"Geht einem auf den Sack" - Gladbach tobt nach strittigen VAR-Entscheidungen gegen Leverkusen
Von Oscar Nolte
Standesgemäß, möchte man fast meinen, führte der amtierende Deutsche Meister Bayer Leverkusen im Eröffnungsspiel der neuen Bundesliga-Saison am Freitagabend bereits nach 38. Minuten mit 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Die Werkself schien also genau dort weiterzumachen, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört hatten.
Die Fohlen wussten sich nach den frühen Rückschlägen aber durchaus zu wehren; noch vor dem Pausenpfiff erzielte Tim Kleindienst nach einem Gestocher vor dem Leverkusener Tor das wichtige 2:1. Allein: Schiedsrichter Robert Schröder nahm den Treffer nach Ansicht der Bilder wieder zurück, Kleindienst hatte zuvor vermeintlich Leverkusens Piero Hincapie gefoult.
Eine zumindest strittige Entscheidung, da Kleindienst Hincapie zwar getroffen hat, beide Spieler aber nun einmal im Gewusel um den Ball kämpften. Den Treffer zurückzunehmen, bedeutet, dass Schröder in seiner Entscheidung auf dem Feld, den Treffer zu geben, eine hundertprozentige Fehlentscheidung sah. Das sahen viele Fans und auch Beteiligte später anders.
Doch auch durch diesen Rückschlag ließ sich Gladbach nicht aus dem Spiel nehmen. Nach dem Seitenwechsel verlangten die Fohlen der Werkself alles ab und kamen durch Treffern von Nico Elvedi (59.) und Kleindienst (85.) tatsächlich wieder zurück. Das 2:2 wäre leistungsgerecht gewesen. Leverkusen nutzte jedoch die elfminütige Nachspielzeit und bekam kurz vor Schluss einen Elfmeter zugesprochen. Florian Wirtz verschoss zunächst, verwandelte aber den Nachschuss zum 3:2-Endstand.
Dass der Elfmeter aber überhaupt gegeben wurde, sorgte erneut für viel Aufregung. Schiedsrichter Schröder hatte nach einem Zweikampf zwischen Amine Adli und Ko Itakura im Gladbacher Strafraum zunächst laufen gelassen, bekam dann aber ein Signal vom VAR. In der Zeitlupe war es dann schwer zu erkennen, wer zuerst den Ball spielte, Itakura oder Adli. Schröder entschied schließlich darauf, dass Adli zuerst den Ball und Itakura zuerst Adli getroffen hat. Daher entschied der deutsche FIFA-Schiedsrichter auf Strafstoß.
Erneut: auch hier kann bezweifelt werden, ob wirklich eine klare Fehlentscheidung vorlag. Gladbach wurde in Summer zwei mal klar benachteiligt, Leverkusen hingegen gewann das Spiel durch viel Schiedsrichter-Dusel. Auch Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe konnte etwa die Entscheidung für den Elfmeter in der Nachspielzeit nicht nachvollziehen.
Schiedsrichter Schröder erklärte seine Entscheidung für den Strafstoß bei Sat1 wie folgt: "Ich kann verstehen, dass so eine spielentscheidende Entscheidung zu Diskussionen führt. Er spielt aber nicht den Ball und trifft den Gegner, was regeltechnisch ein Foulspiel ist."
Gladbachs Sport-Chef Roland Virkus hielt dagegen: "Am Ende ist es ärgerlich. Man kann viel über den VAR diskutieren. Sie haben alles gecheckt, alles nur gegen uns. Keine einzige Situation für uns, wo man auch mal hätte schauen können. Beim Elfmeter war es für mich keine klare Fehlentscheidung, also muss er nicht raus."
Neuzugang Tim Kleindienst, der einen starken Bundesliga-Einstand für die Fohlen feierte, fand bei DAZN noch deutlichere Worte. "Es geht einem auf den Sack", wetterete Kleindienst, "dass jede 50:50-Situation überprüft wird und jedes Tor bis ins Kleinste überprüft wurde. Man hatte irgendwie das Gefühl, dass sie (die Schiedsrichter, Anm.) nicht wollten, dass wir heute überhaupt irgendwas holen."
Trotz einer Gefühlslage, die "ziemlich beschissen" sei, konnte Kleindienst dem Spiel aber auch Gutes abgewinnen. "Wir haben gegen den Deutschen Meister gespielt. Dass wir mit den Rückschlägen, auch mit dem Videobeweis, in der Lage sind, ein 0:2 zu egalisieren, ist etwas sehr Positives", erklärte er.
In jedem Fall hat das Bundesliga-Auftaktspiel gleich für ordentlich Zündstoff gesorgt und die lästige Debatte um den VAR in der Bundesliga erneut entfacht.
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