0:4-Packung? Prince findet's "nicht schlimm" - Hertha mit Galgenhumor
Von Marc Knieper
Der kurzzeitige (und überraschende) Hype um Tayfun Korkut ist abgeflacht. Hertha BSC steckt nach einer herben Packung gegen Mainz 05 weiter im unteren Tabellendrittel fest. Kevin-Prince Boateng findet's "nicht schlimm". Kampfgeist und Einstellung bleiben auf der Strecke. Ein Kommentar.
Nach dem 2:2 in Stuttgart und dem 2:0 gegen Bielefeld konnte man beim Big-City-Klub leicht aufatmen. Neu-Coach Korkut brachte ein wenig Leben und Freude in die Bude. Freude, die am Dienstagabend beim 0:4 in Mainz gänzlich abhanden kam - und das bereits nach 19 Minuten.
Die Hausherren gingen hochverdient mit 1:0 in Führung, bauten das Ergebnis ungestört weiter aus und hätten bei entsprechender Chancenverwertung (21:5 Schüsse) sogar noch deutlich höher gewinnen können. Am Ende stand ein 4:0 auf der Anzeigetafel.
Für Kevin-Prince Boateng "nicht schlimm". Der Hertha-Profi fand im Interview mit Sky (via kicker) zwar deutliche Worte, verharmloste die Niederlage jedoch kampf- und emotionslos.
Boateng nach Mainz-Pleite: "Totalausfall der Mannschaft"
"Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen - von der ersten bis zur letzten Minute", entgegnete Boateng und kritisierte dabei sich und sein Team: "Wir haben alle Zweikämpfe verloren, wir wussten, dass Mainz intensiv spielt und 100 Prozent geben wird. Das war ein Totalausfall der Mannschaft."
"Deshalb verlierst du hier 4:0. Aber ist nicht schlimm."
- Kevin-Prince Boateng via Sky
Aber: So eine kampflose 0:4-Packung kann immer mal passieren, meint Boateng. "Ist nicht schlimm. Wir haben zwei gute Spiele gehabt, das heute kann mal passieren. Es war nicht unser Tag", hakte der 34-jährige Mittelfeld-Routinier die Partie in Windeseile ab.
Am Samstagabend empfangen die Berliner im heimischen Olympiastadion den BVB. "Wir spielen zu Hause und wollen genau das wieder an den Tag legen, was wir die letzten zwei Spiele gezeigt haben: Einsatz, Wille, guten Fußball. Wenn wir das schaffen, dann sind wir schwer zu schlagen", schwafelte Boateng.
Hertha BSC mit Arbeitsverweigerung und Galgenhumor
Wichtig wäre es, sich detailliert mit dem desolaten Auftritt in Mainz zu beschäftigen. Nur so können sich die Berliner verbessern. Aus Fehlern lernt man. Das 0:4 war eine Arbeitsverweigerung, die keines Hertha-Fans würdig ist.
Dieses Spiel mit den Worten "ist nicht schlimm" einfach abzuhaken, gehört sich nicht. Und nach einer solchen Leistung derart optimistisch auf die Partie gegen BVB zu blicken, gleicht absolutem Galgenhumor.
Alle Berliner Spieler sind doppelt so gut bezahlt wie die Mainzer. Von Kampf auf dem Feld war weit und breit keine Spur. Hertha hat sich schon früh komplett aufgegeben. Die Bälle wurden einfach nur weggeschlagen. Niemand hat miteinander geredet - und auch ein Boateng, der immer als Leader angepriesen wird, war überhaupt nicht präsent.
Das große Hertha-Problem: Der Kader besteht aus (teils geldgierigen) Individualisten. Am Ende des Tages sind die Spieler auf dem Platz keine Hertha-Fans. Ihnen ist es schlicht egal, ob der Hauptstadtklub gewinnt oder verliert. Hauptsache, sie verdienen ihre Millionen im Jahr und haben für die nächste Zeit ausgesorgt.