Umstrittene Hand-Entscheidungen: DFB räumt vier Schiedsrichterfehler ein
Von Daniel Holfelder
Das Thema Handspiel sorgt seit Jahren für hitzige Diskussionen. Auch am letzten und vorletzten Bundesliga-Spieltag kam es zu einigen strittigen Entscheidungen. Der DFB um den Sportlichen Leiter Bundesliga, Peter Sippel, hat nun ein offizielles Statement veröffentlicht und vier Fehlentscheidungen eingeräumt.
In der Mitteilung führt der Verband zunächst die drei Hauptkriterien für ein strafbares Handspiel an. Dazu gehört zum einen die klare Absicht, den Ball mit der Hand zu berühren, etwa dann, wenn der Arm oder die Hand bewusst zum Ball gehen. Zum anderen geht es um die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche. Hierbei müssen die Unparteiischen entscheiden, ob die entsprechende Arm- oder Handhaltung im Rahmen einer natürlichen Körperbewegung geschieht und deshalb noch gerechtfertigt ist oder nicht. Der dritte und letzte Punkt bezieht sich ausschließlich auf die Torerzielung. Wird die Kugel mit der Hand ins Tor befördert oder kommt es unmittelbar vor dem Treffer zu einer Berührung der Kugel mit Arm oder Hand, ist das Tor immer irregulär. Absicht oder nicht sind in diesem Fall unerheblich.
Davon ausgehend stellt der DFB vier Fehlentscheidungen an den letzten beiden Spieltagen fest. Betroffen sind die Spiele Borussia Dortmund gegen TSG Hoffenheim (5. Spieltag) sowie Bremen gegen Augsburg, Hertha gegen Leverkusen und Union Berlin gegen Köln (alle 6. Spieltag).
"Wir haben die Situationen analysiert und werden die Ergebnisse vor dem nächsten Spieltag auch noch mal mit den Schiedsrichtern besprechen", kündigt der für die Bundesliga-Schiedsrichter zuständige Peter Sippel außerdem an.
BVB - Hoffenheim
TSG-Verteidiger Ozan Kabak hatte eine Flanke von Marius Wolf mit der Hand geblockt, die Pfeife von Schiedsrichter Daniel Siebert war jedoch stumm geblieben. Auch der VAR hatte nicht eingegriffen.
Eine Fehlentscheidung, wie Peter Sippel erklärt: "Aufgrund der Bewegung des Armes zum Ball handelt es sich um Absicht, und ein Strafstoß wäre die logische Konsequenz. Weil die Bilder diesen Vorgang eindeutig belegen, hätte der Video-Assistent auch eingreifen und dem Schiedsrichter die Möglichkeit geben müssen, über einen zweiten Blick auf die Situation zur richtigen Entscheidung zu kommen."
Bremen - Augsburg
Auch den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Martin Petersen in der Nachspielzeit der Partie zwischen Bremen und Augsburg hält Sippel für falsch. Werder-Angreifer Marvin Ducksch hatte Augsburgs Maximilian Bauer aus kurzer Distanz am Arm getroffen.
"Hier befindet sich der Abwehrspieler in einer Drehbewegung, ohne klare Orientierung zum Ball. Die Arme, obwohl etwas vom Körper entfernt, sind als natürliche Folge der Körperbewegung einzuordnen. [...] Es ist keine Absicht erkennbar, und auch der Aspekt der unnatürlichen Vergrößerung des Körpers ist klar zu verneinen. [...] Der Schiedsrichter hat hier auf Strafstoß entschieden, was als klar und offensichtlich falsch einzuordnen ist. Der Video-Assistent muss in einer solchen Situation eingreifen", so Sippel.
Hertha - Leverkusen
Referee Benjamin Brand hatte das Handspiel von Leverkusens Odilon Kossounou als nicht strafbar bewertet. Der Bayer-Verteidiger hatte einen Schuss von Herthas Jean-Paul Boetius mit dem Arm geblockt.
Sippel: "Wenn man das vorliegende Bildmaterial genau analysiert, dann ist der Arm dabei seitlich vom Körper abgespreizt. Der Abwehrspieler ist zum Ball orientiert, aktiv in einer Abwehraktion, und der Oberkörper ist leicht in Richtung Ballseite geneigt. Der linke Arm ist sogar hinter den Körper geführt. Der rechte Arm bleibt in der Flugbahn des Balles und geht erst hinter den Rücken, nachdem der Ball geblockt wurde. Das ist eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche und somit ein strafbares Handspiel. Auch hier muss der Video-Assistent aufgrund der eindeutigen Bilder eingreifen und dem Schiedsrichter einen On-Field-Review empfehlen."
Union Berlin - Köln
Nach einem Kopfball von Unions Robin Knoche war der Ball an den Arm von Kölns Luca Kilian gesprungen. Schiedsrichter Benjamin Cortus hatte auf den Punkt gezeigt.
"Die Armbewegung des Abwehrspielers stellt hier keine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche dar", bewertet Sippel die Szene. Daher sei die Elfmeter-Entscheidung "klar und offensichtlich falsch, und der Video-Assistent hätte eingreifen müssen."