Boyata vor Abgang? Warum die Hertha ihren Kapitän ziehen lassen sollte
Von Marc Knieper
Hertha-Kapitän Dedryck Boyata weckt Begierde in Frankreich und Italien. Sein Vertrag läuft im Sommer 2022 aus, die Alte Dame möchte das Arbeitspapier nicht zwingend verlängern. 90min erklärt, warum dies auch nicht nötig ist und man ihn stattdessen unbedingt ziehen lassen sollte.
Wie Sacha Tavolieri, Korrespondent von RMC Sport, via Twitter verkündete, bekunden LOSC Lille und Olympique Lyon sowie namentlich ungenannte Klubs aus der italienischen Serie A ihr Interesse an Boyata. Zuvor verkündete die Bild-Zeitung, dass der belgische Nationalspieler vor einem Abschied aus Berlin steht.
Laut Bild möchte der 30-Jährige einen letzten großen Kontrakt unterschreiben. Der Bundesligist rechnet sich eine Ablöse im zweistelligen Millionenbereich aus. Keine schlechte Ausbeute, sofern man beachtet, dass Boyata im Sommer 2019 ablösefrei aus Glasgow an die Spree gewechselt war.
Genau deshalb wird Fredi Bobic seinem Schützling, der aktuell mit Belgien während der EM 2020 zwei von drei Gruppenspiele absolvierte und nun im Achtelfinale auf Titelverteidiger Portugal trifft, nach dem Turnier keine Steine in den Weg legen. Warum aber sollte Herthas Geschäftsführer Sport den begnadeten Innenverteidiger tatsächlich ziehen lassen?
Vier Gründe pro Boyata-Abgang
1. Die Verletzungsanfälligkeit: Boyata laborierte in der abgelaufenen Saison an gleich drei größeren Wehwehchen. Achillessehnenprobleme, ein Ermüdungsbruch sowie ein Muskelfaserriss brachten den Abwehrmann immer wieder aus dem Konzept. Ein Grund, warum Coach Pal Dardai ihn "nur" 19 Mal aufstellen konnte.
2. Herthas Jungspund-Abwehr: Boyatas Verletzungspech stellte allerdings kein allzu großes Problem dar. Mit Marton Dardai, Jordan Torunarigha und Omar Alderete hatte Dardai drei gute, junge Optionen für die Abwehrmitte in petto.
3. Der starke Niklas Stark: Hinzu kam dann noch Verteidiger- und Mentalitäts-Biest Niklas Stark. Der 26-Jährige entfachte sich als Ersatz-Kapitän unter Dardai als absoluter Leistungsträger für die Mission Klassenerhalt. Sein Vertrag läuft ebenfalls 2022 aus – und soll anders als Boyatas‘ Kontrakt unbedingt verlängert werden. Mit Stark, Dardai, Torunarigha und Alderete wäre Hertha in der Abwehrzentrale langfristig und auch ohne Boyata sehr gut besetzt.
4. Die letzte Chance auf Veränderung: Für Boyata persönlich bildet ein Wechsel die letzte große Chance auf einen Tapetenwechsel. Der Belgier kickte bereits in England, Holland, Schottland und Deutschland. Wie wäre es nun mit Nachbarland Frankreich? Lille beispielsweise ist nur ein Katzensprung von Boyatas Heimatstadt Brüssel entfernt und bietet Champions-League-Fußball.
Boyata als Fonte-Nachfolger zu LOSC?
Boyata absolvierte bis dato 48 Pflichtspiele im Hemd der Alten Dame. Gut möglich, dass es bei dieser Anzahl bleibt. Angesichts der gut besetzten Verteidigung benötigt die Hertha ihren Kapitän gar nicht mehr. Eine Vertragsverlängerung wäre ziemlich teuer, ein Verkauf Boyatas' auf der anderen Seite äußerst profitabel.
Bleibt aus Berliner Sicht nur zu hoffen, dass sich die bisher souveränen Belgier auch am Sonntag gegen Portugal durchsetzen werden und Boyata sich somit während des Turniers weiter in das vielseits zitierte Schaufenster spielen kann. Beim französischen Meister aus Lille könnte Boyata etwa in die Fußstapfen von Oldie und Kapitän José Fonte treten, der trotz Vertragsoption auf ein weiteres Jahr den Klub womöglich verlassen wird.