Hertha heiß auf große Namen: Star-Trio sagte der Alten Dame ab!
Von Simon Zimmermann
Die Hertha steckt in der Krise. Nicht nur sportlich, sondern vor allem auch ideell. Denn zwischen Big-City-Club-Träumen und Realität klafft eine riesengroße Lücke - selbstverschuldet! Wie sehr die Planungen bislang in die falsche Richtung liefen, zeigen auch drei vermeintliche Transfer-Kandidaten für diesen Januar.
Hertha BSC am Boden: Spätestens nach der nächsten Pleite im Heimspiel gegen Werder Bremen findet sich die Alte Dame in der bitteren Abstiegskampf-Realtiät wieder. Trainer Bruno Labbadia und Sportchef Michael Preetz mussten gehen. Es ist die logische Konsequenz einer sportlichen Nicht-Entwicklung trotz großer Ausgaben und Träume.
Arne Friedrich als neuer Sportchef (vorerst) und Trainer-Rückkehrer Pal Dardai haben übernommen und sollen die Hertha zumindest wieder in ruhigere Gewässer führen. Der Ungar, zuletzt als U16-Coach für Hertha tätig, soll sogar bis 2022 bleiben. Zurück zum Alten also - und ein klares Eingeständnis dafür, dass der eingeschlagene Weg mit den Klinsmanns, Labbadias und den Big-City-Club-Träumen nicht nur vorschnell war, sondern auch falsch angegangen wurde.
Hertha fragte bei Perisic, Eriksen und Shaqiri an
Wie sehr man in Berlin in diesem Big-City-Club-Denken festgefahren war, zeigt aber auch der vermeintliche Versuch, weitere prominente Namen ins Olympiastadion zu locken. Wie Sky berichtet, wollte die Hertha im Winter Ivan Perisic zurück in die Bundesliga holen. Auch Teamkollege Christian Eriksen und Liverpools Xherdan Shaqiri sollen auf der Liste gestanden haben.
Alle drei haben jedoch abgewunken. Perisic soll bei Inter rund zehn Millionen Euro im Jahr verdienen. In Berlin hätte er trotz Investor-Kohle Abstriche machen müssen. Vom Profil sicherlich ein sehr guter Kandidat für die Hertha. Allerdings stellt sich die Frage, wieso Perisic den Tabellenzweiten der Serie A verlassen sollte, bei dem er regelmäßig zum Zug kommt, um in Berlin weniger zu verdienen und um dort um den Klassenerhalt zu kämpfen? Richtig, aus Sicht des Kroaten gibt es überhaupt keinen Grund dafür!
Teamkollege Eriksen spielt sportlich schon eine weitaus geringere Rolle. Der Däne soll die Nerazzurri diesen Januar noch verlassen. Vor allem eine Rückkehr in die Premier League wird gehandelt. Hertha soll sogar über einen möglichen Kauf nachgedacht haben, hatte am Ende aber keine Chance.
Keine Chance gab es auch bei Shaqiri. Auch wenn der Schweizer beim FC Liverpool nur sehr selten zum Zug kommt. Laut Sky sei er offen für einen Wechsel - allerdings nicht zu einem Team, das im Abstiegskampf steckt.
Herthas Wunschspieler zeigen: Falsche Strategie zum falschen Zeitpunkt!
Bleibt festzuhalten, dass die angefragten Kandidaten ganz gut zeigen, was bei der Hertha falsch läuft (oder aus Hertha-Sicht hoffentlich: lief). Perisic, Eriksen und Shaqiri sind große Namen, die oben mitspielen wollen. Ein Regal, von dem Hertha aktuell meilenweit entfernt ist. Damit einher gehen zwei Dinge: Ein hohes Gehalt der Spieler und hohe Erwartungen.
Genau die sollte man vorerst aber endlich mal einbremsen in Berlin. Es gilt, sich den Realitäten zu stellen. Und da bringen Topverdiener wie Perisic eher noch weitere Unruhe ins ohnehin sehr unruhig erscheinende Team.
Die Hertha muss verstehen, dass vor Big-City-Klub-Träumen oberste Prämisse ein solides Fundament sein sollte. Mit weiteren Star-Käufen wird das nicht zu erlangen sein. Zumal der Schuh nicht nur in der Offensive drückt. Hertha hat bereits 32 Gegentreffer kassiert - die drittmeisten der gesamten Liga! Offensivkünstler wie Perisic, vor allem aber auch Eriksen und Shaqiri hätten das unstabile Gebilde noch weiter ins Wanken bringen können.
Also, lieber Arne Friedrich: Mit Pal Dardai hast du womöglich genau den richtigen, weil sehr realistischen Trainer, wieder beim Team. Es wird Zeit, dass man bei der Hertha auch in Sachen Transfers wieder realistischer und pragmatischer wird! Denn Big-City-Club ist aktuell nicht. Big-Geerdeter-Club wäre viel, viel wichtiger.