Historische Minuskulisse - nur 1.000 Fans im Volkspark

Die meisten der 57.000 Plätze im Volkspark bleiben morgen leer
Die meisten der 57.000 Plätze im Volkspark bleiben morgen leer / Stuart Franklin/Getty Images
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Keine 11.400 Zuschauer, die theoretisch möglich gewesen wären. Auch keine 10.000 wie sie Pokal-Schreck Dynamo Dresden am Montag in seiner Arena begrüßen durfte. Ja, nicht einmal die 4.000 Fans, von denen zuletzt die Rede war, werden morgen die Tribünen des Volksparkstadions bevölkern. Stattdessen werden nur mickrige 1.000 Zuschauer anwesend sein.

Aus eigener Erfahrung fällt mir eigentlich nur ein Spiel ein, bei dem der HSV zuhause vor weniger als 10.000 Zuschauern gespielt hat. Doch die 6.500 Zuschauer, die sich am 30. September 1987 im weiten (und damals noch sehr zugigen) Rund des Volksparkstadions verloren, muten gegenüber der morgigen Kulisse fast schon gewaltig an.

Minuskulisse vom Europapokalspiel 1987 gegen Beggen wirkt im Vergleich fast gewaltig

Vor allem wenn man die Umstände berücksichtigt. Also die damaligen. Denn in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger 1987/88 hatte es der HSV mit dem luxemburgischen Vertreter Avenir Beggen zu tun. Das klang damals schon so harmlos wie heute. Gegen die völlig überforderten Halbprofis aus dem westlichen Nachbarland ließen die Hamburger schon im Hinspiel in Luxemburg nichts anbrennen und siegten mit 5:0 (Tore: Bruno Labbadia (2), Walter Laubinger, Miroslaw Okonski und Lothar Dittmer).

Wozu also sollte man sich als Fan auch noch den Nachschlag im heimischen Stadion antun? Zumal man erst vier Tage zuvor eine denkwürdige Pleite auf dem Gladbacher Bökelberg erleben musste: mit sage und schreibe 2:8 gingen die Rothosen bei der Borussia unter. Tragischer Figur dabei: Neuzugang Mladen Pralija im Tor. Der wurde dann auch von Trainer Josip Skoblar (der Pralija vor der Saison unbedingt haben wollte) bereits nach 27 Minuten erlöst (da stand es schon 3:1 für die Hausherren).

Eine herbe Pleite in Gladbach, eine bereits nach dem Hinspiel entschiedene Partie im Europapokal - am Ende kamen fast erwartungsgemäß nur besagte 6.500 Fans in den Volkspark. Und sahen ein schwaches Spiel. Thomas Kroth, Manfred Kaltz und Bruno Labbadia sorgten für ein schmuckloses 3:0.

Das Problem sind die An- und Abfahrtswege

Doch morgen wird sich der eine oder andere Fan vielleicht genau an dieses Spiel vor 33 Jahren erinnern - und der damaligen Zuschauerzahl hinterhertrauern. Die geringe Zahl ist übrigens nicht so sehr den Bedingungen vor Ort (also im und um den Volkspark herum), sondern vielmehr der An- und Abfahrtsproblematik geschuldet.

Im Hintergrund und in enger Mitsprache mit den örtlichen Behörden arbeitet der Klub bereits an einer Ausweitung des Kontingents. "Die Verantwortlichen des Klubs hoffen, dass für die kommenden Heimspiele dann auf Basis einer neuen Verordnungslage entsprechend mehr Fans ihr Team unterstützen können", ließ der HSV vermelden. "Wichtig ist", so Finanzvorstand Frank Wettstein, "dass wir überhaupt Zuschauer begrüßen, die Abläufe prüfen und uns dann einer möglichen Kapazitätsgrenze annähern können. Aber ob jetzt 1.000 oder 4.000 Zuschauer im Stadion sind, ist für die wirtschaftliche Situation nicht von erheblicher Relevanz."