Markus Kolke - zwischen Genie und Wahnsinn
Von Marc Knieper
Noch nie existierte ein Genie ohne einen Hauch von Wahnsinn. Was Philosoph Seneca vor bereits 2000 Jahren sagte, trifft auch heute noch zu. Und wie es das tut. Das beste Beispiel in der 2. Bundesliga: Markus Kolke.
Niemand pendelt stärker zwischen Genie und Wahnsinn als er. Zwei konträre Schalter bestimmen sein Leben: Auf dem Platz ist er ein Warrior, neben dem Platz stinknormaler Familienmensch. Zwei Facetten, die er und sein Umfeld zu trennen wissen – zum Glück.
"Ey ihr Säcke, Eier haben!" – Ein Satz, der dem Keeper des F.C. Hansa Rostock gut und gerne mal herausrutscht. Eigentlich meint er es nicht so. Auf dem Platz denkt er aber nur ans Gewinnen – und ist dabei häufig sehr direkt. Woher diese Attitüde? Natürlich von seinem Idol: Oliver Kahn.
Genauso wie Titan, ist auch Kolke ein Torhüter zwischen den Welten. "Vor und nach dem Training ist er ein ganz anderer Mensch als auf dem Platz", bestätigt Chef-Coach Jens Härtel via Sportclub.
"Wenn die Jungs nicht so agieren, wie er es sich wünscht, kriegen sich auch mal ihr Fett weg."
- Jens Härtel via Sportclub
Jedes Gegentor ist für ihn eine persönliche Beleidigung. Läuft es nicht rund, nimmt sich der Kapitän seine Vordermänner zur Brust. "Dann kriegen auch die Jungs mal ihr Fett weg", weiß Härtel, der sich genau das von seinem Torhüter wünscht.
"Wer als Torwart nicht verrückt ist, ist kein guter Torwart", bestätigt 'Kolle' im vereinseigenen Stadionmagazin und fügt mit einem Grinsen hinzu: "Die Top-Torleute haben alle einen an der Waffel." Zwischen Genie und Wahnsinn eben.
Markus Kolke - Spiele pro Verein:
- Wehen Wiesbaden: 232 Spiele
- Hansa Rostock: 90 Spiele
- Waldhof Mannheim: 36 Spiele
- Wiesbaden II: 13 Spiele
- Eintracht Frankfurt II: 4 Spiele
- Viktoria Aschaffenburg: 1 Spiel
Sein wahrer Charakter zeigt sich jedoch abseits des Platzes. Dann hebt er den Schalter um - vom fokussierten und ehrgeizigen Zweitliga-Torhüter zum stinknormalen Ehemann, Vater, Freund und Teamkollegen. Sein liebster Zeitvertreib? Die Familie. Die beiden Söhne (drei und ein Jahr alt) kicken ebenfalls gegen das runde Leder. Stürmer sollen sie werden. Als Torhüter sei der Druck zu hoch.
"Beim Großen sieht es im Moment stark nach Linksfuß aus. Das würde mich freuen, denn die gibt es nicht so häufig", schmunzelt Kolke. Anders als seine Söhne, stellt er sich schon im kommenden Spiel gegen Sandhausen wieder zwischen die Pfosten, springt wie ein Wahnsinniger, aber mit voller Leidenschaft und gewohnt genial durch die Luft und gibt dabei alles – für seinen Klub, für die Stadt und für sich selbst. Denn verlieren kann das wahnsinnige Torwart-Genie überhaupt nicht gut.