Borussia hilft Hochwasser-Opfern mit insgesamt 400.000 Euro - stimmen die Relationen?
Von Christian Gaul
Im Zuge der Spendensammlungen für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe stellt die Borussia insgesamt 400.000 Euro zur Verfügung. Wiederum stellt sich die Frage nach stimmigen Relationen.
Die katastrophalen Auswirkungen der in diesem Jahr wütenden Hochwasser beschäftigen auch jetzt noch viel Menschen. Um das Leid zu mindern, erklärte sich die Borussia schnell bereit, mit Spenden zu helfen.
Mittlerweile kamen dabei 400.000 Euro zusammen, wie der Verein nun erklärt. "Wir sind dankbar und stolz, dass Fans, die Mannschaft und auch unsere Partner sich auf vielfältige Art und Weise an der Aktion beteiligt haben. Das zeigt einmal mehr: Wir sind eine Familie, die zusammensteht", beschreibt Borussias Präsident Rolf Königs gegenüber den Vereinsmedien die solidarische Maßnahme treffend.
150.000 Euro für eine Wohn-Einrichtung - 250.000 Euro an bedürftige Vereine
Dabei wurden durch Einnahmen für das Testspiel gegen Groningen und Spenden von Fans, Mitarbeitern, Spielern und Partnern rund 80.000 Euro generiert, die der Haupt-Sponsor Flatex auf 100.000 aufrundete. Ein Fan legte noch 50.000 Euro obendrauf und sorgte damit für ein Drittel der Summe, die nun der "Lebenshilfe Kreis Ahrweiler" zugute kommen wird.
Dabei handelt es sich um eine Wohn-Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen, die im Zuge der Katastrophe großen Schaden nahm - zwölf Menschen verloren in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli zudem ihr Leben.
"Dieses Schicksal hat uns sehr bewegt", verweist Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers auf den Grund für die Unterstützung.
"Für uns war schnell klar, dass wir das Lebenshilfehaus erhalten und wenn nötig wieder neu aufbauen werden. Wir freuen uns über die Unterstützung der Borussia und möchten uns bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben. Die Spende hilft uns, auch in Zukunft Menschen in unseren Einrichtungen zu helfen und ihnen eine gute Betreuung zu bieten", bedankt sich der Geschäftsführer des Trägers, Stefan Möller, von ganzem Herzen.
Weitere 250.000 Euro werden in Form von Waren an betroffene Sportvereine bereitgestellt. Dabei arbeitet die Borussia mit ihrem Ausrüster Puma zusammen.
"Vereine, bei denen nach dem Hochwasser Trikotsätze, Schuhe oder sonstige Sportmaterialien unbrauchbar sind, sollen nicht zögern, sich an uns wenden. Und wir können dann hoffentlich möglichst vielen helfen", lassen die beiden Partner in einer gemeinsamen Erklärung wissen.
Diese solidarischen Maßnahmen rufen allerdings sogleich diverse Kritiker auf den Plan, die von wenig stimmigen Relationen fabulieren.
Millionen-Verträge vs. Solidarität - kein Widerspruch!
Auf der einen Seite stellt die Borussia 400.000 Euro an Spenden zur Verfügung, auf der anderen Seite stehen Millionen-Gehälter, -Ablösen oder -Honorare zu Buche. Einige Menschen sehen darin einen absurden Widerspruch, doch letztlich lautet die entscheidende Frage anders:
Kann man Solidarität überhaupt in Zahlen ausdrücken?
Schließlich ist es doch egal, ob Breel Embolo zehn Euro in den Spenden-Topf wirft und Alassane Plea 2.000 Euro. Denn nur weil jemand über ein volles Konto verfügt, ist er mitnichten in irgendeiner Form verpflichtet, auch nur einen Cent zu spenden.
Die Diskussion um eine zu geringe Beteiligung von Besser-Verdienern tritt besonders in Ausnahme-Zuständen hervor, doch ist sie immer ein Bestandteil unserer Gesellschaft.
Denn denkt man diese Forderung nach einer relativen Beteiligung an solidarischen Maßnahmen bis zum Ende, tauchen verschiedenste Problematiken auf, die oftmals im reaktiven Moment der Empörung unsichtbar erscheinen.
Warum zwingen wir nicht sofort jeden Profi, einen Teil seines Gehalts in die Sanierung der maroden Krankenkassen zu stecken? Wieso sorgt nicht jeder Teilnehmer der Champions League für eine regelmäßige Abgabe an Frauenhäuser? Warum muss sich die Lebenshilfe mit 150.000 Euro zufrieden geben, während man für Hannes Wolf über zehn Millionen auf den Tisch legte, nur damit der Fußball-Spieler jetzt für die Borussia auflaufen darf?
Das Vermischen von zwei völlig unterschiedlichen Themen ist ebenso wenig sinnhaft, wie zielführend.
Denn Spenden sind freiwillig, Hilfe ist kein Zwang oder eine Frage des Marktes.
Wer die aktuelle Maßnahme der Borussia als ein zu geringes Engagement kritisieren will, der kann das natürlich gerne tun. Allerdings sollten sich diejenigen dann auch nicht wundern, wenn sie selbst betroffen sind und sich über jede Hilfe freuen - unabhängig von den wirtschaftlichen Voraussetzungen des Helfers.