5 Gründe: Was steckt hinter dem Formtief von Alphonso Davies?
Von Dominik Hager
Alphonso Davies läuft normalerweise niemandem hinterher - außer leider schon seit einer ganzen Weile seiner Form. Nachdem der Kanadier als Senkrechtstarter einen wesentlichen Teil zum Triple-Gewinn 2020 beitragen konnte, geriet seine Entwicklung ins Straucheln. Wir möchten die Gründe dazu auf den Prüfstein stellen.
Es ist inzwischen einiges an Zeit vergangen, seitdem sich Alphonso Davies mit seiner rasanten Geschwindigkeit und Unbeschwertheit in die Herzen der Fans gespielt hat. Es folgten jedoch Ups & Downs und insbesondere in dieser Saison hat der Kanadier so seine liebe Mühe. Wo liegen eigentlich genau die Probleme des Roadrunners?
Davies hat seine Unbeschwertheit verloren
Die erste richtige Profi-Saison von Alphonso Davies muss ihm vorgekommen sein wie ein Traum. Niemand hatte den Kanadier so richtig auf dem Zettel, ehe er sich einen Stammplatz schnappte und mit seinem enormen Tempo die Bundesliga aufmischte. Schnell wurde der aufgeschlossene und smarte Youngster zum Publikumsliebling und Vorbild für die Kids. Der FC Bayern befand sich im Siegesrausch und Davies konnte mit einer absoluten Leichtigkeit regelmäßig Top-Leistungen zeigen.
Im Anschluss lernte Davies aber auch die Schattenseiten des Lebens und des Fußballer-Daseins kennen. Bereits in der Saison 2020/21 zog er sich einen Bänderriss im Sprunggelenk zu, ehe er im Sommer 2021 an einer Knöchelverletzung laborierte. Besonders lange pausieren musste Davies jedoch angesichts einer Herzmuskelentzündung, die ihn drei Monate außer Gefecht setzte. Trotz der Verletzungen musste der Linksfuß natürlich auch mit der gestiegenen Erwartungshaltung zurecht kommen.
Privat musste Davies im Jahr 2022 die Trennung mit Jordyn Huitema verkraften. Das Ereignis wurde auch medial ziemlich ausgeschlachtet, weil das einstige Fußballer-Traumpaar insbesondere bei den jungen Anhängern überaus beliebt war. Im selben Jahr gab Davies zudem interessante Einblicke in sein Innenleben. Dabei gab er zu, dass er nach dem Training nicht so recht wisse, was er zu tun habe, zumal er auch weit weg von seiner Familie lebe und vielleicht fünf Freunde habe. "Ich bin ein beliebter Verlierer", resümierte er.
All das können Gründe dafür sein, dass Davies seine Unbeschwertheit und seine pure Freude am Dasein als Fußball-Profi ein Stück weit verloren hat. Natürlich spiegelt sich so etwas auch auf dem Platz wider.
Gerüchte über Wechsel zu Real Madrid
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Spieler zu kämpfen hat, um den es zahlreiche Wechselgerüchte gibt. Davies scheint aktuell selbst nicht so recht zu wissen, ob er beim FC Bayern bleiben oder aber zu Real Madrid wechseln möchte. Es ist nur logisch, dass eine derartige Unsicherheit bezüglich der Zukunft vom Geschehen im Hier und Jetzt ablenkt.
Zwar dementierte Christoph Freund, dass der Außenverteidiger deswegen nicht voll bei der Sache sei, jedoch muss der Sportdirektor mit seiner Sicht auf die Dinge nicht unbedingt Recht haben. Es wäre nicht überraschend, wenn Davies wieder besser spielt, sobald seine Zukunft in trockenen Tüchern ist.
Probleme mit dem Fußball von Tuchel
Die Harakiri-Taktik von Hansi Flick hat Alphonso Davies natürlich in die Karten gespielt. Der Kanadier hatte nach vorne viele Freiheiten und konnte sich häufig offensiv einschalten. Gegen den Ball war Davies insbesondere im Umschaltspiel gefordert, wobei er sein Tempo nutzte und auf spektakuläre Weise zahlreiche vielversprechende Angriffe der Gegner verhinderte. Unter Julian Nagelsmann und vor allem unter Thomas Tuchel spielt der FC Bayern taktisch strukturierter und steht nicht mehr ganz so hoch, wodurch die spektakulären Rettungsaktionen als letzter Feldspieler seltener wurden.
Generell legt Tuchel mehr Wert auf Kontrolle, was nicht dem Fußball von Davies entspricht. Der Roadrunner muss sich offensiv zudem mehr zurückhalten, weil der Bayern-Coach nicht mit so offensiv ausgerichteten Außenverteidigern spielten möchte, wie es seine Vorgänger getan haben. Unglücklich ist für Davies zudem, dass Benjamin Pavard nicht mehr im Verein ist. Der Franzose hat auf der rechten Seite hauptsächlich dabei geholfen, hinten abzusichern. Demnach konnte Davies seine Offensiv-Power viel häufiger nutzen. Mit Noussair Mazraoui ist nun ein Rechtsverteidiger im Team, der eher mit Ball als gegen den Ball seine Stärken hat. Dadurch muss auch Davies wieder mehr verteidigen.
Der FC Bayern hat bei Davies an den falschen Stellschrauben gedreht
Schon immer wusste man, dass Alphonso Davies viel Tempo mitbringt. Was zunächst aber zumindest nicht so ausgeprägt war, war sein taktisches Verständnis in der Defensivarbeit. Interessanterweise ist das aber nicht so sehr ins Gewicht gefallen, weil Davies die Szenen alleine mit seiner Schnelligkeit geradebiegen konnte. Stand er mal drei Meter falsch, hat er eben drei schnelle Schritte gemacht und den Gegenspieler trotzdem eingeholt. Man kann trotzdem davon ausgehen, dass die Bayern Davies insbesondere in diesen Bereichen gefördert haben.
Dabei ist aber womöglich ein wenig zu kurz gekommen, Davies die richtige Entscheidungsfindung im Angriffsdrittel beizubringen und den Torabschluss zu trainieren. Interessanterweise hat Davies in der Triple-Saison häufig mit klugen Hereingaben geglänzt und dabei oftmals eine bessere Figur gemacht als beispielsweise ein Kingsley Coman.
In Sachen Hereingaben hat sich Davies seitdem eher zurück entwickelt. Oftmals kommen die Davies-Zuspiele zu ungenau oder zum falschen Mitspieler. Hier ist großer Nachholbedarf, weil einfach zahlreiche aussichtsreiche Situationen verpuffen. Vergleicht man Davies in Sachen Offensiv-Output, ist er meilenweit von Spielern wie Frimpong oder Grimaldo entfernt, selbst wenn diese auch ein wenig mehr Freiheiten nach vorne haben.
Davies fehlte es an Konkurrenz
Natürlich ist hierbei aber nicht nur der FC Bayern in die Verantwortung zu ziehen. Vielmehr ist auch Davies gefordert, sein Spiel zu verbessern. Dies ist ihm zuletzt nicht wirklich gelungen. Womöglich bräuchte er auch einfach mal einen starken Konkurrenten, der dauerhaft fit ist und gute Leistungen zeigt. Lucas Hernández war mehr ein Mann für die Innenverteidigung und zudem häufig verletzt. Guerreiro konnte noch nicht zum Konkurrenten heranreifen, weil er lange verletzt ausfiel. Abgesehen von dem halben Jahr, in dem Cancelo beim FC Bayern war, fehlte es schlichtweg an einem Konkurrenten, der Davies zu Höchstleistungen hätte pushen können.
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