Große Hürde, wichtige Punkte: Eine Niederlage in Leverkusen ist für den FC Bayern verboten
Von Florian Bajus

Am Samstagabend gastiert der FC Bayern bei Bayer Leverkusen. Wollen die Münchner auch in diesem Jahr die Meisterschaft gewinnen, dürfen sie nicht verlieren. Das ist allerdings wesentlich leichter gesagt als getan.
Auch wenn die Winterpause in diesem Jahr sehr kurz ausfällt, dürften die Spieler des FC Bayern froh über diese kleine Verschnaufpause sein. Seit Ende Mai ist die Mannschaft fast durchgängig im Spielbetrieb, seit Wochen sind die Beine schwer und der Kopf - zumindest bei einigen Akteuren - müde.
Dass man in dieser Saison nicht zu viel vom Triple-Sieger erwarten darf, war von Beginn an klar. Dass Bayern dennoch auf dem ersten Tabellenplatz überwintern könnte, ist ein Zeichen der eigenen Stärke und der Mentalität dieser Mannschaft. Gleichzeitig wäre der Platz an der Sonne wichtig für das Selbstverständnis des Vereins, selbst in schwierigen Zeiten ganz oben und um jeden Titel mitzuspielen.
Vor diesem Hintergrund ist das Auswärtsspiel gegen Bayer Leverkusen von großer Bedeutung. Die Werkself hat derzeit die Tabellenführung inne und ist trotz Dreifachbelastung und dünnem Kader in bestechlicher Form. Statt Kai Havertz brilliert Florian Wirtz, statt Kevin Volland liefern Patrik Schick und Lucas Alario die Tore; genau wie Leon Bailey, der sich wieder in absoluter Bestform befindet. Die Bayern vertrauen hingegen in diesen Tagen besonders auf Manuel Neuer, der viele Torchancen des Gegners vereitelt, während Robert Lewandowski und Kingsley Coman ihre Mitspieler in der Offensive überflügeln.
Schon der 2:1-Erfolg über den VfL Wolfsburg war so nicht zu erwarten. Die Wölfe haben nach der Führung clever verteidigt und in der Schlussphase den Vorwärtsgang eingelegt, waren jedoch zweimal im eigenen Drittel unachtsam und scheiterten an Neuer. Das ist von Leverkusen, das vor einem Jahr mit 2:1 in der Allianz Arena gewann, nicht zu erwarten. Lukas Hradecky ist in sehr guter Form, Edmond Tapsoba gehört zu den besten Innenverteidigern der Bundesliga, Bailey und Moussa Diaby bringen enorm viel Tempo auf den Außenbahnen mit, Wirtz und Kerem Demirbay oder Nadiem Amiri sorgen mit ihrer Kreativität im Zentrum für viel Torgefahr und Schick und Alario sind robust, verfügen über eine gute Technik (Schick) und ein gutes Kopfballspiel (Alario).
Das vogelwilde und unkoordinierte Pressing der vergangenen Wochen wird die Münchner nicht zum Erfolg führen. Wichtiger wird es sein, durch eine tiefere Absicherung die Torgefahr der Leverkusener einzudämmen, das Pressing zu aktivieren und die daraus resultierenden Räume zu nutzen. Thomas Müller könnte dahingehend auf einer tieferen Position wie gegen Wolfsburg ähnlich nützlich sein wie Jamal Musiala, dem der Ball förmlich am Fuß klebt. Und Robert Lewandowski, der sich nun offiziell Weltfußballer des Jahres 2020 nennen darf, wird sich wieder von seiner effizientesten Seite zeigen müssen.
Ein Unentschieden oder gar ein Sieg dürfte alle Beteiligten positiv stimmen. Bei einem Remis und einem Sieg von RB Leipzig über den 1. FC Köln würden die Sachsen die Tabellenführung erobern, die Münchner wären allerdings nur zwei Punkte entfernt. Bei einer Niederlage wären es dagegen vier Punkte Rückstand auf Leverkusen. Aufgrund des eng getakteten Spielplans sind vier Punkte in dieser Saison jedoch viel schwerer aufzuholen als die sieben Punkte in der vergangenen Spielzeit. Insofern dürfen die Bayern nicht verlieren, wenn sie weiterhin ein ernstes Wort im Meisterkampf mitreden wollen.