Gladbach: Roses Wechsel in Kiew waren wichtig für das Klima
Von Christian Gaul
Zehn Minuten vor dem Ende war die Partie von Borussia Mönchengladbach in Kiew gegen Shakhtar Donetsk bereits entschieden. Fohlen-Trainer Marco Rose hatte noch drei Wechsel zur Verfügung und entschied sich für Spieler, die im Laufe der Saison wohl nur auf wenige Einsätze kommen werden - besonders Michael Lang hatte sich den Kurzauftritt in der Champions League verdient.
Mit einem unglaublichen Spielstand von 6:0 ging die Borussia in die zuletzt regelmäßig knifflige Schlussphase einer Partie. Alassane Plea hatte soeben seinen Hattrick perfekt gemacht und sich in der 82. Spielminute seine Auswechslung redlich verdient. Doch die Gladbacher hatten zudem noch zwei weitere von den insgesamt fünf erlaubten Substitutionen zur Verfügung, also nahm Rose gleich einen Dreifach-Wechsel vor.
Neben Plea gingen auch noch Nico Elvedi und Stefan Lainer vom Feld, die drei frischen Kräfte waren mit Michael Lang, Tony Jantschke und Ibo Traoré allesamt Spieler, die sich diesen Einsatz besonders durch ihre Verdienste im Bereich der mannschaftlichen Geschlossenheit verdienten.
Rose belohnt die Einstellung der "Ergänzungsspieler"
Natürlich ist jeder Spieler in einer langen Saison mit Dreifachbelastung wichtig, doch Lang, Traoré und mit Abstrichen auch Jantschke gehen wohl eher als "Ergänzungsspieler" durch, wenn man lediglich ihre Chancen auf Spielminuten heranzieht. Rose hätte in Kiew auch dem nach Verletzung wieder genesenen Laszlo Bénes ein paar Minuten gönnen, Rocco Reitz zum Debüt in der Champions League verhelfen oder Breel Embolo und Patrick Herrmann ins Rennen schicken können.
Doch der Gladbacher Trainer entschied sich für Spieler, die um ihre Einsatz-Situation wissen und sich dennoch dem Erfolg der Mannschaft vorbildlich unterordnen. Besonders der Schweizer Lang gilt hier als Parade-Beispiel.
Lang wurde in Gladbach nicht glücklich. In der abgelaufenen Saison wurde er an Werder Bremen verliehen, doch auch dort landete er bald auf dem Abstellgleis und kam im Sommer 2020 zu den Fohlen zurück. Die Aussicht auf wenig Spielzeit wurde klar an ihn herangetragen, doch fand sich kein Abnehmer für den 29-jährigen Verteidiger.
Doch so offen wie seine Situation im Austausch mit der sportlichen Leitung kommuniziert wurde, so professionell verhielt sich Lang in der Folge. Statt lustlos und mürrisch seinen Vertrag auszusitzen, gab er in jedem Training Vollgas und kündigte öffentlich an, mehr als ein "Trainingsgast" sein zu wollen.
Scheinbar ließ er den Worten auch Taten folgen, stand er doch bislang in jedem Spieltagskader der laufenden Saison. Gegen Donetsk durfte er dann - nach einem 45-minütigen Auftritt in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Oberneuland - auch wieder auf dem Feld stehen.
Rose honorierte die Einstellung von Lang und den anderen, ein klares Indiz für die mannschaftliche Geschlossenheit und die menschlichen Fähigkeiten des Trainers.