HSV torlos in Heidenheim: Ein 0:0, das trotzdem Hoffnung macht

Kann seiner Elf heute eigentlich nur den Vorwurf mangelnder Kaltschnäuzigkeit machen: HSV-Coach Tim Walter
Kann seiner Elf heute eigentlich nur den Vorwurf mangelnder Kaltschnäuzigkeit machen: HSV-Coach Tim Walter / Martin Rose/Getty Images
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Der langfristige Abwärtstrend ist zunächst einmal gestoppt - wenn man als HSV-Fan auf die Heidenheim-Bilanz der letzten Jahre blickt. Zum ersten Mal überhaupt blieben die Norddeutschen nämlich ohne Gegentor in der Ostalb. Da man aber auch selbst zu wenig aus den eigenen (und hochkarätigen) Chancen gemacht hat, geht die Punkteteilung am Ende in Ordnung.


Es war eindeutig ein torloses Remis der besseren Sorte. Wonach es nach gut der Hälfte des ersten Durchgangs zunächst nicht ausgesehen hatte. Denn bis dahin hatte disziplinierte Ordnung das Spiel beider Mannschaften geprägt.

Der von der gesamten Spielanlage her bessere HSV kontrollierte zwar weitgehend Ball und Gegner, kam aber kaum wirklich gefährlich ins letzte Drittel. Mit einem harmlosen Fernschuss vom heute sehr agilen Jan Gyamerah wurde dann die frenetische zweite Phase der ersten Halbzeit eingeleitet.

Chancen auf beiden Seiten

Und plötzlich kam auch Heidenheim zu Chancen. Und zwar über Standards. Einen gut getretenen Freistoß aus zentraler Position von Denis Thomalla fischte HSV-Keeper Heuer Fernandes großartig aus dem Eck, und auch die anschließende Ecke sorgte für einige Verwirrung im Strafraum der Gäste.

Wieder nur vier Minuten später hätte dann Moritz Heyer die Führung für die Hanseaten besorgen können, wenn nicht sogar müssen: eine starke Leibold-Flanke erreichte den von hinten einlaufenden Mittelfeldspieler im Fünfmeterraum - doch Heyer setzte den Kopfball am Tor vorbei.

Trotz Bedrängnis durch einen Gegenspieler: den konnte man auch schon mal machen. Doch Zeit zum Lamentieren gab es nicht. Fünf Minuten später war auf einmal Sonny Kittel völlig blank im Strafraum der Hausherren und zielte mittig auf Kevin Müller.

Eine Zeigerumdrehung später traf erneut Heyer aus sechzehn Metern nur die Latte. Doch auch die Heidenheimer waren nun offensiv besser im Spiel - und scheiterten nach einem Kopfball von Schöppner wieder am stark parierenden Heuer Fernandes.

Die folgende Ecke bescherte dann auch den Heidenheimern ihren ersten Lattentreffer - nach einem Kopfball von Tim Kleindienst.

Moritz Heyer
Hatte zweimal die Führung für sein Team auf dem Fuß: Moritz Heyer / Martin Rose/Getty Images

Doch noch immer war der erste Durchgang nicht beendet. Nach einer klugen Jatta-Flanke auf den langen Pfosten stand auf einmal der emsige Leibold völlig blank im Fünfmeterraum vor Müller - und demonstrierte, dass aus ihm wohl kein Torjäger mehr wird.

Mit einem eigentlich absurden 0:0 ging es in die Kabinen. Es hätte auch, wie letzte Woche, locker und leicht 2:2 stehen können.

HSV auch in Durchgang zwei das dominante Team

Nach dem Seitenwechsel bestimmte weiterhin der HSV die Partie. Positiv heute hervorzuheben: er beging fast keine einfachen Fehler im Aufbau, so dass die Heidenheimer kaum zu Kontergelegenheiten kamen und immer weiter in die Defensive gedrückt wurden.

Der in der 62. Minute für Kittel eingewechselte Manuel Wintzheimer hatte nur fünf Minuten nach seiner Hereinnahme eine ganz starke Szene, als er mit dem Ball am Fuß über links durchbrach, in den Strafraum eindrang und das Leder Müller durch die Beine schob.

Leider aber auch hauchzart am langen Pfosten vorbei. Die fünfte Großchance für die Gäste, die sich nun allmählich den Vorwurf mangelnder Effizienz machen mussten.

Und beinahe hätte sich das auch gerächt: wie aus dem Nichts traf der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Florian Pick in der 72. Minute das Quergebälk.

Doch schon zu diesem Zeitpunkt war die Partie nicht mehr so frenetisch wie noch im ersten Durchgang. Robert Glatzel hatte in der 77. Minute noch einmal eine gute Chance, als er sich gut im Strafraum behaupten konnte und aus kurzer Distanz an Müller scheiterte.

Danach schien irgendwie schon festzustehen: das würde mit Toren wohl nichts mehr werden. Zumal Jonas Meffert in der Nachspielzeit den möglichen lucky punch eben nicht setzte. Und so trennten sich am Ende beide Teams zum ersten Mal torlos.

Ein doppelter Punktverlust, der angesichts der zahlreicheren und besseren Torchancen den Hamburgern zunächst mehr weh tut als den Heidenheimern.

Doch sollten die Hanseaten in der internen Aufarbeitung vor allem die guten Aspekte hervorheben. Über neunzig Minuten blieb die Mannschaft annähernd fehlerfrei, erspielte sich (die Betonung auf "spielen") bei einem traditionell heimstarken Gegner ein deutliches Chancenplus und blieb bis in die Schlusssekunden gefährlich.

Wenn jetzt noch hinter den Kulissen ein guter Job gemacht wird und ein bis zwei gute Verstärkungen an Land geholt werden (ein Zehner und ein Außenstürmer sollten dabei Priorität genießen), könnte das durchaus noch zu einer guten Saison der Hamburger werden.