Hertha-Beben: So lief die Preetz-Entlassung - Dardai und Neuendorf übernehmen
Von Yannik Möller

Das Wochenende hat das große Beben bei Hertha BSC ausgelöst, das sich bereits seit der ein oder anderen Woche angedeutet hatte. Neben Trainer Bruno Labbadia musste auch Michael Preetz gehen, dessen Aus wohl schon länger feststand. Am Montag soll die Rückkehr von Pal Dardai auf den Trainerposten verkündet werden.
Es war die 1:4-Niederlage gegen Werder Bremen, die die Verhältnisse bei Hertha BSC endgültig zum sich nach und nach angekündigten Bruch gebracht hat. Bruno Labbadia erhielt unmittelbar nach dem Abpfiff die Nachricht, dass seine Freistellung den Informationen der Bild zufolge bereits beschlossene Sache sei, wurde somit vor unangenehme und vollendete Tatsachen gestellt. Zu diesem Zeitpunkt schon jedem klar: Geht der Trainer, steht auch das Aus von Michael Preetz bevor.
Der Sport-Geschäftsführer des Hauptstadtklubs muss den Klub nach insgesamt 24,5 Jahren erstmals wieder verlassen: Seine letzten sieben Spieler-Jahre verbrachte der damalige Stürmer bei der Alten Dame, ehe er im Anschluss an seine aktive Karriere im Sommer 2003 als Assistent der Geschäftsführung agierte - jenes Feld, in das er dann 2009 fest einstieg und das er am Sonntag verlassen musste.
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— Hertha BSC (@HerthaBSC) January 24, 2021
Sportlicher Abstieg und fehlender Ertrag aus den Investor-Millionen: Schon länger Zweifel an Preetz-Zukunft in Berlin
Am Sonntagvormittag, so die Bild, habe Preetz bereits den Rahmen seiner Beurlaubung mit Vize-Präsident Thorsten Manske in dessen Steuerberater-Kanzlei besprochen. Auch Carsten Schmidt, der Vorstandschef des Vereins, war anwesend. Bereits zum Saisonende der vergangenen Spielzeit soll es den Plan gegeben haben, einen Schlussstrich unter die Zeit des gebürtigen Düsseldorfers in Berlin zu ziehen. Neben den verschiedenen Trainerwechseln und dem Wegfall der Stabilität hin zu Negativ-Serien folgte der Unmut, dass er mit den vielen Investor-Millionen offenbar keine schlagfertige Mannschaft hat formen können.
Zwei Aspekte, die zusammen - früher oder später - das Aus besiegeln sollten. So habe es zwischendurch sogar die Gedanken gegeben, Preetz am Ende der laufenden Transferperiode freizustellen. Aufgrund der auch sportlich gegebenen Dringlichkeit, soll es intern geheißen haben - mit der nahezu vernichtenden Niederlage am Samstagabend war auch an diese Frist nicht mehr zu denken, mit dem Trainer-Aus musste auch der 53-Jährige seinen Platz räumen.
Im Hintergrund sei es vor allem auch Präsident Werner Gegenbauer gewesen, der einen Wechsel auf der Preetz-Position zum Thema gemacht habe - bereits im Verlauf der schwachen Phase im Dezember. Bei all diesen Gesprächen scheint immer wieder eines klar geworden zu sein: Er ist und war der Hauptverantwortliche für den sportlichen Absturz trotz der großen Zahlungen. Ohnehin sorgten schon die riskanten und schlussendlich falschen Trainer-Entscheidungen mit Ante Covic und Jürgen Klinsmann zu einem großen Misstrauen ihm gegenüber. Vor dem Bremen-Spiel hatten sich auch zahlreiche Fans öffentlich gegen Preetz ausgesprochen, teilweise auch mit Plakaten vor dem Stadion gestanden. Vorerst übernimmt Sportdirektor Arne Friedrich diesen Posten.
Pal Dardai soll Berliner Rettungsmission übernehmen
Nun gilt es, den Klub sportlich zu stabilisieren und wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Der Abstieg soll möglichst schnell kein allzu großes Thema mehr sein, steht man nach dem 18. Spieltag doch nur noch zwei Punkte und Plätze über dem Relegationsplatz. Wer schiene für diese Aufgabe besser geeignet zu sein, als Pal Dardai? Der kicker berichtet, dass er und Fan-Liebling Andreas Neuendorf als sein Co-Trainer diese Mission übernehmen sollen.
Noch am Montag soll diese Entscheidung verkündet werden, am Dienstag würde dann das erste gemeinsame Training mit der Mannschaft folgen. Damit tritt der Ungar in seine alten Fußstapfen, war er doch bereits zwischen 2015 und 2019 Cheftrainer der Hertha - eine Weiterentwicklung traute Preetz ihm in dessen letzten Sommer nicht mehr zu, sodass das zu diesem Zeitpunkt bereits abgekühlte Verhältnis auch nicht mehr als Zusammenarbeit fortgeführt wurde. So ist diese Rückkehr Dardais nun auch als eine Art Zeichen gegen den ehemaligen Sport-Geschäftsführer zu verstehen, wird eine seiner großen Fehlentscheidungen nun wieder rückgängig gemacht.