Gosens über Hass auf Social Media: "Erkannte den Fan, der mir den Tod wünschte"
- Gosens spricht über Hassnachrichten im Netz
- Klarer Appell an die Gesellschaft
Von Franz Krafczyk
Fußballprofis müssen häufig nicht nur Kritik, sondern auch Hass und persönliche Angriffen einstecken. Robin Gosens berichtete nun von einer Anekdote aus seinem Leben.
Union-Profi und Nationalspieler Robin Gosens nutzte sein LinkedIn-Profil, um eine "kleine Anekdote" öffentlich zu erzählen und damit auf Hass gegen Profifußballer aufmerksam zu machen.
"Am Samstag nach dem Spiel laufe ich freudestrahlend zum Ausgang des Stadions, öffne die Türe und sehe ein paar Fans, die Fotos machen möchten. Gerne. Nach einem Sieg umso lieber. Ich gehe die Reihe durch, bis zu einem jungen Mann, der mich ebenfalls um ein Foto bittet, mir aber irgendwie bekannt vorkommt. Ich kriege aber nicht gegriffen, woher", erzählt der 29-Jährige.
Auf dem Heimweg jedoch machte es bei Gosens "klick", er erinnerte sich: "Es war derselbe junge Mann, der mir nach dem Mainz-Spiel den Tod gewünscht hat, weil ich scheinbar bei den Protesten der Fans ein 'falsches' Gesicht gezogen habe und das von der TV-Kamera aufgenommen wurde. Meine Familie solle doch mit mir zusammen verrecken. 'Menschen wie dich brauchen wir auf dieser Welt nicht.'"
Keine Anonymität im Netz: Gosens schaut "oft auf die Profile der Menschen"
Doch User wie der junge Mann sind im Netz nicht so anonym, wie sie denken. Gosens erzählt, er gehe "oft auf die Profile der Menschen gehe, die mir sowas schreiben", außerdem sei das Spiel gegen Mainz noch "sehr frisch", weshalb er sich noch genau an das Profil des Mannes erinnere.
Beim Spieler stoßen Geschichten wie diese auf großes Unverständnis: "Ich frage mich: was sind das für Menschen, die einem auf Social Media den Tod wünschen, um einen fünf Tage später nach einem Foto zu fragen, weil sie 'großer Fan' sind? Wie ist es möglich, dass Personen der Öffentlichkeit mittlerweile als Ventil für den Frust von unzufriedenen Menschen herhalten müssen? Wie kann es sein dass es völlig normal ist, dass jemand im Netz auf das Übelste beleidigt wird und andere User diesen Kommentar sogar liken?"
Laut Gosens bewege sich die Gesellschaft "gerade in die Richtung, dass der Neid der Menschen sie förmlich auffrisst und man sich nur noch zu helfen weiß, indem man dem anderen signalisiert, dass es alles scheise ist, was er oder sie macht und dass man es ihm oder ihr auf gar keinen Fall gönnt." Daraus resultiere "Hass. Viel zu viel Hass."
Gosens' Appell: "Es geht um das tägliche Miteinander"
Der Spieler nimmt die persönliche Geschichte zum Anlass, um die Öffentlichkeit an wichtige Dinge zu erinnern. Erfolgreiche Menschen hätten nicht alles "in die Wiege gelegt bekommen", dazu gehöre auch "sehr harte Arbeit und großer Verzicht". Gosens ruft dazu auf, diese Personen als "Vorbilder, Motivation oder als Antrieb" zu nehmen, statt ihnen Neid und Hass entgegenzubringen.
Der 20-fache Nationalspieler wünscht sich diesen Respekt aber auch im Alltag: "Es geht nicht nur um erfolgreiche Menschen. Es geht um das tägliche Miteinander. Es geht darum, dass ich dem Typen in der Bahn antippe und ihm sage, dass ich sein Outfit toll finde, statt mich abzuwenden und neidisch darauf zu sein, dass ich es mir nicht leisten kann. "
"Vielleicht ist das alles einfacher gesagt als getan und vielleicht male ich mir hier Szenerien aus, die unrealistisch sind. Aber in meiner Welt ist ein Kompliment etwas sehr Einfaches und unfassbar Wertschätzendes", findet Gosens.
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