Hertha BSC: Warum die Alte Dame einen Angriff bei Mario Götze versuchen sollte
Von Jannis Bartels
Bundesligist Hertha BSC strebt mithilfe von Investor Lars Windhorst einen Angriff auf die großen Vereine der Bundesliga und Europas an. Parallel dazu ist Mario Götze beim BVB verabschiedet worden und auf der Suche nach einem neuen Verein. Warum die Hertha eine Verpflichtung des WM-Helden versuchen sollte.
Vor etwas weniger als zwei Wochen war es soweit. Mario Götze, langjähriger Teil der BVB-Familie, ehemaliger Shootingstar und Hoffnung einer ganzen Nation, wurde offiziell bei Borussia Dortmund verabschiedet und wird wohl nie wieder für die Schwarz-Gelben in der Bundesliga auflaufen. Seine Verabschiedung war einigermaßen befremdlich, nicht zuletzt, weil der 28-Jährige Maske tragend und ohne Fans seine letzten Schritte im Signal-Iduna-Park gehen musste.
Von einem emotionalen Abschied, wie beispielsweise der Merkur die Situation beurteilte, kann unter solchen Umständen keine Rede sein. Darüber hinaus ging die Meldung, dass Götze den Verein endgültig verlassen wird, im Saisonendspurt inklusive Abstiegsdrama- und Rettung (Düsseldorf; Bremen), beinahe unter. Vielleicht auch, weil es dem BVB sage und schreibe einen Tweet wert war.
Götze bei der Hertha: Neustart für Verein und Spieler
Jetzt heißt es also: Neuanfang.
Ein Verein, der diesen ebenfalls wagte, oder besser gesagt mit viel Geld im Rücken in die Wege leitete, könnte ihm genau diesen bieten. Die Rede ist natürlich von Hertha BSC. Die Alte Dame sehnt sich seit Längerem nach einem internationalen Standing und in erster Linie nach einer Bedeutung in der Bundesliga, die dem Verein von den Makel des wohl am wenigsten bedeutsamen Hauptstadtklubs Europas, befreien soll.
Dabei helfen soll ein multi-millionenschwerer Investor in Person von Lars Windhorst, der anders als manch anderer im Verein, sein angelegtes Geld schnell in sichtbaren Erfolg ummünzen will. Um das zu erreichen wurden bereits einige Spieler für nicht wenig Geld verpflichtet - weitere sollen folgen. Allein im vergangenen Winter wurden für insgesamt 77 Millionen Euro die Neuzugänge Krzysztof Piatek, Matheus Cunha, Santiago Ascacibar und Lucas Tousart, der erst in der kommenden Spielzeit mitwirken wird, verpflichtet.
Heißt der nächste im Bunde vielleicht Mario Götze? Das Gerücht selbst hält sich zumindest schon eine geraume Zeit, und tatsächlich wäre ein Wechsel des ehemaligen Müncheners in die deutsche Hauptstadt wohl keine schlechte Idee.
Aufmerksamkeit in Deutschland als Auftrieb
Einem Wechsel des ehemaligen Nationalspielers innerhalb der Bundesliga skeptisch Gegenüberstehende führen an, dass Götze am besten zu einem Verein und in ein Land wechselt, in dem er nicht mehr permanent im Fokus der Öffentlichkeit steht, um sich ganz allein auf sich selbst konzentrieren und das Image des ewigen Talentes ablegen zu können. Sicher ein valider Punkt, man könnte hier jedoch auch andersherum argumentieren.
Sicher, logischerweise wäre die Aufmerksamkeit der deutschen Fußballinteressierten an dem feinen Techniker in der Bundesliga nicht wegzudiskutieren. Doch wenn dein Name Mario Götze ist, hast du in jeder Liga der Welt Druck; auch in Italien. Das hat nicht zuletzt das Beispiel Loris Karius gezeigt, der nach seinem Wechsel von Liverpool in die türkische Süper Lig beinahe noch mehr beäugt wurde und gerade in den türkischen Medien noch unsanfter behandelt wurde als in den traditionell fußballfanatischen englischen Blättern.
Vielmehr könnte ein Wechsel innerhalb der Bundesliga Götze dabei helfen sein Standing in der Liga und der Fußballgemeinde wieder zu erhöhen. Nicht zu vergessen ist der Umstand, dass der Mittelfeldspieler sich seit seines WM-Finaltores beim Zuschauer großer Beliebtheit erfreut, und bei einem Wechsel innerhalb der Bundesliga zumindest zu Beginn wohl einen großen Rückhalt der fußballenthusiastischen Bevölkerung spüren würde.
Darüber hinaus ist Berlin trotz des Geldsegens eben auf fußballerischem Niveau (noch) nicht Bayern oder Dortmund. Götze könnte als Kopf des Mittelfeldes fungieren und in der allgemein herrschenden Euphorie mitschwimmen. In Berlin kann man derzeit ohnehin mehr gewinnen als verlieren. Zwar sind ambitionierte Ziele für die Zukunft ausgegeben, und nicht zuletzt Lars Windhorst drückt aufs Tempo, doch im Verein selbst herrscht beachtliche Ruhe und Klarheit über die eigenen Fähigkeiten. So sei laut Vereinspräsident Werner Gegenbauer zwar langfristig die Champions League das Ziel, doch der 70-Jährige stellte im Interview mit der Bild unlängst selbst fest: "Wie lange das dauert, kann ich leider nicht sagen."
Götze-Verpflichtung auch Risiko
In Berlin scheint man sich seiner Rolle also sehr genau bewusst zu sein. Man hat jedoch auch das nötige Kleingeld um gewisse Wagnisse, wie Götze zweifellos eines ist, einzugehen. Man darf natürlich nicht vergessen, das die Hertha hier auf einem schmalen Grad wandelt. Denn zum einen will man sich verstärken, um in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen zu können und zum anderen birgt eine Verpflichtung von Spielern wie Mario Götze, die in ihren Vereinen auf das Abstellgleis geraten sind, gewisse Risiken.
Denn was man unbedingt vermeiden muss, um in Zukunft konkurrenzfähig auf dem Transfermarkt zu bleiben, ist ein Image als Resteverwerter. Auf der anderen Seite, kann das Beispiel Götze einen positiven Ausgang nehmen. Sollte der 63-fache Nationalspieler dem Verein sportlich helfen können, wäre die Hertha der Klub gewesen, der den Wagon Götze, vom Abstellgleis abgeholt und wieder in die Normalspur eingegliedert hätte.
Letztendlich wäre das eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Finanziell dürfte eine Verplfichtung Götzes ohnehin keine Hürde darstellen. Berlin besitzt das nötige Kleingeld und der Spieler selbst wird wohl von allein nicht auf die Idee kommen noch einmal so ein fürstliches Gehalt wie in Dortmund oder München erhalten zu können. Dafür müsste er wohl nach Katar oder China wechseln. Da hätte er dann tatsächlich Ruhe pur. Allerdings auch das vorzeitige Karriereende in Sicht.