Geld schießt nur für Gladbachs Gegner Tore - die Argumente verpuffen zusehends
Von Christian Gaul

Nachdem die Borussia erwartungsgemäß auch das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester City verlor, wuchs die Niederlagenserie auf nun sieben Pflichtspiele in Folge an. Insgesamt holte man aus den letzten neun Pflichtspielen nur ein Unentschieden und verlor achtmal. Am Samstagabend kommt es im Tagesgeschäft Bundesliga zum "Topspiel" gegen den wohl noch stärker kriselnden FC Schalke 04 - nutzt die Mannschaft diese Chance oder hagelt es die nächste Pleite?
Gegen Manchester City war auch im Rückspiel nichts zu holen. Nach 18 Minuten führte das englische Topteam bereits mit 2:0 gegen die Borussia und das Spiel war damit entschieden. Wobei es das genau genommen schon Tage vor dem Anpfiff war.
Während Trainer Marco Rose seine "unglückliche Aussage nach der Niederlage in Augsburg", dass er lieber eine Trainingswoche hätte, als das bedeutendste Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte austragen zu müssen, zwar vorher noch leicht revidierte, war schon im Vorfeld der erneuten Reise nach Budapest wenig Hoffnung oder Ehrgeiz verbreitet worden.
Immerhin musste man in einer schwierigen Phase gegen den derzeit wohl besten Verein Europas antreten. Ein Scheich-Klub, dessen Ersatzbank einen höheren Marktwert hat, als der komplette Gladbacher Kader und der sich zudem momentan in absoluter Weltklasse-Form befindet.
Nach dem Ausscheiden in der Königsklasse war man sich einig, dass man schlicht nicht in der selben Liga wie Manchester spielen kann. Anderweitige Erwartungen seien unangebracht, die Engländer waren "eine Nummer zu groß". Fraglich ist hingegen, wieso diese Rechnung seit einiger Zeit nicht auch in der Bundesliga aufgeht. Doch nicht nur dieser Erklärungsansatz reiht sich ein in die derzeit sehr bizarre Außendarstellung der Gladbacher Verantwortlichen, wenn es um die Bewertung der momentanen Talfahrt geht.
Augenwischerei als letztes Mittel - "Ergebniskrise" das Gladbacher Unwort der Saison
Dass man gegen einen Klub wie Man City ausscheiden kann, ist den meisten Fans und Experten sehr wohl bewusst und nicht der Grund für die immer größer werdende Kluft zwischen den Gladbacher Verantwortlichen und den Anhängern. Vielmehr sind es die öffentlich getätigten Aussagen der Gladbacher Akteure, die für Identifikationsverlust und Kopfschütteln sorgen.
Wenn man auf der einen Seite gegen den millionenschweren Kader von Man City verlieren muss, wieso kann der fünftteuerste Kader der Bundesliga dann auf Rang zehn abrutschen? Nur Schalke und die Hertha haben diesbezüglich eine größere Diskrepanz aufzuweisen. Seit Wochen stehen dem VfL quasi alle Spieler zur Verfügung, seit Wochen wird beharrlich gegen Teams wie Mainz, Köln und Augsburg verloren.
Während man bei dieser Rechnung sicherlich immer auf die "Ausgeglichenheit der Liga" und "die Eigenheiten des Fußballs" verweisen kann, um irgendwie um die Benennung der Ursachen herum zu schiffen, sorgte Trainer Marco Rose nach dem Aus in der Königsklasse für die nächste absurde Vorstellung einer ganz eigenen Methodik, seinen Wechsel zum BVB nicht als klaren Auslöser für die Auftritte seines Teams in den letzten Wochen auszumachen.
Am Spielfeldrand der Puskas-Arena konterte Rose die Nachfrage von Sky, ob sein verkündeter Abschied der Grund für die sportliche Krise sei, damit, dass es einen Unterschied zwischen "sportlicher Krise und "Ergebniskrise" gäbe. Der Sender selbst habe doch im Vorfeld der Partie aufgezeigt, dass die Borussia in den "Soft-Stats" wie Sprints oder gewonnene Zweikämpfe keineswegs nachgelassen habe. In manchen Bereichen habe man sogar zugelegt, nachdem Rose seinen Wechsel bekannt gab.
Selbst auf direkte Nachfrage, dass man dennoch eine beispiellose Niederlagenserie vorzuweisen habe, verwies Rose auf "viele Tormöglichkeiten" gegen Augsburg oder "Leistungen auf Augenhöhe" gegen Dortmund, Leipzig und Leverkusen.
Wie auch Max Eberl, der sich wenige Tage zuvor im ZDF Sportstudio ebenso energisch dagegen stemmte, dass die fehlenden Ergebnisse in konkretem Zusammenhang mit Roses Abschied stehen, wand sich auch Rose um diese mittlerweile mehr als offensichtliche Kausalität.
Gladbachs Außendarstellung ist erschreckend
Als Anhänger der Borussia ist man es gewohnt, auch schwierige Phasen zu überstehen und Niederlagenserien einordnen zu können. Doch wenn die Verantwortlichen weiterhin dermaßen realitätsfern und in Teilen absurd argumentieren, dann wird selbst der zu erwartende Scherbenhaufen, den Rose hinterlassen wird, pulverisiert.
Wie schon zu Beginn der Wechselgerüchte, gibt die Borussia in der Außendarstellung ein erschreckendes Bild ab. Intern vermutlich angebrachte klare Worte müssen schnellstmöglich öffentlich kommuniziert werden. Ansonsten kehrt auch der treueste Fan dem Verein - mindestens bis zum Sommer - den Rücken zu.
Nach der Partie gegen Schalke geht die Liga in eine Länderspielpause. Unabhängig vom Ausgang der Partie muss ein neuer Impuls gesetzt werden. Sollte man im Nachgang jedoch weiterhin seine aktuelle Kommunikationsstrategie verfolgen, wird Rose nicht als Einziger beschädigt aus diesem Fiasko treten.