Hertha BSC: Preetz verteidigt die Mannschaft - mit Ausnahme der Partie in Bielefeld
Von Florian Bajus
Das Ende der Hinrunde naht, doch Hertha BSC steht immer noch am Anfang. Im Interview mit Sport Bild bat Geschäftsführer Michael Preetz angesichts des langwierigen Entwicklungsprozesses um Geduld. Gänzlich andere Töne wählte er, als er auf die 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld am Wochenende angesprochen wurde.
Nachdem Hertha BSC erst mit dem vierten Trainer in der vergangenen Saison den Klassenerhalt perfekt machen konnte, wollte sich der Hauptstadtklub neu aufstellen. Bruno Labbadia erhielt als Cheftrainer den Auftrag, eine neue Mannschaft aufzubauen und sie nachhaltig weiterzuentwickeln, um die hohen Ziele seit dem Engagement von Investor Lars Windhorst auf lange Sicht zu erfüllen.
Zu diesem Zweck haben erfahrene Akteure wie Per Skjelbred, Vedad Ibisevic und Salomon Kalou den Verein verlassen, neu zur Mannschaft gestoßen ist neben dem bereits im Januar 2020 verpflichteten Lucas Tousart das Quintett um Torhüter Alexander Schwolow, Innenverteidiger Omar Alderete, Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik, Mittelfeldspieler Matteo Guendouzi und Stürmer Jhon Cordoba.
Von einer Entwicklung ist in der Bundeshauptstadt aber keine Spur - zumindest bei der Hertha. Während Stadtrivale Union Berlin mit dem im Sommer entwickelten spielerischen Ansatz überzeugt und nach dem fünfzehnten Spieltag den fünften Tabellenplatz belegt, muss sich die Hertha mit Rang zwölf begnügen. Nach nur vier Siegen orientiert sich die Mannschaft im Niemandsland der Tabelle vorerst nach unten, so schnell wie möglich soll der Blick aber nach oben gerichtet werden.
Preetz über Entwicklungsprozess: "Das braucht Zeit"
Geschäftsführer Michael Preetz bittet für den anhaltenden Prozess allerdings um Geduld: "Wir haben im Sommer aus Überzeugung einen Umbruch vollzogen. Ziel war es, die Mannschaft zu verjüngen und zu verbessern. Das braucht Zeit", sagte er gegenüber Sport Bild. Nichtsdestotrotz erkannte auch der 53-Jährige, dass die Punkteausbeute vor der Weihnachtspause "zu gering" war und der Mannschaft "hin und wieder die Balance" gefehlt hat.
Bessere Ergebnisse hätten die Entwicklung womöglich beschleunigt, mutmaßte Preetz, "aber man sollte nicht zu früh urteilen und auch neue Spieler nicht zu früh abschreiben. Der Januar ist unsere Chance, Boden gutzumachen." Dies sei allerdings nicht mit Leistungen wie am vergangenen Sonntag in Bielefeld möglich.
"Es ist definitiv nicht akzeptabel, wenn man ein Spiel verliert und sich danach eingestehen muss, dass der Gegner den Sieg letztlich mehr gewollt und mehr investiert hat", wurde Preetz deutlich, "da gibt es Gesprächsbedarf mit den Spielern." Denn langfristig soll der Vorsprung auf Mannschaften wie die Arminia, die dank des Sieges auf Platz 15 geklettert ist, mehr als drei Punkte betragen.
Preetz verteidigt Transferpolitik
Um die Ambitionen zu erfüllen und aus Hertha eine Europapokalmannschaft zu machen, sind jedoch viele kluge Entscheidungen auf und außerhalb des Platzes nötig. Die abgelaufene Transferperiode sorgte mancherorts für Kritik, doch Preetz betonte, dass alle handelnden Personen die getroffenen Entscheidungen mitgetragen haben: "Es ist wichtig, dass im Verein jeder weiß, auf welcher Grundlage Entscheidungen fallen. Hinter dem, was wir im Sommer gemacht haben, stand jeder im Verein."
Kritik sei ein Teil seines Berufes, "das muss ich aushalten und kann es auch", versicherte Preetz. Allerdings sei es nicht seine Aufgabe, "alle Gründe für solche Entscheidungen nach außen zu tragen". Seine "Hauptaufgabe" sei es, "aus Hertha einen Verein [zu] machen, der auf Sicht regelmäßig um die Teilnahme im europäischen Wettbewerb spielt. Das Ergebnis wird man am Ende immer an der Tabelle ablesen können." Erfolgreich waren seine Bemühungen dem aktuellen Tabellenbild zufolge nicht.