Heftige Kimmich-Kritik an den FC Bayern: "Vertrauensverhältnis kaputtgegangen"
Von Dominik Hager
Die Zeiten des unbeschwerten Joshua Kimmich, der sich beim FC Bayern und der Deutschen Nationalmannschaft in jungen Jahren zum Stammspieler hocharbeiten konnte, sind längst Geschichte. Der 29-Jährige stand in den letzten drei Jahren regelmäßig in der Kritik. Dabei ging es nicht immer nur über seine sportlichen Leistungen. Für besonders viel Wirbel sorgte die Impf-Debatte, die Kimmich nachhaltig geprägt und offenbar auch sein Vertrauen in den Verein geschädigt hat.
In der 90-minütigen Doku "Joshua Kimmich - Anführer und Antreiber" vom ZDF wird klar, wie die letzten Jahre am Bayern-Star genagt haben. Journalist Jan Mendelin hat Kimmich unter anderem in der Corona-Zeit begleitet, in der viele Probleme ihren Anfang nahmen.
Während sich die meisten seiner Kollegen umgehend haben impfen lassen, gehörte Kimmich zu jenen, die sich zunächst gegen die Impfung sträubten. Dafür wurde er in der Öffentlichkeit heftig an den Pranger gestellt und seine Frau Lina erklärt in der Doku, dass ihn die Debatte “fertig gemacht“ habe.
Kimmich im Fokus der Impfdebatte: “Kumpel“ mit heftigen Vorwürfen
Zu sehen ist in der Doku ebenfalls, wie sich der zu diesem Zeitpunkt noch ungeimpfte Kimmich in Quarantäne befand und klare Worte für den Umgang mit seiner Person fand. "Am Ende sind wir dahin gekommen, dass es heißt: Es ist die Pandemie der Ungeimpften. Und derjenige, der für die Ungeimpften steht, ist Joshua Kimmich. Also ist auch er für die Pandemie verantwortlich", beschrieb er seine Wahrnehmung.
Kimmich wurde damals insbesondere dafür kritisiert, dass er als Profi-Sportler mit einer gewaltigen Reichweite doch eigentlich als "gutes Beispiel" hätte vorangehen und andere somit auch von der Impfung überzeugen sollen. Kimmich sieht hierfür aber Profi-Sportler keineswegs in der Verantwortung. "Das ist doch die Aufgabe der Politik, der Wissenschaftler, der Experten. Aber doch nicht meine Aufgabe", stellte er klar.
Besonders emotional wird Kimmich, als er über einen denkwürdigen Austausch mit einem Freund spricht. "Das war echt eine brutale Zeit. Wenn du selbst Freunde hast, die einem...", beginnt er, während er stockt und mit den Tränen kämpft, ehe er fortfährt. "Die einem sagen, dass, wenn man sich hätte impfen lassen, wären weniger...". Kimmich dreht darauf die Kamera weg und muss sich ein weiteres Mal sammeln. "Also ein Kumpel sagt mir, dass weniger Menschen gestorben wäre, wenn ich mich hätte impfen lassen. Das ist brutal. Wenn du da keine Familie hast, kannst du zerbrechen, klar", schilderte der Bayern-Profi die heftige Situation.
Kimmich spricht über Vertrauensbruch mit dem FC Bayern: “Weiß nie, was an die Öffentlichkeit kommt“
Doch nicht nur Freundschaften litten zu dieser Zeit, sondern auch seine Verbindung zum FC Bayern begann zu bröckeln. Kimmich habe sich "zu lange alleine gelassen gefühlt", nachdem es in den sieben Jahren zuvor im Verein "nicht so viele Skandale" um seine Person gegeben hatte.
"Da war die erste Talfahrt, da habe ich gemerkt, wie der Verein reagiert hat und bin dementsprechend enttäuscht und auch getroffen", verdeutlichte er. Ein gutes halbes Jahr zuvor, im August 2021, hatte Kimmich gerade erst seinen Vertrag mit dem Ziel verlängert, "in vier Jahren zweimal die Champions League zu gewinnen".
Obwohl er seine Ziele weiter verfolgte, hat das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber arg gelitten. "Trotzdem ist dieses Vertrauensgefühl, was ich davor dem Verein gegenüber hatte, natürlich kaputt gegangen. Ich weiß nie, was an die Öffentlichkeit kommt, wenn ich mit dem einen oder anderen spreche. Es ist auch nicht so, dass das Vertrauen über ein, zwei Gespräche wieder aufgebaut werden kann“, ließ er tief blicken.
Vertrauen geschädigt: Verlässt Kimmich den FC Bayern?
Zwar stammen die Worte von Kimmich von März 2022, jedoch ist der Inhalt dieser alarmierend. Angesichts des Geschehenen ist es auch nicht ganz überraschend, dass es bislang nicht zu einer Vertragsverlängerung über 2025 hinaus kam. Zwar ist der FC Bayern mit Max Eberl, Christoph Freund und Vincent Kompany inzwischen anders aufgestellt, jedoch hat Kimmich auch von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge keine Rückendeckung erhalten.
Im Gegenteil: Hoeneß erklärte öffentlich im Interview mit der Zeit, was er von Ungeimpften hält. "Ich kann ziemlich militant werden, wenn jemand sich nicht impfen lässt. Ich glaube, man muss diese Leute konsequent ausgrenzen, weil es ziemlich rücksichtslos ist, sich nicht impfen zu lassen“, erklärte der Ehrenpräsident. Worte, die in einer Zeit, in der Corona kaum noch debattiert wird, unfassbar klingen, damals aber Gang und Gäbe waren. Kimmich sei laut Hoeneß damals von einer "bestimmten Richtung falsch beeinflusst" und erst später "vernünftig" geworden.
Kimmich hatte sich nach viel Bedenkzeit doch zu einem Impftermin durchgerungen, ehe eine Corona-Infektion in die Quere kam. Inzwischen soll der 29-Jährige jedoch geimpft sein. Klar ist aber auch, dass Kimmich nicht vergessen hat, was vor zwei Jahren passiert ist.