Maximal unklug: Hinteregger verteidigt die FPÖ und distanziert sich nicht von Sickl
Von Dominik Hager
Schnell kann es gehen! Noch vor einigen Wochen war Martin Hinteregger absoluter Publikumsliebling bei der Eintracht und kam mit seiner bodenständigen, authentischen und nahbaren Art sehr gut an. In einem Typen, der auf dem Platz alles gibt, sich daneben aber auch gerne ein paar Bierchen statt Wasser und Kräutertee genehmigt, finden sich zahlreiche Fans natürlich vielmehr wieder, als in einem allzu glatten Muster-Profi. Mit seiner Zusammenarbeit mit Heinrich Sickl, dem Verbindungen zur rechtsextrme Szene nachgesagt werden, hat sich der Österreicher aber keine Freunde gemacht. Nun stürzt er sich immer mehr in sein eigenes Verderben.
Die Geschichte ist inzwischen hinlänglich bekannt. Martin Hinteregger ist mit Heinrich Sickl eine Partnerschaft eingegangen, um ein Event im Rahmen des Hinti-Cups organisieren zu können. Dabei deckte jedoch der Investigativjournalist Michael Bonvalot auf, dass Sickl Verbindungen zum rechtsextremen Lager habe. Hinteregger beteuerte danach, nichts von den Machenschaften seines Geschäftspartners gewusst zu haben und trennte sich von diesem. Zudem sprach er sich in einem Instagram-Statement vehement gegen Rassismus und für Toleranz aus.
Klar ist, dass Hinteregger einen Fehler begangen hat, indem er nicht geprüft oder darüber hinweggesehen hat, aus welchem Lager Sickl kommt. Bei den Frankfurter Anhängern wird der Innenverteidiger deshalb auch durchaus kritischer gesehen werden. Trotzdem hätte Hinteregger mit einer Entschuldigung und Einsichtigkeit schnell dafür sorgen können, dass Gras über die Sache wächst. Mit seinen jüngsten Aussagen hat der 29-Jährige aber genau das Gegenteil bewirkt.
Hinteregger bezeichnet Bonvalot als "linksextrem" - Und relativiert die FPÖ
Im Interview mit Sky erklärte Hinteregger, Opfer einer medialen Hetzjagd geworden zu sein und attackierte den Journalisten Bonvalot. Der Abwehrspieler beklagte, dass Bonvalot sich nur seinen großen Namen und seine Strahlkraft zu Nutze machen wolle, um eine große Geschichte schreiben zu können und bezeichnete diesen als "linksextrem".
Die Tatsache, dass sich Hinteregger nur als Opfer sieht und den Journalisten selbst in eine politische Ecke stellt, sorgte bereits für wenig Verständnis.
Nun hat der österreichische Nationalspieler im Interview mit der Zeitung Standard erneut für Verwunderung gesorgt. Während er davor erklärte, von den politischen Machenschaften von FPÖ-Lokalpolitiker Sickl nichts gewusst zu haben, relativierte er nun dessen Partei.
"Die deutsche Presse kann da schon sehr hart sein. In Österreich war es eh nicht tragisch. In Deutschland bringen viele die FPÖ und AfD auf eine Ebene, die AfD ist aber zehnmal schlimmer", verglich Hinteregger.
Hinteregger gibt zu: "Wusste, dass er FPÖ-Politiker war"
Der Österreicher gab außerdem zu, von der Partiemitgliedschaft seines Geschäftspartners gewusst zu haben. "Ich weiß, dass er FPÖ-Politiker war, was in Österreich ja nichts Schlimmes ist", erklärte Hinteregger.
Dies werden gerade in Frankfurt einige anders sehen. Die FPÖ gilt als rechtspopulistische Partei und stellt damit ein Feindbild für viele da. Kein Wunder: Immerhin fallen in schöner Regelmäßigkeit FPÖ-Politiker mit rechtsextremen Aussagen auf.
