Wechsel oder Verbleib? Der aktuelle Stand bei Harry Kane
Von Dominik Hager
Englands Stürmer-Star Harry Kane hat seinen ersten ganz großen Triumph als Fußballer aufgrund der Final-Niederlage gegen Italien knapp verpasst. Nun möchte der 27-Jährige zumindest im Klub-Fußball endlich Pokale in die Luft stemmen, nachdem er mit Tottenham Hotspur unter anderem im Champions-League-Finale 2019 dem FC Liverpool unterlag. Da die sportliche Gegenwart der Spurs derzeit nur bedingt erfolgsversprechend ist, peilt der Engländer einen Wechsel an.
Wir dürfen gespannt sein, ob es in diesem Sommer einen Klub geben wird, der für Harry Kane all-in geht. Am heißesten ist derzeit die Spur zum amtierenden Meister Manchester City. Die Skyblues sollen laut Angaben der Zeitung The Athletic bereit dazu sein, 100 Millionen Pfund (117 Millionen Euro) in den Tottenham-Star zu investieren.
Levy fordert 150 Millionen Pfund - Man United nach Sancho-Deal raus
Trotz dieser gigantischen Summe denkt Tottenham-Präsident Daniel Levy noch nicht an einen Verkauf. Dieser würde wohl erst bei 150 Millionen Pfund (176 Millionen Euro) aufwärts schwach werden. Der Unternehmer gilt als knallharter Verhandlungspartner und wird trotz der finanziellen Probleme der Spurs nicht von seiner Forderung abrücken.
Und zwar aus gutem Grund, denn Harry Kane ist seit Jahren das absolute Aushängeschild des Klubs. In der letzten Saison steuerte er wettbewerbsübergreifend 50 Scorer für die ansonsten enttäuschenden Spurs bei.
Mitbewerber Manchester United dürfte derzeit raus sein, zumal bereits 73 Millionen Pfund in Jadon Sancho geflossen sind. Kane als doppelt so teure Zugabe werden sich die Red Devils nicht leisten können, da ab gewissen Summen die FFP-Regeln auch nicht mehr eingehalten werden können.
Derzeit sieht also vieles danach aus, als müsste Harry Kane bei den Spurs bleiben, mit denen er in der nächsten Saison nicht mal in der Champions League spielen dürfte.
Ergibt ein Kane-Verbleib für Tottenham Sinn?
Sicherlich darf man sich aus Tottenham-Sicht die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht, den Top-Torjäger mit aller Macht zu halten. Diese Frage gilt es schließlich immer zu beantworten, wenn ein Spieler eigentlich gar keine Lust mehr hat, zu bleiben. Hinzu kommt, dass selbst 100 Millionen Pfund eine beträchtliche Summe für einen Spieler darstellen, der immer wieder an (kleineren) Verletzungsproblemen litt.
Mit solchen Einnahmen hätte der Klub auch die Möglichkeit, andere Schwachstellen im Kader auszumerzen. Gerade in der Abwehrreihe tummeln sich zwar zahlreiche überdurchschnittliche Kicker, aber niemand, der an der Schwelle zur absoluten Weltklasse steht. Zudem könnte auch im Mittelfeld ein ballgewandter und spielstarker Akteur dem Team weiterhelfen.
Derzeit dürfte ein Kader-Update schließlich eher schwierig werden, zumal der Klub im Vorjahr laut der englischen Quelle 64 Millionen Pfund Minus gemacht haben soll. Mittlerweile hat der Levy-Klub demnach gut 600 Millionen Pfund Schulden. Mit einem Verkauf des Top-Stars würde sich die finanzielle Lage bereits deutlich entspannen.
Verletzungsprobleme nach der EM: Sportwissenschaftler warnt Man City vor Kane-Deal
Fraglich ist trotz seiner überragenden Saison, ob Kane überhaupt 100 Pfund oder mehr wert ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Spieler in zwei Wochen 28 Jahre alt wird und er eine lange und anstrengende Saison in den Knochen hat. Die Pause und die Vorbereitungszeit werden demnach knapp bemessen sein, was nach Meinung der Experten schwerwiegende Auswirkungen haben könnte.
"Die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung steigt nach einem großen Turnier deutlich an, daher wäre ich an der Stelle von Manchester City vorsichtig, 100 Millionen Pfund auszugeben", erklärt der sportwissenschaftliche Berater Simon Bundish, der anfügte, dass der Spieler "normalerweise ohnehin Spiele verpasst und langsamer geworden ist".
Folgt man der Statistik, erscheint klar, warum ein Kane-Transfer mit Risiken verbunden wäre.
"Ich habe mir die Daten angeschaut, und es gab so etwas wie eine 28-prozentige Erhöhung der Verletzungswahrscheinlichkeit bei Spielern, die die K.o.-Runde der WM 2018 erreicht haben, im Vergleich zu denen, die nicht dabei waren. Es gibt eine Zunahme durch Ermüdung und Stress. Denken Sie an den extremen Stress, den das Spielen in dem gerade beendeten Turnier verursacht hat. Denken Sie an die physiologischen und psychologischen Schäden von Sonntagabend, als man in die Verlängerung ging und dann im Elfmeterschießen verlor", führte Bundish gegenüber der englischen Zeitung The Athletic aus.
Prinzipiell ist es aber nun mal so, dass Manchester City und Kane mit dem Gewinn der Champions League die gleichen Ziele verfolgen und sich dafür gegenseitig brauchen. Insbesondere nach dem Abgang von Sergio Agüero fehlt den Cityzens im Zentrum ein echter Knipser.
Kane wäre sicherlich so etwas wie das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon üppigen Torte. Das Thema dürfte sich noch wie ein Faden durch den Sommer ziehen. Allerdings bleiben wohl nur die Optionen Tottenham oder Manchester City, nachdem Man United Sancho verpflichtet hat und sich der FC Chelsea auf Erling Haaland versteift.