"Heute versagt" - Stimmen zur Gladbacher Pokal-Blamage in Saarbrücken
Von Simon Zimmermann
Der 1. FC Saarbrücken steht nach 2020 zum zweiten Mal im DFB-Pokal-Halbfinale. Nach Siegen gegen den KSC, die Bayern und der Frankfurter Eintracht bezwang der Tabellenneunte der 3. Liga am Dienstagabend auch Borussia Mönchengladbach. In der 93. Minute erzielte FCS-Stürmer Kai Brünker den umjubelten Siegtreffer und ließ die Pokal-Träume der Fohlen jäh platzen.
FCS-Torheld Brünker: "Ich glaube, ich knall’ mir heute einen rein"
"Wir haben heute wieder alles rausgehauen", erklärte Saarbrückens Tor-Held nach Schlusspfiff am Sky-Mikro. Wenig überraschend wurde der 29-Jährige auch als Spieler des Spiels ausgezeichnet. "Diese Trophäe hat hier jeder auf dem Platz, auf der Bank, auf der Tribüne verdient", so der überglückliche Brünker.
Der Stürmer lobte die "krasse Mentalität" seiner Mannschaft. "Ich bin einfach stolz auf jeden Einzelnen." Saarbrücken konnte die frühe Gladbach-Führung in Durchgang eins schnell ausgleichen und wurde im Anschluss immer mehr in die Defensive gedrängt. Auf dem regennassen Rasen schafften es die Fohlen aber kaum, das Bollwerk der Saarbrücker zu durchbrechen. Kurz vor Abpfiff blieb Brünker nach einem starken Konter dann eiskalt.
Lange weitersprechen wollte Brünker nach der nächsten Pokal-Sensation dann nicht mehr: "Ich könnte gerade losheulen. Bitte lasst mich einfach gehen, ich möchte für mich sein und auch mit den Jungs feiern." Eine Party-Botschaft hatte er dann aber noch parat: "Was heute noch geschieht, weiß ich nicht. Ich glaube, ich knall’ mir heute einen rein."
Gladbach-Sportchef Virkus stellt Qualitätsfrage
Ganz anders war die Stimmungslage auf der anderen Seite. Gladbach verspielte die große Chance, eine durchwachsene Umbruchs-Saison im Pokal deutlich aufzuwerten. Statt dem Traum von Berlin setzte es den Alptraum von Saarbrücken.
"Es ist gerade echt schwer, Worte zu finden", meinte Kapitän Julian Weigl bei Sky. "Wenn du gegen einen Drittligisten antritt, musst du als Borussia Mönchengladbach weiterkommen", hielt er fest.
Vor allem in Hälfte eins ließ Gladbach einige Chancen liegen: "Wir hätten zur Halbzeit schon zwei oder drei Tore machen müssen", meinte auch Weigl. Besonders ärgerlich war dann der Siegtreffer in den Schlusssenkunden: "Wir sind extrem niedergeschlagen, aber das haben wir uns heute selbst zuzuschreiben. Wir dürfen so spät kein Gegentor mehr kassieren."
Im ZDF-Interview wurde Weigl noch deutlicher: "Für uns war es eine Riesenchance, weit zu kommen. Wenn du nen Drittligisten hast in der Runde, dann musst du das überstehen, musst du weiterkommen. Da gibts auch keine Ausreden über den Platz oder sonst was. Das muss unser Anspruch sein, deswegen haben wir hier heute versagt!"
"Es gibt jedes Recht dazu, dass es unruhig wird die nächsten Tage. Sie können sich schon sicher sein, dass wir selber auch extrem niedergeschlagen sind nach dem Spiel und wir uns erstmal schütteln müssen, weil das schon ein wirklich harter Schlag ist", betonte er.
Sportchef Roland Virkus wurde nach der Pleite ebenfalls sehr deutlich. "Ich habe für die Leistung der Mannschaft in der zweiten Halbzeit überhaupt kein Verständnis. Ich bin total enttäuscht und kann die Art und Weise des Ausscheidens nicht verstehen", so der 57-Jährige ratlos.
Vrikus stellte dann auch die Qualitätsfrage: "Man kann der Mannschaft nicht vorwerfen, dass sie nicht gearbeitet hat. Wir waren in der zweiten Hälfte hoch überlegen, haben Saarbrücken am eigenen Strafraum festgenagelt, aber wir hatten eben auch keine Tormöglichkeit. Dann muss man als Team so viel Gefühl haben, das Spiel in die Verlängerung zu bringen, um sich neu zu ordnen. Das haben wir nicht hinbekommen. So was ist dann irgendwann eine Frage der Qualität."
Virkus erwartet Lösungen - auch von Seoane
Virkus nimmt neben der Mannschaft auch das Trainerteam um Chefcoach Gerardo Seoane in die Pflicht: "Aber das begleitet uns ein wenig durch die gesamte Saison. Wir haben 25 Minuten hervorragend angefangen und hatten fünf, sechs hundertprozentige Torchancen. Wenn wir das Tor machen, ist Ruhe, aber das schaffen wir nicht. Da erwarte ich Lösungen von der Mannschaft und Lösungen aus dem Staff."
Die Enttäuschung in Gladbach ist nach der Viertelfinal-Aus jedenfalls riesengroß. Am Niederrhein könnte es in den kommenden Tagen ungemütlich werden. "Ich stamme selbst aus Gladbach und weiß, was es bedeutet für die Fans und den Klub, deswegen enttäuscht mich das Ausscheiden umso mehr. Es tut mir für jeden Fan leid, der hier zum zweiten Mal angereist ist und erwartet hat, dass wir ins Halbfinale einziehen. Sie sind verständlicherweise enttäuscht", so Virkus.
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