Gladbach verliert auch gegen Madrid zwei Punkte | Spielbericht und Reaktionen
Von Christian Gaul
Am Dienstagabend empfing Borussia Mönchengladbach die Königlichen von Real Madrid zum zweiten Gruppenspiel in der diesjährigen Champions League. Nach dem beachtlichen wie bitteren Punkt vor einer Woche bei Inter Mailand wollte sich die Borussia auch gegen das spanische Spitzenteam möglichst teuer verkaufen.
Am Ende wiederholten sich die Ereignisse und Gladbach schrammte haarscharf an der Sensation vorbei.
- Borussia Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Neuhaus - Hofmann, Thuram - Plea, Stindl
- Real Madrid: Courtois - Vazquez, Varane, Ramos, Mendy - Valverde, Casemiro, Kroos - Asensio, Benzema, Vinicius Jr.
Tore: 1:0 Thuram (33.), 2:0 Thuram (58.), 2:1 Benzema (87.), 2:2 Casemiro (90.+4)
Die Borussia lief ganz in schwarz gegen das weiße Ballett aus Madrid auf. Fohlen-Trainer Marco Rose setzte vor leeren Rängen im Borussia-Park zu Beginn auf die zur Zeit wohl nominell beste Elf - vor Sommer stand die Vierkette mit Lainer, Ginter, Ekvedi und Bensebaini. In der Zentrale durfte das bislang eingespielte Duo Kramer-Neuhaus ran, auf den Außen waren Hofmann und Thuram zu finden, Stindl und Plea bildeten den Sturm.
Die Königlichen experimentierten ebenfalls nicht und schickten ihre auf dem Papier stärkste Mannschaft ins Rennen - bei der Modric Isco und Hazard zunächst auf der Bank saßen.
Real dominiert - Gladbach geht mit der Führung in die Pause
Die Borussia lief sofort hoch an und es entwickelte sich schnell eine temporeiche Partie. Real übernahm früh die Kontrolle und die Fohlen waren bemüht, den erkennbaren Respekt abzulegen. Dies gelang auch und Gladbach zeigte sich regelmäßig im Spiel nach vorn.
Die Hausherren schafften es, Real in den ersten zwanzig Minuten nicht wirklich zur Entfaltung kommen zu lassen. Setzten sich die Gäste doch einmal in Szene, warfen sich Ginter und Elvedi erfolgreich in die Bälle. Hatte Gladbach selbst das Spielgerät, zog sich Real tief zurück.
Nach einer halben Stunde konnte sich Yann Sommer auszeichnen, als er einen Distanzschuss von Kroos parierte. Die Gäste bekamen nun immer mehr Übergewicht, doch Gladbach ging in Führung. Kroos verlor den Ball und Hofmann spielte Plea auf rechts per Doppelpass frei. Dessen Zuspiel diagonal durch den Strafraum der Madrilenen war ebenso schön wie Thurams direkter Knaller in den Kasten (33.).
Real reagierte sichtlich gereizt auf den Rückstand, Sommer parierte stark gegen Asensio, doch trotz der nur knapp 30% Ballbesitz der Gastgeber und eines Abschlussverhältnisses von 11:1 für Madrid nahm die Borussia die Führung mit in die Halbzeit.
Thuram setzt einen drauf, doch das letzte Wort hat Casemiro
Ohne Wechsel ging die Partie in den zweiten Durchgang und Asensio traf nach nur wenigen Sekunden im Anschluss an einen völlig unnötigen Eckball das Aluminium des Gladbacher Gehäuses. Die Gäste blieben aber dran und erarbeiteten sich Chancen im Minutentakt, Vinicius Jr, scheiterte völlig freistehend aus wenigen Metern an der eigenen Spannung.
Trotz der Abwehrschlacht dauerte es bis zur 55. Minute, ehe der erste Borusse die Gelbe Karte sah - Stindl hatte Asensio gefoult. Kurz daraus schoss die Borussia zum zweiten Mal in dieser Partie auf das gegnerische Tor - zum zweiten Mal war der Ball drin. Nach einem Konter hatte Lainer in die Mitte geflankt, Courtois konnte Pleas Direktabnahme nur vor die Füße von Thuram abwehren, der lässig zum Doppelpack einschob (58.).
Sekunden später schickte Neuhaus per Lupfer Plea alleine auf die Reise, doch Courtois hielt wahnsinnig stark, im Anschluss narrte Hofmann klasse Ramos und Mendy - die Borussia spielte sich in einen kurzzeitigen Rausch.
Real antwortete immer wütender, Ramos schlich sich zudem regelmäßig in den Gladbacher Strafraum. Allerdings hatte Stindl die nächste große Chance, als sein Schuss knapp am linken Pfosten vorbeistrich. Zidane brachte in der Folge Modric und Hazard für Kroos und Vinicius Jr. - Rose brachte Herrmann für den Doppeltorschützen Thuram.
Real begann nun, ein Power-Play um den Gladbacher Strafraum herum aufzuziehen, ein Ball nach dem anderen wurde in Richtung der Kopfball-Spieler von Madrid geschlagen, doch die Borussia verteidigte weiterhin konzentriert. Einmal kam Hazard frei vor Sommer zum Abschluss, doch der Belgier traf nur das Außennetz,
Rund zehn Minuten vor dem Ende der Begegnung kamen Embolo und Wolf für Plea und Stindl, ein klares Zeichen für die Suche nach der Entscheidung durch einen letzten Konter. Der Mut wurde vorerst nicht belohnt, Benzema gelang nach Kopfballvorlage von Casemiro in der 87, Minute der Anschlusstreffer. Bis zur 90. Minute hielt die Borussia die Führung, doch das Zittern sollte noch weitere vier Minuten andauern.
Natürlich kam es so, wie es kommen musste. Gladbach hatte mehrfach die Chance auf die Entscheidung, spielte die durchaus vorhandenen Konter aber nicht mit der nötigen Konsequenz aus. Praktisch mit dem Schlusspfiff hatte Modric in den Strafraum der Gladbacher geflankt, Ramos legte auf den Torschützen Casemiro ab - das 2:2 in letzter Sekunde kannten die Fohlen schon aus der Partie in Mailand.
Unter dem Strich verdiente sich Real den Punkt, auch wenn Gladbach lange Zeit ein hervorragendes Spiel gegen den Favoriten machte.