Defensiv und ideenlos: Herrlich konnte Augsburg nicht weiterentwickeln

Heiko Herrlich.
Heiko Herrlich. / Lars Baron/Getty Images
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Elf Monate ist Heiko Herrlich jetzt beim FC Augsburg. Er wollte und sollte den FCA vor allem spielerisch besser machen. Davon ist nichts zu sehen, die Mannschaft spielt inzwischen wieder sehr defensiv, ängstlich und ideenlos. Längst gibt es eine Diskussion um den Trainer, an dem vielleicht auch der Manager hängt.

Heiko Herrlich ist im März des vergangenen Jahres mit einer klaren Mission beim FC Augsburg angetreten: Er sollte die Mannschaft vor allem spielerisch weiterentwickeln, weg vom rein defensiven Überlebens-Fußball zu einer attraktiveren Spielweise, die bestenfalls auch dafür sorgt, dass der FCA nicht bis zuletzt um den Klassenerhalt zittern muss. Auch wenn der Verbleib in der Liga, das betonten die Verantwortlichen stets, weiter oberste Priorität hat.

Was das angeht, sieht es auch in dieser Saison nicht so schlecht aus bei den Augsburgern. Acht Punkte Vorsprung sind es auf den direkten Abstiegsplatz. Doch das liegt viel mehr an den schlechten Leistungen der anderen, als an den guten der Fuggerstädter. Vier Zähler sind es immerhin noch auf den Relegationsplatz, aber wenn sich der aktuelle Trend (sechs der vergangenen sieben Spiele verloren) fortsetzt, schmilzt dieser Vorsprung ziemlich schnell.

Mit Rafal Gikiewicz, Tobias Strobl oder auch Daniel Caligiuri holten die Augsburger namhafte Spieler aus der Bundesliga und verstärkten den Kader vor der Saison dermaßen, dass Manager Stefan Reuter im Sport1-Interview sagte: "Wir haben auf allen Positionen Konkurrenzsituationen. Es kann sich keiner zurücklehnen. Der Trainer hat die Qual der Wahl. Jede Position ist doppelt besetzt. Das merkt man auch."

Herrlich wollte "torgefährlicher" werden

Torwart Gikiewicz, der sich nie für eine klare Ansage zu schade ist, meinte vor Saisonbeginn: "Wir sind eine gute Mannschaft und spielen die zehnte Saison in Folge Bundesliga. Da müssen wir einfach große Ziele haben." Um das zu verwirklichen, wollte Herrlich mit seiner Mannschaft nicht nur hinten sicher stehen, sondern auch "torgefährlicher" und "flexibler" werden. Das Spiel bei eigenem Ballbesitz sollte verbessert werden. Die Qualität war ja schließlich da.

Was ist davon heute übrig geblieben? Ziemlich wenig. Natürlich hatten die Augsburger mit RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg zuletzt sehr starke Gegner, trotzdem waren die Auftritte schon extrem defensiv und vor allem mutlos. Nichts zu sehen vor allem von Torgefahr: in Leipzig gelang erst in der 75. Minute der erste Torschuss, nachdem Mads Pedersen einen Strafstoß herausgeholt hatte. Danach machte es der Underdog besser, konnte die ideenlose Vorstellung zuvor aber nicht mehr wett machen. Mit nur vier Torschüssen und 40 Prozent Ballbesitz holt man in Leipzig in aller Regel nichts. Selbst beim letzten Sieg gegen Union Berlin agierte das Team sehr defensiv.

Augsburg wachte in Leipzig erst in der Schlussphase auf. Dann war es zu spät.
Augsburg wachte in Leipzig erst in der Schlussphase auf. Dann war es zu spät. / Pool/Getty Images

Längst ist eine Diskussion um den Trainer entbrannt, was kein Wunder ist: "Die gewünschte spielerische Entwicklung ist nach elf Monaten unter Herrlich nicht zu erkennen", schrieb der kicker schon vor dem Leipzig-Spiel - und das ist alarmierend. Herrlich hat es bisher eben nicht geschafft, die Mannschaft weiterzuentwickeln, hat es nicht geschafft, mit einem guten Kader eine attraktiver und erfolgreicher auftretende Augsburger Mannschaft zu formen. Stattdessen geht es, wie immer, mit defensivem Verhalten ums nackte Überleben.

Reuter will keine Trainerdiskussion

Reuter bekräftigte aber, dass es keine Trainerdiskussion gebe. Diskussionen im Umfeld seien legitim, aber: "Wir bleiben ruhig, vertrauen dem Trainer, der absolute Qualität und sehr viel Erfahrung hat." Reuter sagt das vielleicht auch deshalb, weil sein eigener Name ebenfalls darüber schwebt, dass es beim FCA zwar Jahr für Jahr den Klassenerhalt, aber keine wirklich Weiterentwicklung mehr gibt.

Heiko Herrlich und Stefan Reuter (r.)
Heiko Herrlich und Stefan Reuter (r.) / Pool/Getty Images

Am kommenden Sonntag wird es nicht einfacher für Augsburg, denn nach Leipzig und Wolfsburg wartet mit Bayer Leverkusen der nächste schwere Gegner, der zudem Herrlichs Ex-Klub ist. Bayer steckt derzeit ebenfalls im Tief, was der FCA ausnutzen muss. Ansonsten dürfte das Duell mit dem Tabellen-17. Mainz in der Woche darauf zum Schicksalsspiel für Heiko Herrlich werden.