Hat Mourinho den Spurs eine Angstkultur gebracht?

Jose Mourinho.
Jose Mourinho. / Pool/Getty Images
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Tottenham Hotspur hat seit vier Spielen in der Premier League nicht mehr gewonnen und zuletzt vor allem defensiv und ängstlich agiert. Die Gründe dafür sollen bei Trainer Jose Mourinho liegen, der eine entsprechende Kultur geschaffen habe.

Nach einem exzellenten Saisonstart mit dem Traumduo im Sturm bestehend aus Harry Kane und Heung-min Son sowie der zwischenzeitlichen Tabellenführung ist bei Tottenham Hotspur inzwischen ein wenig der Wurm drin. Seit vier Ligaspielen warten die Spurs bereits auf einen Sieg, bei den Wolverhampton Wanderers kassierten sie am Sonntag mal wieder in der Schlussphase den Ausgleich.

Tottenham war in der ersten Minute in Führung gegangen und der sichtlich genervte Trainer Jose Mourinho beantwortete nach dem Spiel jede Frage des Sky-Reporters mit dem selben Satz: "Wir hatten 89 Minuten Zeit, um mehr Tore zu erzielen und wir haben es nicht gemacht." Stattdessen zogen sich die Spurs weit zurück, ließen die Wolves weitestgehend machen und wollten scheinbar nur irgendwie mit dem 1:0 nach Hause fahren.

Grund für diese ängstliche Spielweise sei laut dem Telegraph die Kultur, die Mourinho bei den Nord-Londonern geschaffen habe: "Die Art und Weise, wie er sein Team einstellt, die Taktik, die er anwendet, die Auswechslungen, der Ton, den er festlegt und die Art und wie Weise, wie er Spieler kritisiert, die Fehler machen, schafft ein hemmendes Umfeld. Es ist zuerst Angst."

Mourinho statuiert an Dele Alli ein Exempel

Bestes Beispiel sei Dele Alli, der seit Mourinhos Ankunft vor über einem Jahr ständig kritisiert wird und nach seiner Form sucht. Zuletzt wurde der Mittelfeldspieler wieder einmal von seinem Trainer angezählt, nachdem ein Ballverlust im Carabao Cup gegen Stoke nach einem zu riskanten Pass zum Ausgleich geführt habe. Dass noch viele Stationen dazwischen lagen, unter anderem ein Rückpass zum Torwart, war dabei egal: Alli war schuld und wurde kurz darauf ausgewechselt. Nach dem Spiel sagte Mourinho, Alli kreiere "Probleme für das eigene Team".

Auch in der Dokumentation "All or Nothing" über die vergangene Saison der Spurs war das Verhältnis Mourinho-Alli hervorragend zu sehen: In einer Mannschaftssitzung kritisierte der Trainer den englischen Nationalspieler vor allen anderen für seine Faulheit im Training. Zwar mit einem Lächeln, aber da steckte sicher viel Ernst dahinter. Einige Zeit später war ein Einzelgespräch der beiden zu sehen, indem Mourinho seinem Spieler Inkonstanz vorwarf und mehr Arbeit forderte. Alli nahm die Worte mit verschränkten Armen zur Kenntnis.

Mourinho wolle an Alli ein Exempel statuieren, schreibt der Telegraph. Im Januar soll der 24-Jährige gehen. Was der Portugiese damit erreicht hat, ist der Zeitung zufolge, dass auch alle anderen Spieler inzwischen große Angst hätten, Fehler zu machen. Dass sie deshalb kaum ins Risiko gingen. Und daraus entstehen dann eben recht trostlose Auftritte wie in Wolverhampton, bei dem man eine frühe Führung einfach nur verteidigen will und es am Ende nicht schafft.

Früher oder später ist Jose Mourinho bei seinen vorherigen Stationen fast immer für die eigenwillige Art der Mannschaftsführung in die Kritik geraten: Immer dann, wenn der Erfolg ausblieb. Das kann man bei den Spurs nicht unbedingt sagen, denn alles in allem sind sie auf Champions-League-Kurs und könnten es auch bald umso mehr sein, denn der kommende Spielplan ist nicht besonders hart. Doch Auftritte wie die letzten in der Premier League (auch bei der 0:2-Pleite in Leicester agierte Tottenham ängstlich und sehr defensiv) sind erste Warnzeichen.