Prinzipiell gilt aber auch: Etwa 20 Prozent der Österreicher würden die Partei aktuell wählen. Demnach wird praktisch überall im Land zumindest mit FPÖ-Sympathisanten zusammengearbeitet, kooperiert etc. Das allein ist nicht verurteilenswert, schließlich gibt es auch Unterschiede zwischen gemäßigten und extremeren Vertretern der Partei. Pech nur für Hinteregger, dass er sich auf jemanden eingelassen hat, der bereits reichlich Verbindungen zur rechtsextremen Szene hatte. Genau von diesem Punkt möchte Hinteregger aber nichts gewusst haben.
"Ich habe von der Identitären Bewegung nichts gewusst und auch nicht, was das bedeutet. Dafür bin ich schon zu lange weg, und die Politik interessiert mich zu wenig. Selbst wenn er mir gesagt hätte, dass er bei den Identitären war, hätte ich keine Ahnung gehabt, was das sein soll. Dann hätte ich aber wahrscheinlich gegoogelt", beteuerte er.
Hinteregger distanziert sich nicht von Sickl: "Habe ihn als positiven, netten Menschen kennengelernt"
Hinteregger erklärte zudem, dass von Sirnitzern in Sickls Alter eine "Vorwarnung gut gewesen" wäre. "Dann hätte ich wahrscheinlich von Anfang an anders reagiert, um das Feuer rauszunehmen", so der Abwehrspieler. Klingt ja fast schon so, als hätte er dann nur nicht mit Sickl zusammengearbeitet, um die Wut anderer nicht abzukommen, aber nicht so, als würde er die Verbindung aus eigenem Interesse ablehnen. Auch heute fällt es Hinteregger noch schwer, ein schlechtes Wort über Sickl zu verlieren.
"Ich habe ihn als positiven, netten Menschen kennengelernt. Wenn ihr ihn kennenlernen würdet, würdet ihr das Gleiche sagen. Nachdem ich die Geschichte kenne, ist die Wahrnehmung und Sicht natürlich eine andere", äußerte sich der 29-Jährige auf die Frage, ob er sich von Sickl distanzieren würde.
Dies wäre allerdings genau das, was sich die Eintracht-Fans von Hinteregger erwarten würden.
Hinteregger möchte sich nicht in die rechte Ecke schieben lassen: "Verkörpere Toleranz und Weltoffenheit"
Von eigenen rechtspopulistschen Tendenzen möchte der Spieler aber nichts wissen.
"Wenn ich nur ein bisschen anders denken würde, hätte ich mir nie diesen Status und dieses Leben in Frankfurt aufbauen können. Das wäre komplett widersprüchlich, weil ich diese Toleranz und Weltoffenheit ja verkörpere. Sonst hätte ich ja nie das Gesicht der Eintracht werden können", erklärte er.
Bleibt nur die Frage, ob er noch immer als Gesicht der Eintracht dienen kann. Nach all diesen Aussagen hat man das Gefühl, dass Hinteregger die politische Gesinnung seines ehemaligen Partners eigentlich gar nicht so wichtig ist und er die Kooperation nur wegen dem medialen Druck beendet hat. Zudem ist es auch problematisch, sich als tolerant und weltoffen hinzustellen, im nächstem Atemzug aber die FPÖ zu verteidigen. Es wirkt so, als würde er einfach über (zu) vieles hinwegsehen.
Bei Hinteregger ist es wohl zutreffend, dass er nur sehr wenig Ahnung von Politik hat und sich mit der Materie kaum beschäftigt. Dies ist grundsätzlich auch nicht schlimm. Gerade dann sollte man sich aber auf seinen Job als Fußballer konzentrieren und nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern. Dem Spieler ist sicherlich keine rechte Gesinnung zuzuschreiben, aber aktuell ist eben alles was er sagt, schlichtweg nicht sonderlich klug. Seinem Denkmal bei der Eintracht hat er inzwischen selbst schon erhebliche Kratzer zugefügt und droht es nun ganz einzustürzen.
Auf der anderen Seite wird aber auch eines klar: Offenheit und Authentizität eines Spielers kommen bei den Fans nur gut an, solange sich dabei beide Parteien auf einer Wellenlänge befinden. Differenzieren Aussagen und Meinungen von denen, die man gerne hören würde, kann diese Charaktereigenschaft auch sehr schnell gegen einen verwendet werden.