Friedrich spricht sich für Dárdai aus: Stagnation statt Big City Club

Pál Dárdai soll die Hertha im kommenden Jahr durch ruhige Gewässer leiten.
Pál Dárdai soll die Hertha im kommenden Jahr durch ruhige Gewässer leiten. / SOEREN STACHE/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nach seiner Rückkehr als Hertha-Cheftrainer hat Pál Dárdai mit dem geglückten Klassenerhalt seine Schuldigkeit getan. Zwar bleiben die Träume von Europa vorerst unerreicht, so hat man mit dem Klassenerhalt immerhin den Grundstein für einen neuen Anlauf in der Saison 2021/22 gelegt. Dieser soll mit Dárdai stattfinden. Dafür spricht sich zumindest Sportdirektor Arne Friedrich aus, der nach der Beurlaubung von Bruno Labbadia und Michael Preetz in die erste Reihe rückte.


Ein Spieltag vor Saisonende steht die Hertha mit Tabellenplatz 14 zwar nicht gut da, ist aber immerhin gerettet. Für Arne Friedrich ausreichend, um weiter auf Pál Dárdai zu setzen, der einen Vertrag bis Saisonende besitzt.

"Ich war in dieser Zeit ganz nah dran. Pál und sein Stab haben es verdient, dass es weitergeht", erklärt er (via Bild). Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Entscheidung, zumal der zukünftige Geschäftsführer Fredi Bobic ab dem Sommer das Kommando übernehmen wird. "Das ist meine Empfehlung. Ich bin nicht derjenige der das alleine entscheidet. Es wird dann darüber gesprochen", fügte Friedrich mit dem Verweis auf den Bobic-Amtseintritt hinzu.

Friedrich unterstützt Team Dárdai: "Sie lieben den Verein"

Arne Friedrich
Arne Friedrich will mit Pál Dárdai weitermachen. / Maja Hitij/Getty Images

Aufgrund der Tatsache, dass Friedrich sich im Verein weitaus besser auskennt als Fredi Bobic, kann man damit rechnen, dass der frühere Innenverteidiger ein gewichtiges Wort zu sprechen hat. Dieses wird klar pro Dárdai ausfallen, zumal der 41-Jährige vom Coach und seinem Trainerteam schwärmt.

"Sie leben den Verein. Das ist das, was wir brauchen - Identifikation", erklärt er.
Zwar sieht auch Friedrich ein, dass das Spiel der Hertha nicht unbedingt schön anzuschauen war, jedoch sorgten die Trainer unter "schwierigen Umständen für Stabilität und Kontinuität".

Allerdings wollte die Hertha seine Zeiten als graue Maus eigentlich endlich hinter sich lassen. Dazu reicht weder Identifikation noch Stabilität. Eigentlich sollte es in Berlin wieder schnellen und spektakulären Fußball zu sehen geben, weshalb Spieler wie Cunha oder Lukébakio verpflichtet worden sind.

Kontinuität statt Entwicklung: Bleibt die Hertha die "Graue Maus der Liga"?

Eine Weiterbeschäftigung von Dárdai käme zumindest vorläufig einer Aufgabe gleich. Der 45-Jährige ist nicht der Typ Trainer, mit dem man das Projekt "Big City Club" in Angriff nimmt oder sonderlich große Euphorie versprühen möchte.

Nachdem die ersten Versuche, die Hertha wieder nach oben zu bringen, gescheitert sind, möchte der Klub wohl zunächst kleinere Brötchen backen. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, können ambitionierte Ziele auch schnell ins Gegenteil umkippen. Es scheint so, als würde der Verein die laufende Saison als Warnung sehen, um einen Gang zurückzurudern.

Dárdái steht schließlich für Stabilität und Ruhe, aber auch für Stagnation. Dabei stehen die Chancen gleich Null, dass wir in der kommenden Saison eine runderneuerte Hertha sehen, die plötzlich mit schönem und erfolgreichen Angriffsfußball die Liga aufmischt. Der Kader würde dies jedoch prinzipiell hergeben, wodurch die Hertha schon ein wenig Potenzial herschenkt.

Sollte sich die Hertha entscheiden ein langweiliges Jahr im Mittelfeld verbringen zu wollen und den nächsten Schritt erst im kommenden Jahr zu starten, wäre ein Festhalten am Coach vertretbar. Allerdings müssten im Anschluss zwingend ein neuer Trainer und neue Ideen her, um nicht auf der Stelle zu treten.

Hertha nach Klinsmann-Fiasko mutlos?

Jürgen Klinsmann
Jürgen Klinsmann ist bei der Hertha krachend gescheitert. / ODD ANDERSEN/Getty Images

Ohnehin muss auch die Frage erlaubt sein, ob es nicht einen geeigneten Kandidaten gäbe, der die Hertha Schritt für Schritt nach oben führen kann, ohne dabei zu viel auf einmal zu wollen. Möglicherweise fehlt nach dem gescheiterten Projekt Jürgen Klinsmann ein wenig der Mut, etwas neues zu probieren.

Was die Hertha am wenigsten braucht, wäre ein Coach, der sofort nach ganz oben will und die öffentliche Erwartungshaltung in den Himmel schießen lässt. Nötig wäre einer, der die Mannschaft und die einzelnen Spieler entwickeln kann und langsam aber stetig für eine bessere Basis sorgt. In puncto Entwicklung ist Dárdai auf Dauer nicht der richtige Mann.

Es würde sich demnach durchaus lohnen, den Trainermarkt ein wenig im Auge zu behalten. Trainer wie Domenico Tedesco oder Roger Schmidt sollen bei der Hertha bereits auf der Liste gestanden haben. Beide wäre eine sehr interessante Wahl, die in Berlin sicherlich etwas bewegen könnten.