Max Eberl mit offenem Brief: "Aufgeben wird und darf niemals Thema sein"
Von Marc Knieper
Emotional, direkt und empathisch: Max Eberl wendet sich mit einem offenen Brief an die Fans von Borussia Mönchengladbach. Der Sportdirektor plädiert nach seiner Entscheidung pro Marco Rose für das Vertrauen und Verständnis der Fans und gibt sich dabei äußerst kämpferisch.
Bei der Borussia steckt der Wurm drin. Seit der Bekanntgabe seines Wechsels zu Borussia Dortmund im Anschluss der Saison kriegt die Elf von Cheftrainer Marco Rose nichts mehr auf die Kette. Fünf Niederlagen in Serie bugsieren den eigentlichen Champions-League-Aspiranten auf Rang zehn der Liga und bescherten zudem das Aus im Pokalviertelfinale - ausgerechnet gegen den BVB.
Harte Zeiten für die Fohlenelf. Vor allem für Sportdirektor Eberl, der sich seit 2008 gewissenhaft um die Belange seines Klubs kümmert, für den er von 1999 bis 2005 selbst die Fußballstiefel anzog. In einem offenen Brief an die Fans bat der 47-Jährige nun nicht nur um Verständnis, sondern warb ganz besonders darum, trotz des aufkommenden Unmuts keinesfalls den Stecker der aktuellen Spielzeit zu ziehen, sondern der Fohlenelf weiter den Rücken zu stärken.
Vielen Fans passt es überhaupt nicht, dass "Verräter" Rose weiterhin auf dem Trainerstuhl des Klubs sitzt. Der aktuelle Negativlauf gibt ihnen vermeintlich recht. Doch Eberl hält weiter am Gladbacher Chefcoach fest und möchte den gemeinsamen Weg bis Saisonende (gerne friedlich) zu Ende bestreiten. "Ich trage die Verantwortung und mir geht es nur und ausschließlich um das Wohl und Wehe des Vereins", erklärt Eberl seine Entscheidung pro Rose.
Die Emotionen der Fans könne er dabei zum Großteil nachvollziehen - keineswegs jedoch die Art und Weise jedweder Kritik: "Ich verstehe die Emotionen, ich verstehe, dass sie raus müssen. Aber habt auch Verständnis, dass ich nicht jede Form von Kritik verstehe und so manches Wort und manchen Satz nicht angebracht finde und mich darüber geärgert habe", kritisiert Eberl den teils respektlosen Umgang in den sozialen Medien sowie auf Bannern vor dem Borussia-Park.
"Wir wollen für Borussia Mönchengladbach die besten Entscheidungen treffen."
- Max Eberl im offenen Brief an die Fans
Auch er sei ein emotionaler Mensch, doch "bei meiner Aufgabe für Borussia muss ich Emotionen zur Seite schieben und meine Entscheidungen auf der Basis von Wissen und Verstand treffen". Der Vereine stehe über allem und deshalb treffe man in der Führungsriege Entscheidungen "nicht aufgrund von zwischenmenschlichen Gefühlen, nicht aufgrund von Rücksichtnahme auf andere, nicht auf Druck von außen und auch nicht aus eigener Eitelkeit heraus".
Eberl bittet um Zusammenhalt und Kampfgeist
Eberl fehlt dieser Tage ganz besonders der unermüdliche Support der Fans. Der Zusammenhalt, den er seit 1999 ununterbrochen bei der Borussia gespürt habe, kommt gerade gänzlich abhanden. "Wenn ich lese, dass Fans 'der Stecker gezogen' wurde, weil unser Trainer uns verlässt und sie sich nicht mehr für die laufende Saison interessieren, weil dieser Trainer noch auf unserer Bank sitzt, dann fehlt mir das Gefühl von Zusammenhalt und Kampfgeist für Borussia."
Dass man der Mannschaft schon jetzt den Rücken zukehrt, habe eben überhaupt nichts mit diesen Werten von Zusammenhalt und Kampfgeist zu tun. Werte, die ein jeder Fan der Borussia eigentlich im Blut hat. "Sich einer Situation ergeben und die Segel streichen, das kann ich nicht nachvollziehen", schreibt Eberl und behauptet entschlossen: "Mein 'Stecker' wird niemals gezogen sein, so lange ich diesen Job zusammen mit allen machen darf. Aufgeben wird und darf niemals ein Thema sein."
Aufgrund der letzten Jahre sollte das Vertrauen "so groß sein", dass man den Weg weiterhin gemeinsam bestreiten könne. "Borussia ist und bleibt besonders und ich wünsche mir, dass wir auch jetzt zeigen, dass Borussia besonders ist", manifestiert Eberl und hält abschließend fest: "Wir haben in der Vergangenheit viele spezielle, auch schwierige Situationen gemeistert. Das werden wir auch dieses Mal tun."