Warum Hertha BSC auf dem Flügel nachlegen muss
Der Angriff von Hertha BSC zählt mit 17 Toren nach 16 Spielen zu den harmlosesten in der gesamten Bundesliga. An diesem Problem sind die Offensivspieler allerdings nur zu einem gewissen Teil Schuld, vor allem die Transferpolitik des Managements muss auf den Prüfstand gestellt werden. Wie könnte Berlin die Saison durch kluge Wintertransfers doch noch retten?
Nur in Ansätzen blitzt sie auf - die spielerische Klasse der Berliner Hertha. Mit Stevan Jovetic oder Suat Serdar haben die Hauptstädter durchaus Profis in ihren Reihen, die mit dem Ball am Fuß etwas anzufangen wissen. Für die offensiven Außenbahnen hat die Hertha jedoch keinen solchen spiel- und dribbelstarken Akteur.
Zu viele Stürmer, zu wenige Flügelspieler
Während mit Ishak Belfodil, Davie Selke, Krzysztof Piątek, Jovetic und dem Halbstürmer Marco Richter mehrere Optionen für die Sturmmitte zur Verfügung stehen, fehlen Trainer Tayfun Korkut die Alternativen auf dem linken und rechten Flügel. Dennis Jastrzembski, Myziane Maolida und mit Abstrichen Marco Richter sind die einzigen nominellen Flügelspieler im Kader.
Da Jastrzembski und Maolida (noch) nicht die Qualität haben, um Stammspieler für einen ambitionierten Bundesligisten zu sein, muss Korkut sich mit Notlösungen behelfen.
Serdar, Richter oder Jurgen Ekkelenkamp haben sich unter Korkut als Außenbahnspieler versucht, langfristig dürfte aber keiner von ihnen durchschlagenden Erfolg auf dieser Position haben. Eine weitere Option wäre auch, Maximilian Mittelstädt von der Linksverteidigerposition auf den linken Flügel zu ziehen. Korkuts Vorgänger Pal Dardai tat das manchmal - mit durchwachsenem Erfolg.
Weder Serdar noch Richter oder Ekkelenkamp kleben an der Grundlinie, alle suchen vermehrt den Weg ins Zentrum oder in die Halbräume. Zwar sind die Genannten technisch beschlagen, aber die Sprintstärke eines Flügelspielers haben sie nicht in ihrem Portfolio.
Jovetic braucht mehr Unterstützung
Selbstverständlich haben die Abgänge von Matheus Cunha und Jhon Cordoba der Hertha wehgetan, doch mit Jovetic wurde zumindest ein international renommierter Spieler verpflichtet, der in fittem Zustand ein Torgarant ist.
Bloß fehlen dem Routinier aus Montenegro Helfer, die ihn konstant mit Flanken füttern. Es fehlen, die Spieler die mit ihren Dribblings gegnerische Abwehrreihen vor Probleme stellen. Spieler, die Eins-zu-Eins-Duelle mit ihrer reinen Schnelligkeit für sich entscheiden, ohne sich die ganze Zeit auf ihre technischen Fertigkeiten verlassen zu müssen.
Abgänge von Lukebakio und Dilrosun sorgten für Verwunderung
Umso erstaunlicher ist es daher, dass die Hertha kurz vor Schließung des Transferfensters im Spätsommer mit Dodi Lukebakio und Javairo Dilrosun zwei Flügelspieler abgab.
Immerhin schoss Lukebakio in der letzten Saison fünf Tore und bereitete ebenso viele Treffer vor. Dilrosun wurde immer wieder von Verletzungen beeinträchtigt, doch sein Potential hatte er im Hertha-Trikot manches Mal aufblitzen lassen.
Maolida noch nicht in der Bundesliga angekommen
Immerhin wurde mit Maolida ein Ersatzmann verpflichtet, allerdings erst am letzten Transfertag. Die Vorbereitung hatte der junge Franzose, der bis dato keine Bundesligaerfahrung besaß, ärgerlicherweise nicht mit den Berlinern absolvieren können.
Aktuell tut sich der 22-Jährige schwer, sich an das physische Niveau der Bundesliga anzupassen. Ob Maolida der Hertha in dieser Saison überhaupt noch helfen kann, ist fraglich. Wenn das Team bis zum Saisonende im Abstiegskampf stecken sollte, wird Korkut erfahreneren Spielern als Maolida den Vorzug geben.
Hat Bobic das Problem erkannt?
Inzwischen sollte Manager Fredi Bobic und den Scouts aufgefallen sein, dass es bei der Hertha in der Offensive klemmt. Konkret: auf den beiden Außenbahnen. Die Gerüchte um einen Transfer von Robert Skov Olsen vom FC Bologna noch in diesem Winter sollten Hertha-Fans Hoffnung geben, dass die Verantwortlichen das Problem erkannt haben.
Mit Skov Olsen würde sich nicht nur ein 21-jähriges Talent auf dem rechten Flügel den Berlinern anschließen, sondern auch ein 15-maliger Nationalspieler Dänemarks. Sogar zwei Einsätze als Einwechselspieler bei der Europameisterschaft hat Skov Olsen vorzuweisen. Wenn die Kaderplaner jetzt mutiger denken, müssen nur noch die Spieler auf dem Platz nachziehen.