Hannover 96: Kind erklärt Abfindungen - Twumasi als Startschuss für holprige Einkaufstour?
Von Marcel Stummeyer
Hannover 96 steckt wenige Tage vor Saisonstart inmitten der noch lange nicht abgeschlossenen Kaderplanung - inklusive einiger Hindernisse, die die Verpflichtung von Neuzugängen zusätzlich erschweren. Außerdem äußerte sich Klubboss Martin Kind gegenüber dem Sportbuzzer, wie und vor allem warum es zur teuren Trennung von einigen Akteuren kam.
Ein Flügelspieler könnte den Startschuss für Investitionen auf dem Transfermarkt geben.
In der Landeshauptstadt Niedersachsens vollzieht sich unweit des Maschsees die Neuausrichtung eines Fußballvereins. Hannover 96 stellt sich für die kommende Saison in der 2. Bundesliga neu auf. In allen Mannschaftsteilen der Roten war in den vergangenen Wochen eine Menge Bewegung zu vernehmen und der Kader ist noch lange nicht final bestückt. Zwar können die Niedersachsen in puncto Abgänge ihre Aufgaben als erledigt ansehen, mindestens vier Neue sollen allerdings noch zum Team stoßen.
Finanziell scheint man bei 96 durch einige Vertragsauflösungen, die umgerechnet 1,5 Millionen Euro gekostet haben sollen, Geld eingespart zu haben, das nun in neue Spieler reinvestiert werden soll. Martin Kind erklärte die Trennungen und lieferte sportliche und auch zwischenmenschliche Argumente. Konkrete Namen auf der Einkaufsliste wurden genannt - bei einigen Akteuren scheint sich eine Einigung jedoch noch zu verzögern. Der neu geschaffene Platz in der Kabine soll - möglichst bald - neu besetzt werden.
"Wollten Situation mit Fairness lösen"
In den vergangenen Wochen sorgte vor allem der Umgang mit verdienten Spielern in Hannover für reichliche Diskussionen. Klubboss Martin Kind stellte seine Akteure öffentlich auf das Abstellgleis und vor allem Torhüter Ron-Robert Zieler bekam sein Fett weg.
Letztendlich kam es zur Trennung von Edgar Prib, Marvin Bakalorz und Felipe per vorzeitiger Vertragsauflösung. Rund 1,5 Millionen Euro sollen die Abfindungen gefordert haben - dennoch erklärte Kind dem Sportbuzzer, dass man trotzdem "durchaus Geld eingespart" habe.
Auch für das Klima innerhalb der Mannschaft seien die Trennungen unermesslich gewesen: "Wichtig ist, dass wir Ruhe in die Mannschaft bekommen. Die Entscheidung, sich von diesen Spielern zu trennen, war sportlich begründet.".
Daraus zu schließen ist, dass die genannten Spieler ohne diese Maßnahmen wohl nur sehr schwer zu vermitteln gewesen wären. Zwar haben Marvin Bakalorz (Türkei) und Edgar Prib (Fortuna Düsseldorf) unmittelbar nach ihrem Abschied aus Hannover bei neuen Arbeitgebern unterschrieben, eine Ablöse hätte man für beide wohl nicht bekommen, zumindest wenn man die Worte Kinds richtig interpretiert.
Deshalb habe man auch zum Wohle der Spieler agiert, so Martin Kind weiter: "Wir wollten die Situation mit Fairness und Respekt lösen, wir wussten, dass die Spieler mit anderen Vereinen in Verhandlungen stehen." Unzufriedene Spieler hätte man bei 96 nicht haben wollen.
Dennoch: Ob das Verhalten des Unternehmers etwas mit "Fairness und Respekt" zu tun hatte ist mehr als fraglich - einige Äußerungen des 76-jährigen klangen eher nach dem Gegenteil.
Neuzugänge? Wie lange darf 96 warten?
Am gestrigen Donnerstag herrschte auf dem Trainingsplatz von Hannover 96 Alarmstufe Rot.
