"Heuchlerisch, so um die Ecke zu kommen" - Tuchel mit brisanten PK-Aussagen
Von Dominik Hager
Thomas Tuchel wird den FC Bayern noch bis zum Saisonende trainieren - dann ist Schluss. Am heutigen Freitag trat der Bayern-Coach im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Leipzig-Spiel erstmals nach Bekanntgabe der Entscheidung wieder in die Öffentlichkeit.
Dabei hat sich der Noch-Trainer über sein Bayern-Aus, die daraus resultierende neue Situation und zu Personalien wie Joshua Kimmich geäußert. Wir haben die wichtigsten Aussagen der PK zusammengefasst.
Über das Bayern-Aus:
"Wir haben am Dienstag gesprochen und die Mannschaft am Mittwoch über die Entscheidung informiert. Der Grund? Wir sind unzufrieden mit der Art und Weise, wie wir spielen, mit den Punkten, die wir geholt haben, und mit den drei jüngsten Niederlagen. Es gibt nicht nur einen Schuldigen. Wenn der Trainer der einzige Schuldige wäre, würde ich heute nicht hier sitzen. Aber ich übernehme die Verantwortung. Die Entwicklung unseres Spiels, die Ergebnisse, sind nicht so, wie ich es mir vorstelle."
Ob es schwierig sei, die Mannschaft jetzt noch weiter zu trainieren:
"Das ist ganz einfach. Denn wir lieben den Fußball und wir lieben, was wir tun. Für mich hat es nie eine Rolle gespielt, ob ich einen Fünf-Jahres-Vertrag oder einen Fünf-Wochen-Vertrag, einen großen Vertrag oder einen kleinen Vertrag habe. Alles, was zählt, ist das Hier und Jetzt. Es sind neue Umstände, aber das spielt keine Rolle. Ich liebe meinen Job und werde ihn natürlich mit der gleichen Energie wie bisher ausüben. Es gibt Klarheit, Klarheit gibt Freiheit und Freiheit ist immer gut, sowohl für das Training als auch für das Spielen."
Ob es ein Fehler war, zum FC Bayern zu gehen:
"Es macht keinen Sinn, zurückzublicken. Damals gab es einen Aufruf, und wir beschlossen innerhalb von 48 Stunden, es zu tun, weil wir zuversichtlich waren und es tun wollten. Wir haben viele Punkte geholt, wir haben ein paar Rekorde gebrochen. Es wird vergessen, dass wir extremes Verletzungspech hatten. Wir sind und waren selbstbewusst genug im Trainerstab, um von uns überzeugt zu sein. Aber es ist uns nicht gelungen, die Mannschaft konsequent auf ein höheres Niveau zu bringen. Deshalb werden wir im Sommer getrennte Wege gehen."
Über die Lame-Duck-Diskussion:
"Das würde mehr über die Spieler aussagen als über meine Autorität."
Über die Stimmen, wonach er sich nie voll mit dem FC Bayern identifiziert habe:
"Wir als Trainerstab werden danach beurteilt, wie die Mannschaft spielt und wie viele Punkte sie holt. Aber ich glaube nicht, dass es innerhalb des Vereins viele Stimmen gibt, die sagen, dass wir nicht mit dem Verein warm geworden sind. Ich glaube nicht, dass das wahr ist."
Ob er enttäuscht von den Spielern sei:
"Ich bin enttäuscht von mir selbst und von der Art und Weise, wie wir im Moment spielen. Aber ich bin nicht persönlich enttäuscht von den Spielern. Wir haben hohe Erwartungen an sie und versuchen, das Beste aus ihnen herauszuholen. Es ist noch nicht vorbei. Die Entscheidung ist für das Ende der Saison getroffen worden, nicht jetzt - und ich denke, das bedeutet, dass es keinen Bruch mit der Mannschaft gab."
Über Joshua Kimmich:
"Josh ist ein extrem wichtiger Spieler, ein Anführer. Ich denke, auch Josh war in den letzten Spielen nicht in Topform. Wir kämpfen für gemeinsame Ziele, das wird sich nicht ändern."
Über die neue Situation:
"Die Situation ändert sich. Meine Entscheidungen werden nun von mehr Freiheit geprägt sein. Denn ich weiß, dass ich nicht mehr die langfristigen Auswirkungen einer bestimmten Entscheidung abwägen muss. Wir können jetzt alle Spiele wie ein Pokalspiel trainieren. Für mich persönlich haben die Dinge keine Langzeitwirkung mehr. Es gibt genug Beispiele, wo so etwas einem Trainer oder einer Mannschaft helfen kann. Ich erwarte immer das Maximum, das haben wir nicht oft genug geliefert."
"Wir haben gut trainiert. Der Umgang ist von Respekt geprägt und basiert immer auf den Erwartungen an den Sportler und die Person in der Kabine. Wenn es ein Zerwürfnis gäbe, säße heute jemand anderes hier. Mit der Entscheidung ist ein Störfaktor, eine Ausrede weggefallen, aber an der Spielvorbereitung hat sich nicht viel geändert. Ich werde nicht ein Prozent nachlassen."
Über die neuen Freiheiten, die er bis Saisonende hat:
"Das ist völlig normal und überall der Fall: Bei einem Spieler, der schon lange im Verein ist oder noch einen langfristigen Vertrag hat, muss man immer abwägen, wie man über ihn entscheidet. Jeder wird individuell behandelt und natürlich behandelt man einen 18-Jährigen anders als einen 30-Jährigen. Ihr seid doch die allerersten, die komplett einen Unterschied machen und darauf gehen, wer auf der Bank sitzt oder ausgewechselt wird. Dann wird eine Woche Sondersendung drüber gemacht. Der gleiche Vorfall bei einem anderen Spieler und es wird gar nicht diskutiert. Da ist es doch sehr naiv zu fragen: Ist es nicht einfach so, wer gut ist, spielt und wer nicht gut spielt, sitzt auf der Bank? Das ist ein bisschen heuchlerisch so um die Ecke zu kommen."
Über die Saisonziele:
"Wir spielen immer noch um zwei Titel, so unwahrscheinlich sich das im Moment auch anfühlt. Und jedes Wochenende sind drei Punkte der maximale Erfolg, den wir immer anstreben. So einfach ist das."
Über seine Zukunft:
"Vor dem Ende der Saison wird nichts mit mir passieren. Ich werde jetzt keinen Einfluss darauf haben, was nach dem Sommer mit mir passiert. Dieser Job funktioniert nur, wenn ich 100 Prozent von mir gebe. Ich habe einen sehr hohen professionellen Anspruch an mich selbst und der lautet, mich bis zum Ende der Saison voll und ganz dem FC Bayern München zu widmen."
Zur Personallage vor dem Leipzig-Spiel:
"Kingsley Coman, Sacha Boey, Noussair Mazraoui, Bouna Sarr, Serge Gnabry und Alphonso Davies fallen weiterhin aus. Dayot Upamecano ist gesperrt. Konrad Laimer wird in den Kader zurückkehren."
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