Hannover: Kind will noch nicht aufsteigen - trotz Leitl-Offensive
Von Yannik Möller
Hannover 96 plant einen neuen Angriff auf die Spitze der 2. Bundesliga, auch mit und durch Stefan Leitl. Klub-Boss Martin Kind sieht einen Aufstieg aber erst später als Ziel.
Gemessen an der Größe und der Bekanntheit des Vereins, sowie an den finanziellen Möglichkeiten, muss Hannover eigentlich in der Lage sein, im Aufstiegsrennen der zweiten Liga mitzumischen.
Das hat in dieser Saison keineswegs funktioniert. Stattdessen musste zeitweise der Tabellenrechner dafür herhalten, den Abstand auf die Abstiegsränge zu berechnen. Das soll sich in naher Zukunft wieder ändern - aber nicht allzu schnell und mit einer gewissen Portion Vorsicht.
Plötzlich stapelt Kind tief: "Gefahr eines sofortigen Abstiegs sehr groß"
Dafür spricht sich ausgerechnet Martin Kind aus. Der langjährige Klub-Präsident (bis 2019) und Geschäftsführer ist eigentlich dafür bekannt, die großen Ziele auszusprechen. Und obwohl mit Stefan Leitl ein Trainer kommen soll, der sich mit dem Aufstieg in die Bundesliga auskennt, stapelt Kind überraschend tief.
"Wir wollen uns zumindest im oberen Drittel etablieren. Aber klar ist: Würden wir mit einer doch deutlich veränderten Mannschaft aufsteigen, wäre die Gefahr eines sofortigen Abstiegs sehr groß", erklärte Kind gegenüber der Morgenpost.
Ein neues Team brauche immerhin Zeit, um zusammenzufinden. "Deshalb sollten wir vernünftig sein und uns für das Thema Aufstieg einen Zeitraum von zwei Jahren einräumen", ergänzte er.
Ungewohnte Töne vom 78-Jährigen. In der Vergangenheit hatte er sich stets für eine Prise zu viel, anstatt für zu wenig Druck entschieden. Das zeigt sich auch in den häufigen Trainerwechseln: Leitl wird bereits der fünfte Hannover-Coach nach dem Abstieg 2019 sein.
Inwieweit dieser zurückhaltende Ton auch intern angeschlagen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin kann Hannover mit einer guten finanziellen Basis in die nächste Saison starten. "Der geplante Haushalt liegt bei ca. 40 Millionen Euro", hatte Kind der Bild verraten. Die Hälfte, also etwa 20 Millionen Euro, gehört zum Spieler-Etat.
Ein sehr ähnlicher Etat, wie Schalke 04 ihn in der laufenden Saison vorzuweisen hat. Die Gelsenkirchener haben daraus eine Mannschaft geformt, die das Zeug hat, direkt wieder aufzusteigen - und zwei Spieltage vor Ende die Tabellenführung inne hat. Ob Kind dahingehend wirklich geduldig bleiben kann...?