Zu wenige Spieler hatte Trainer Kenan Kocak zur Verfügung, sodass einige Mitglieder aus dem Trainerteam die Trainingsgruppe auffüllen mussten. Höchste Zeit also, den Kader aufzufüllen, was sich jedoch als erwartet schwer erweist.
In allen Mannschaftsteilen der Roten klafft (noch) eine große Lücke, außer im Tor. Ein junger Innenverteidiger, ein defensiver Mittelfeldspieler und zwei Offensivleute sollen noch an die Leine wechseln. Namen wurden zumindest schon genannt. Der 24-jährige Brasilianer Luan könnte für die defensive Mitte aus Österreich geholt werden. Als Sechser hätte Kenan Kocak gerne Tolgay Arslan im Kader und in der Offensive scheinen Patrick Twumasi und Serdar Dursun die Ziele der Roten zu sein.
Bei einigen der Kandidaten zeigen sich erste Tendenzen. Wie die Neue Presse berichtet sei vor allem das Gehalt von Tolgay Arslan eine kaum zu überwindende Hürde für 96. Der ehemalige Hamburger verdient bei Fenerbahce Istanbul angeblich 3 Millionen Euro im Jahr - was für Hannover bei Weitem nicht zu finanzieren ist. Um einen Wechsel ermöglichen zu können, müsste der defensive Mittelfeldspieler auf einen Großteil seines Gehalts verzichten. Zusätzlich müsste Fenerbahce dem Deutsch-Türken wohl ein ganzes Jahresgehalt zahlen, damit Arslan ablösefrei nach Hannover wechseln könnte, erklärte die NP. Hannover 96 ist jedoch nicht der einzige Interessent für Arslan. Unter anderem soll auch Galatasaray den beidfüßigen Mittelfeldmann auf der Liste haben.
Martin Kind betonte weiter, dass der Kader bis zum Saisonstart in knapp einer Woche komplett sein solle - lange Zeit bleibt also nicht mehr. Es wäre durchaus von Vorteil, wenn die potenziellen Neuzugänge zumindest ein wenig Zeit bekommen würden, sich in Hannover und in der neuen Mannschaft einzuleben.
Wirbel in der Offensive - Twumasi schon in Hannover?
Darmstadt-Stürmer Serdar Dursun steht schon lange weit oben auf der Wunschliste der Niedersachsen und soll weiterhin an die Leine wechseln. Martin Kind untermauerte gegenüber der Neuen Presse erneut, dass man bereit sei, für Wunschspieler Geld auf den Tisch zu legen. Nach acht ablösefreien Zugängen sollen demnach bald zu bezahlende Spieler zum Team stoßen.
In der Vergangenheit wurden die Gespräche zwischen Dursun und Hannover 96 als eher "schweirig" bezeichnet, das Interesse von Seiten der Roten ist jedoch nie erloschen - vorbehaltlich der Planung, dass die Mannschaft zeitnah komplettiert werden soll, ist in den nächsten Tagen eine finale Entscheidung zu erwarten.
Um Flügelspieler Patrick Twumasi besteht zur Stunde Verwirrung. Der 26-jährige Ghanaer postete am gestrigen Donnerstag ein Foto, das ihn bei einem Medizincheck zeigte. Als Ort gab der Flügelspieler "Deutschland" an - wenig später wurde der Beitrag jedoch schon wieder gelöscht. Infolgedessen wurde in den sozialen Medien heiß diskutiert - gab es Probleme bei der medizinischen Untersuchung?
Die Neue Presse gab jedoch Entwarnung: Patrick Twumasi habe den Medizincheck in Hannover bestanden und soll noch am heutigen Freitag offiziell vorgestellt werden. Für die Dienste des Offensivspielers überweist Hannover 96 der Tageszeitung zu Folge rund 800.000 Euro an Deportivo Alavez nach Spanien. Twumasi, der bereits über Champions-League-Erfahrung verfügt, kann auf beiden Flügeln, sowie im Sturmzentrum aufgestellt werden. Mit dem Ghanaer würde ein sehr interessanter Mann an den Maschsee wechseln - der Beginn der Transfer-Offensive?