Gnabry und Sané in der Kritik: Darum sollten die Bayern über einen Verkauf nachdenken
Von Dominik Hager
Betrachtet man einzig und alleine die Scorer-Punkte, könnte man eigentlich annehmen, dass Serge Gnabry und Leroy Sané ihre Leistung abrufen. Immerhin kommt Ersterer auf 22 Torbeteiligungen in Pflichtspielen der Saison 2022/23, während Zweiterer immerhin 18 an der Zahl vorweisen kann. Trotzdem stehen die beiden Offensiv-Spieler in der Kritik - und das zu Recht.
Leroy Sané und Serge Gnabry beim Fußballspielen zuzusehen, kann sich sowohl als schlechter Horror-Streifen, als auch als Film des Jahres anfühlen.
Immer, wenn man denkt, dass die beiden Bayern-Profis endlich konstant abliefern können, folgt der nächste Rückschlag. In der Hinrunde zeigten die beiden Nationalspieler in Summe eigentlich gute Leistungen. Zwar leisteten sich beide eine kleine Krise im Frühherbst, jedoch kann man durchaus von mehr Licht als Schatten sprechen. Seit der Weihnachtspause ist jedoch sowohl bei Gnabry als auch Sané kräftig der Wurm drin. Im Gegnsatz zu Kingsley Coman, der auf dem Flügel aufblüht, wirken die beiden Sorgenkinder wie ein schlechte Kopie ihrer Glanzzeiten.
Sané und Gnabry: Unkonstant wie eh und je
Man könnte die drei, vier schwächeren Auftritte der Bayern-Offensivkräfte ohne größerer Aufregung hinnehmen, wenn es denn eine Ausnahme wäre. Tatsächlich ist die Story von Gnabry und Sané im Bayern-Trikot aber mehr ein Buch, in dem sich immer wieder das gleiche Kapitel wiederholt. Erst in der letzten Saison glänzte Sané mit einer grandiosen Hinrunde, um in der Rückrunde mehr einzugehen als ein Schneemann in der Sahara. Gnabry leistete sich selten wirklich lange Schwächephasen, sondern eher gute und schlechte Monate im Wechsel.
Blickt man sich nun aber die Gehälter der beiden an, lässt sich eine gewaltige Diskrepanz zwischen Verdienst und Leistung erkennen. Fair wäre eigentlich ein halbes Gehalt, da beide auch nur ein halbes Jahr performen. Sané und Gnabry sind allerdings Top-Verdiener, die demnach angehalten wären mit Leistung und Engagement vorneweg zu gehen. Genau das passiert allerdings in den entscheidenden Momenten nicht. So hat ein Gnabry die Energie inmitten einer englischen Woche auf der Pariser Fashion-Week rumzuturnen, ist dann aber bei seinem einzig wichtigen Termin in Paris nicht in der Lage, 15 Minuten lang Einsatz und Leistung an den Tag zu legen. Seine Mithilfe gegen Mendes und Mbappé, die in der Schlussphase immer wieder Upamecano attackierten, war vergleichbar mit jener von Großkreutz und Durm am deutschen WM-Titel.
Leroy Sané gleicht in Sachen "defensives Engagement" auch eher einer launenhaften Diva. Wenn der 26-Jährige mal wirklich Bock hat, ackert er unermüdlich und verteidigt zur Not auch im eigenen Strafraum. Dann gibt es aber genauso den mürrischen und missgelaunten Sané, der mehr genervt vor sich hin gestikuliert, als dem Team in irgendeiner Weise zu nutzen. Wäre ja mal interessant zu sehen, wenn der FC Bayern bei der Auszahlung von Sanés Gehalt einfach mal abwinken würde.
Sané und Gnabry vor dem Aus? Die Bayern müssen sich Gedanken machen
Selbstredend muss sich der FC Bayern Gedanken darüber machen, ob man mit Sané und Gnabry wirklich weitermachen möchte. Beide liefern in Summe ihre Scorer, jedoch nur noch selten in wichtigen Spielen. Zudem fehlt es beiden an der Ballsicherheit und Spielstärke, die zum Beispiel Coman und Musiala verkörpern und damit das Gesamt-Offensivspiel einfach runder gestalten. Ebenso problematisch ist die Tatsache, dass beide einfach keine Bayern-DNA verkörpern. Zwar werden sich einige Kids mit Sané und Gnabry identifizieren können, jedoch deutet vieles darauf hin, dass das Duo in zehn Jahren mehr oder weniger vergessen sein wird. Beiden fehlt der absolute Erfolgshunger sowie die Emotionalität und Mentalität, die Spieler wie Schweinsteiger, Ribery und Robben verkörpert haben.
Als unverkäuflich sollte man demnach auch beide nicht erachten. Sané und Gnabry gänzlich ohne Ersatz ziehen zu lassen, wäre unklug, jedoch gilt es die Augen offen zu halten. Dies bedeutet, dass man sich Angebote für die Spieler ansehen sollte und auch selbst nach potenziellen Kandidaten sucht. Einen wirklichen Kracher zu bekommen, der auf Anhieb ein Upgrade zu Sané und Gnabry darstellen könnte, erscheint schwierig. Sollte man aber doch an einen Spieler wie Rafael Leao kommen, müsste der FCB besser noch heute als morgen zuschlagen. Ansonsten kann sich der Kauf von jungen und talentierten Spielern natürlich als lohnenswert erweisen.
Bei Sané und Gnabry ist die Hoffnung nur noch verschwindend gering, dass sie sich zu echten Konstanten entwickeln. Einem jungen und motivierten Anfang 20-Jährigen, der dafür brennt, im Bayern-Trikot zu spielen, kann genau das jedoch gelingen. Mit Coman und Mané hat man zwei etablierte Außenstürmer und zudem mit Musiala und Tel zwei begnadete Talente, die auch in einer solchen Rolle spielen könnten. Demnach ist man auf Sané und Gnabry nicht wirklich angewiesen. Mut zum Risiko könnte hier also genau das richtige Konzept sein. Klar ist jedenfalls, dass es die beiden Problemfälle auch bei jedem anderen Top-Klub mit ihrer enormen Unkonstanz schwer hätten.