Was plant Tim Walter mit dem HSV?

Oliver Hardt/Getty Images
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Noch weilt der neue HSV-Trainer Tim Walter mit seiner Familie im Pfingsturlaub. Doch dessen unbeschadet, nehmen die Planungen der Hamburger für die kommende Saison an Fahrt auf. Fest scheint dabei nur zu stehen, dass nichts mehr feststeht. Ein erster Überblick.


Schon vor der Bestellung Walters zum neuen Übungsleiter am Volkspark stand die erste Neu-Personalie der Hamburger für die Spielzeit 2021/22 fest: Sebastian Schonlau (26), der bisherige Kapitän des SC Paderborn, wechselt - trotz vermeintlich lukrativerer Angebote - ablösefrei an die Elbe.

Simon Terodde, Sebastian Schonlau
Spielen nächstes Jahr (in neuen Trikots) wieder gegeneinander: HSV-Neuverpflichtung Sebastian Schonlau und Simon Terodde / Stuart Franklin/Getty Images

Ein Spieler, mit dem sicherlich auch Tim Walter was anfangen kann. Nach insgesamt acht Jahren (und 154 Pflichtspielen) bei den Ostwestfalen, will Schonlau die nächste Sprosse auf seiner Karriereleiter erklimmen. Der gebürtige Warburger (Nordrhein-Westfalen) ist ein spielstarker Innenverteidiger, der darüber hinaus auch über die nötige Robustheit im Zweikampf verfügt.

Nachdem die Verpflichtung eingetütet war, frohlockte HSV-Sportdirektor Michael Mutzel: "Wir haben Sebastian schon lange auf unserer Liste, uns intensiv und frühzeitig mit ihm beschäftigt und konnten ihn auch dadurch ablösefrei für uns gewinnen. Er bringt die Erfahrung aus mehr als 130 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga mit, besitzt mit 26 Jahren aber auch noch Entwicklungspotenzial und versprüht vor allem den Hunger und Ehrgeiz, bei uns den nächsten Schritt gehen zu wollen." (fussballtransfers.com)

Ausdünnung bei den Innenverteidigern ist notwendig

Mit Schonlau erweitert sich jedoch auch das derzeitige Aufgebot an Innenverteidigern bei den Hamburgern auf acht Spieler: Schonlau, van Drongelen, Ambrosius, Heyer, Leistner, David, Bates und Jung.

Vor allem auf dieser Position dürfte es somit in den nächsten Wochen zu viel Bewegung kommen. Mit Jung (von dem man sich in diesem Sommer auf jeden Fall trennen will), David (gewogen und (noch) für zu leicht befunden) und Bates (konnte während seiner Leihe zum belgischen Erstligisten Cercle Brügge nicht wirklich nachhaltig auf sich aufmerksam machen) stehen indes drei der acht zentralen Abwehrspieler des HSV schon mit mehr als einem Bein außerhalb des nächstjährigen Kaders.

Blieben noch van Drongelen, Leistner, der zur Zeit (und bis tief in den Herbst hinein) nicht verfügbare Ambrosius, Heyer und eben Schonlau. Für eine alternative Position vor der Innenverteidigung böten sich von diesem Quintett eigentlich nur Schonlau selbst und Moritz Heyer an, der in der vergangenen Saison das eine oder andere Spiel auf der Sechser-Position bestritten hat. Wirklich überzeugend war der frühere Osnabrücker aber vor allem, wenn er in der defensiven Zentrale unterwegs war.

Was plant Walter für die Torwart-Position?

Interessant in diesem Zusammenhang dürfte auch die Entscheidung Walters bezüglich der Torwart-Thematik sein. Walter ist für ein selbstbewusstes, auf sauberem Passspiel basierendes Spiel seiner Mannschaften bekannt. Dies war seine Ausrichtung sowohl in Kiel als auch später beim VfB Stuttgart.

Doch von "sauber" kann bezüglich der ersten Station im Aufbauspiel, sprich dem Torwart, beim HSV keine Rede sein. Sven Ulreich tat sich, im Gegenteil, schon früh negativ damit hervor, mit dem Ball am Fuß klar ersichtlich zu fremdeln.

Da sein ärgster Rivale um den Platz zwischen den Pfosten, Daniel Heuer Fernandes, spielerisch zwar etwas besser unterwegs ist als Ulreich, gleichzeitig jedoch Defizite in der Strafraumbeherrschung aufweist, könnte Walter hier einen radikalen Schnitt vollziehen wollen - und nach einem neuen Torwart rufen.

Wird Walter zum Kinsombi-Flüsterer?

Gespannt darf man auch auf Walters Entscheidung bezüglich David Kinsombis sein. Bei Holstein Kiel hatte dieser, unter Trainer Walter, seine bisher beste Zeit im Profi-Fußball. Leider ist von dem Kinsombi aus Kieler Zeiten nur ein Schatten seiner selbst beim HSV angekommen.

David Kinsombi
Bringt Walter ihn wieder in die Spur? David Kinsombi (hier im Trikto von Holstein Kiel) / TF-Images/Getty Images

Die wirklich guten Spiele des 25-jährigen gebürtigen Rüdesheimers für den HSV kann man jedenfalls an einer Hand abzählen. Viel zu wenig für einen Mann seines Potentials. Walters kurz nach seiner Unterschrift in Hamburg fast nebenbei gemachte Bemerkung, prüfen zu wollen, wieviel Bereitschaft und inneren Antrieb seine Schützlinge mitbringen, sollte Kinsombi getrost auch auf sich münzen. Erbhöfe für vor Jahren Geleistetes wird es unter Walter jedenfalls nicht geben.

Im Sturm wiederum ist der neue Coach der Rothosen bereits vor seiner Unterschrift vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Denn Top-Torjäger Simon Terodde (23 Liga-Tore bedeuten die beste Marke eines HSV-Spielers seit Sergej Barbarez im Jahre 2001) wird in Zukunft für den Liga-Konkurrenten Schalke 04 auf Torejagd gehen.

Der Noch-Darmstädter Serdar Dursun wiederum, lange Zeit auch aufgrund seiner familiären Bindungen zu Hamburg als heißester Kandidat auf die Nachfolge Teroddes gehandelt, schließt sich ab dem 1. Juli den europäisch spielenden Eisernen von Union Berlin an.

HSV nimmt Kontakt zum KSC wegen Hofmann auf

Womit die Fährte zu Philipp Hofmann wieder heißer wird. Sicherlich in Absprache mit Walter hat der HSV hier nun auch den ersten Schritt gemacht - und den Karlsruher SC ganz offiziell über das Interesse an dem 28-jährigen Mittelstürmer informiert. Der Ball liegt nun bei den Badenern.

Dass wiederum Aaron Hunt den Hamburger SV nach insgesamt sechs Jahren verlassen wird, dürfte auch mit mit dem neuen Übungsleiter abgesprochen worden sein. Ob Walter innerhalb des Kaders mögliche Alternativen gesichtet hat - oder auch hier einen Neuzugang fordert, bleibt abzuwarten.

Nächste Woche soll Walter seine Arbeit am Volkspark aufnehmen. Gut möglich also, dass bis zum Trainingsauftakt der Hanseaten (Mitte Juni) schon die eine oder andere Entscheidung getroffen sein wird.