Hintergrund des Dardai-Ausbruchs: Interne Konflikte sorgen für Unruhe
Von Yannik Möller
Bei Hertha krachte es zuletzt ordentlich. Der verkorkste Saisonstart, dazu intern das ein oder andere konfliktreiche Thema. Die deutlichen Aussagen von Pal Dardai sorgten für Verwunderung, doch haben sie offenbar einen gewissen Hintergrund.
Pleiten, Unruhe und Pannen - das fasst den Saisonstart von Hertha BSC zurzeit ganz gut zusammen. Mit drei Niederlagen startete der Hauptstadt-Klub in die Saison. Wenig überraschend wird damit der letzte Tabellenplatz eingenommen. Die Berliner sind die einzigen, die in der Bundesliga noch ohne einen einzigen Zähler dastehen.
Auf der einen Seite steht somit der sportliche Misserfolg. Auf der anderen Seite die internen Konflikte, die für Unruhe sorgen. Obwohl die Spielzeit noch sehr jung ist, herrscht bei der Alten Dame schon Katerstimmung.
Das war besonders an den Aussagen von Pal Dardai zu merken, der schon trotzig eine Entlassung thematisierte: "Ich hänge nicht an meinem Sitz! Ich helfe aus. Wahrscheinlich sucht Hertha seit langem einen großen Trainer, Pal ist ein kleiner Trainer. [...] Ich will keine Last sein." Damit hat der 45-Jährige natürlich für nochmal mehr Aufregung gesorgt.
Deswegen musste Fredi Bobic seinen Coach auch öffentlich zurechtstutzen. "So etwas geht nicht. Sein Ausbruch war nicht förderlich für Hertha", betonte der Sport-Geschäftsführer. Bobic gefiel ebenso wenig, dass Dardai Matheus Cunha vor dessen Verkauf und den Fitnesszustand von Stefan Jovetic und Kevin-Prince Boateng kritisierte.
Dardai-Konflikt als Resultat der Transferphase - Unterschiedliche Ausrichtung von Bobic
Nun berichtet die Sport Bild, ein Grund für diesen Ausbruch sei der Trainer-Frust bezüglich der Transferphase gewesen. Dabei habe sich der Ungar "nicht richtig mitgenommen" gefühlt. Eigentlich wollte er nicht zu viele Veränderungen innerhalb der Mannschaft - jetzt muss er acht neue potenzielle Stammspieler und fünf Abgänge unter einen Hut kriegen.
"Einen Umbruch nach dem Umbruch kannst du nicht machen", betonte er noch im Mai. Auch die bevorzugten Spielertypen, Außenspieler mit einem guten Flankenspiel, bekam er nicht. Mit den Neuzugängen um Marco Richter und Ishak Belfodil gab es Offensivspieler, die sich im Zentrum heimisch fühlen.
Dass ein Verkauf von Davie Selke ein Thema war, soll Dardai ebenfalls geärgert haben. Er hält viel von ihm, schätzt ihn auch als Mentalitätsspieler. Es zeigt, wie intern aneinander vorbei kommuniziert wird. Das sorgt für Missverständnisse, keinen gemeinsamen Zug - und somit für Ärger und schlechte Stimmung.
Das soll auch durch die unterschiedlichen Spielweisen, die sich Bobic und Dardai jeweils wünschen, gespeist werden. Der ehemalige Frankfurter kennt ein aggressives Pressing und viel Umschaltfußball, sein Trainer bevorzugt ein eher geordnetes Mittelfeldpressing. Mehrmals erklärte der Coach, die Aufstellung bekomme er vom Manager diktiert. Eigentlich ein Spaß, offenbar jedoch mit einem kleinen Funken Wahrheit.
Dazu passen auch aktuelle Aussagen von Eduard Löwen. Der Mittelfeldspieler der Hertha ist in dieser Saison an den VfL Bochum ausgeliehen. Er findet, er wäre in Berlin auch "sehr oft benachteiligt" worden (via Sport Bild). "Die Frage ist, wie viel der Trainer zu sagen hat. Ob es am Ende wirklich vom Trainer kommt?", so Löwen vielsagend.
Er könne nur beteuern, dass Dardai von ihm "viel gehalten" hat. Das weiß er aus persönlichen Gesprächen. Es passt zum Bild, das der Bundesligist seit diesem Sommer abgibt.