünf oder vier Punkte an den Tabellenführer heran, richtig andocken konnten die Schwaben allerdings nicht. Nach einer 0:1-Niederlage am 26. Spieltag gegen Tabellenreiter Schalke, sprach vom Titelrennen keiner mehr in Württemberg - sieben Punkte waren die Stuttgarter im Rückstand.

Durch eine unfassbare Serie von sechs Siegen in Serie lauteten die Vorzeichen am vorletzten Spieltag wie folgt: Schalke 65 Punkte, VfB Stuttgart 64 Punkte und der SV Werder Bremen 63 Punkte. Bremen verlor gegen Frankfurt und war weg vom Fenster, Schalke fing sich im Revierderby eine 0:2-Niederlage und der VfB rückte lachend mit einem 3:2-Sieg an die Spitze vor.

Bei einem Sieg am letzten Spieltag wären die Schwaben Meister gewesen und trotz eines 0:1-Rückstands und einer zwischenzeitlichen Schalke-Meisterschaft, holte sich die Elf von Trainer Armin Veh den Titel!

3. 2002: Meister Borussia Dortmund

Tore gab es eine Menge zu bejubeln, aber keinen Titel
Tore gab es eine Menge zu bejubeln, aber keinen Titel / Stuart Franklin/Getty Images

So viel Enttäuschung ist als Fan kaum zu ertragen. Nicht vorstellbar, was Bayer-Leverkusen-Fans 2002 durchmachen mussten. Zwei Endspiele und bis zum letzten Spieltag im Titelrennen und trotzdem keine Trophäe. Die Werkself lieferte sich über eine lange Strecke der Saison einen munteren Schlagabtausch mit dem BVB und den Bayern, auch Kaiserslautern und Schalke 04 schauten ab und an oben vorbei, konnten aber nie Schritt halten.

Drei Spieltage vor Ende der Saison hatten sich die Bayer-Jungs mit fünf Punkten vor dem BVB abgesetzt: "Dieses Mal musste es doch klappen." Nach der Schmach von Unterhaching 2000 war der Titelhunger groß. Doch die Rheinländer verloren knapp gegen Bremen und auch gegen den abstiegsbedrohten 1. FC Nürnberg. Vor dem letzten Spieltag war der Vorsprung weg und der BVB hatte sich die Pole-Position einverleibt.

Am 34. Spieltag brachte Ballack die Leverkusener früh in Führung und Paul Stalteri schoss das 1:0 gegen den BVB - plötzlich schien es nach einem Happy End. Bayer ließ das 2:0 folgen und gewann die Partie. Zu ihrem Pech drehte der BVB aber den Spieß um und siegte am Ende mit 2:1 - Meister BVB, Bayer ade!

4. 2000: Meister FC Bayern München

Mittelstürmer Janker legte den Grundstein zu Bayerns finalem Sieg gegen Bremen
Mittelstürmer Janker legte den Grundstein zu Bayerns finalem Sieg gegen Bremen / Ross Kinnaird/Getty Images

Es war kein Rennen der Massen und auch kein munteres Tauschen an der Tabellenspitze. Nein, es war ein Rennen zwischen zwei Mannschaften und das bis zur letzten Sekunde. Wochenlang war die Werkself aus Leverkusen auf Platz eins der Liga. Mit Spielern wie Ulf Kirsten, Ze Roberto, Emerson oder Michael Ballack wurde die Liga aufgemischt. Und so schien ein Sieg am letzten Spieltag gegen Unterhaching lediglich Formsache. Was sollte schon passieren? Drei Punkte Vorsprung auf den FCB, ein Duell gegen einen Aufsteiger und parallel mussten die Münchner gegen starke Bremer gewinnen. Was leicht klang wurde zum Fiasko.

Die Bayern bauten gehörig Druck auf, indem sie bereits nach 16 Minuten mit 3:0 führten. Diesem Druck war Leverkusen nicht gewachsen und der kommende Weltstar Michael Ballack schoss ein Eigentor. Am Ende gab es eine 0:2-Niederlage gegen die Bayern aus Unterhaching und die anderen Bayern, nämlich die aus München, wurden, nur ein paar Kilometer von der "Unglücksstelle" Generali-Sportpark entfernt, Meister der Bundesliga.