Interesse aus England: Verlässt Cunha die Hertha im Sommer?
Von Marc Knieper
Anschnallen, liebe Hertha-Fans: Matheus Cunha möchte den Hauptstadtklub offenbar noch in diesem Sommer verlassen. Dabei soll vor allem Leeds United um die Dienste des kostspieligen Brasilianers buhlen. Ob und wohin Cunha tatsächlich wechselt, ist nichtsdestotrotz unklar. 90min liefert eine Einschätzung.
Wie die Sport Bild in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, könnte der Angreifer schon in wenigen Wochen die Fronten wechseln. Sportdirektor Arne Friedrich gelang es bis dato nicht, den ohnehin bis 2024 datierten Kontrakt des Berliner Leistungsträgers vorzeitig zu verlängern. Zu divers scheinen die sportlichen und finanziellen Standpunkte beider Parteien.
Das kolportierte Interesse aus der Premier League kommt da gerade recht - will man meinen. Leeds United jedenfalls kümmere sich dem Bericht zufolge noch "konkreter" als schon im winterlichen Transferfenster um einen potenziellen Transfer des Berliner Topscorers.
Cunhas Leistungen pro Verein:
- RB Leipzig: 52 Spiele, 9 Tore, 3 Assists
- Hertha BSC: 39 Spiele, 13 Tore, 10 Assists
- FC Sion: 32 Spiele, 10 Tore, 8 Assists
Bereits im Januar dieses Jahres vermehrten sich die Gerüchte um einen Abgang Cunhas. Top-Klubs wie etwa Juventus Turin und Atlético Madrid wurden medial mit einem Interesse am brasilianischen U23-Nationalspieler in Verbindung gebracht. Den Madrilenen habe Cunha sogar eine Absage erteilt, hieß es.
Keine Ausstiegsklausel: Cunha könnte zu Rekord-Verkauf avancieren
Nun möchte der 21-Jährige seinen Klub nach nur anderthalb Jahren offenkundig doch verlassen. Für die Alte Dame wäre der Abgang des quirligen Angreifers, der mit acht Toren sowie acht Vorlagen das vereinsinterne Scorer-Ranking anführt, selbstverständlich ein herber, sportlicher Verlust. Auf der finanziellen Seite hingegen würde sein potenzieller Abgang die Kassen des Klubs lukrativ sprengen.
Denn über eine mögliche Ausstiegsklausel im Vertrag des wertvollsten Hertha-Akteurs ist nichts bekannt. Somit könnte Friedrich im Falle eines ernsthaften Interesses aus England frei verhandeln und säße entsprechend am längeren Hebel. Cunhas Marktwert liegt bei 30 Millionen Euro. Da er in Berlin noch ganze drei Jahre Vertrag hat, wird man ihn wohl kaum für eine Ablösesumme unter 35 Millionen Euro ziehen lassen.
Damit wäre die im Januar 2020 an RB Leipzig überwiesene Ablösesumme in Höhe von 18 Millionen Euro um das Doppelte kompensiert und auch der bisherige Rekord-Verkauf von Valentino Lazaro an Inter Mailand (22,4 Mio. Euro) würde um Längen getoppt. Summen, die aus Hertha-Sicht einen Abgang von Leistungsträger Cunha zumindest ertragbar machen würden.
Ruppige Premier League - ob das gut ginge?
90min-Meinung: Wie immer, so gilt auch im Falle Cunhas: Reisende sollte man nicht aufhalten. Der Verlust des Offensiv-Allrounders wäre durchaus spürbar, wenngleich kompensierbar. Cunha schoss in den letzten anderthalb Jahren eben auch nicht alles in Grund und Boden. Er pendelte häufig zwischen Genie und Wahnsinn, legte als Individualist aber nur bedingt teambestärkende Elemente wie etwa Struktur und Taktik an den Tag.
Dennoch ließ er den schwächelnden Hauptstadtklub immer wieder aufleben, sorgte häufig für die wenigen Lichtblicke des erfolgsorientieren Vereins. Vor allem sein erstes halbes Jahr in Berlin war von absoluter Leichtfüßigkeit und Frohsinn geprägt. Ob der quirlige Angreifer auch in England einen solch einfachen Stand hätte, darf zumindest angezweifelt werden. Cunha fällt in ruppigen Situationen gerne zu Boden. Eine Gewohnheit, die er auf der Insel schleunigst ad acta legen müsste.
Ob Leeds United überhaupt die finanziellen Mittel hat, Cunha tatsächlich für über 35 Millionen Euro zu verpflichten, steht ebenfalls in den Sternen. Zumal der Klub von Cheftrainer Marcelo Bielsa bereits im Sommer letzten Jahres für eine ordentliche Stange Geld auf Shoppingtour ging. 105 Millionen Euro kosteten die sechs Neuverpflichtungen rundum Rodrigo, Robin Koch und Co.
Aus Hertha-Sicht wäre es zumindest kein Fehler, Cunha für den doppelten Preis zu verkaufen. Berlins baldiger Geschäftsführer Sport, Fredi Bobic, hätte eine ordentliche Summe zur Verfügung, einen keineswegs unersetzlichen Individualisten mit verschiedensten Neuzugängen zu ersetzen und die Mannschaft somit nachhaltig und sinnvoll zu verstärken.