Gladbach-Jugendarbeit: Diesen Eigengewächsen gelang zuletzt der Durchbruch
Von Henry Einck
Die Nachwuchsarbeit von Borussia Mönchengladbach steht in der Kritik. Sportdirektor Roland Virkus fordert eine größere Durchlässigkeit. Wir haben die Kritik zum Anlass genommen, um zu schauen, wer die letzten Jugendspieler waren, denen der Durchbruch bei den Fohlen gelungen ist.
Die Nachwuchsarbeit von Borussia Mönchengladbach schwächelt in den letzten Jahren. Gegenüber der Sport Bild hat Sportdirektor Roland Virkus (56) klar gemacht, dass der Verein mit der aktuellen Entwicklung unzufrieden ist. "Wir möchten gerne mehr Lizenzspieler entwickeln, als es uns zuletzt gelungen ist", sagte Virkus. Das war in den vergangenen Jahren nur noch selten der Fall.
Mit Joe Scally (20), Manu Koné (21) und zuvor Florian Neuhaus (25) hat der Kader drei Spieler, die zum Gesicht von Borussia Mönchengladbach werden sollen. Tatsächlich stammt aber kein Einziger von ihnen aus der eigenen Jugend. Allesamt wurden in jungen Jahren für vergleichsweise wenig Geld von anderen Clubs gekauft. Das Trio dient als Symbol der jüngsten Entwicklung.
Wir haben die Virkus-Kritik zum Anlass genommen, um zu schauen, welchen Jugendspielern in den letzten 15 Jahren der große Durchbruch bei den Profis gelungen ist. Die Bedingungen für die Liste waren: Der Spieler muss mindestens ein Jahr in der Jugend von Gladbach verbracht und mindestens 20 Profi-Spiele für den Bundesligisten absolviert haben.
1. Mahmoud Dahoud (13/14 - 16/17)
Das letzte Eigengewächs, dem in Gladbach der große Durchbruch gelang, war Mahmoud Dahoud. Der zentrale Mittelfeldspieler war im Alter von 14 Jahren zur Borussia gewechselt. Im Sommer 2013 beorderte der damalige Trainer Lucien Favre Dahoud zu den Profis.
Für die Fohlen absolvierte der gebürtige Syrer innerhalb von vier Saisons wettbewerbsübergreifend 86 Pflichtspiele. Im Sommer 2017 wechselte Dahoud für zwölf Millionen Euro zum BVB, wo er bis heute spielt. Ein perfektes Beispiel für erfolgreiche Jugendarbeit.
2. Amin Younes (12/13 - 14/15)
Amin Younes ist ein Spieler, den viele Fans vermutlich gar nicht mehr als Gladbach-Eigengewächs abgespeichert haben. Dabei ist Younes das Eigengewächs schlechthin: Der Offensivspieler spielte seit seinem siebten Lebensjahr bei den Fohlen und durchlief dort alle Jugendmannschaften.
Im Juli 2012 gelang der Sprung zu den Profis. Dort zeigte er gute Anlagen, wurde aber nie richtig glücklich. Insgesamt standen 28 Einsätze zu Buche. Nach zwischenzeitlicher Leihe erfolgte im Sommer 2015 der endgültige Abschied. Es ging zu Ajax Amsterdam.
3. Marc-André ter Stegen (10/11 - 13/14)
Es ist bis heute der prominenteste Spieler aus der Fohlen-Schmiede: Marc-André ter Stegen. Gladbach war der erste Verein, für den der Torwart die Schuhe schnürte. Über die Jugendmannschaften ging es im Sommer 2010 zum ersten Mal zu den Profis.
Dort verdrängte ter Stegen schnell Stammkeeper Logan Bailly und avancierte zur deutschen Torwart-Hoffnung. Vier Jahre später wagte ter Stegen das Abenteuer FC Barcelona - mit Erfolg. Der gebürtige Gladbacher entwickelte sich zu einem der besten Keeper seiner Zeit.
4. Julian Korb (11/12 - 16/17)
Einen anderen Karriereweg schlug Julian Korb ein. Der Außenverteidiger durchlief ebenfalls alle Jugendmannschaften des Clubs, blieb letztlich aber deutlich länger der Profi-Mannschaft treu. Das erste Mal im Profi-Kader stand Korb unter Lucien Favre im Juli 2011.
Ganze sechs Jahre blieb Korb den Fohlen erhalten. In der Zeit absolvierte der Rechtsverteidiger 101 Pflichtspiele für den Bundesligisten. Zu Beginn der Saison 2017/18 wechselte Korb für drei Millionen Euro zu Hannover 96. Inzwischen spielt er bei Holstein Kiel in der 2. Bundesliga.
5. Patrick Herrmann (09/10 - heute)
Patrick Herrmann ist der eine Teil des Urgestein-Duos aus dem aktuellen Kader von Gladbach. Der 32-Jährige spielt seine 14. Saison als Profi bei der Elf vom Niederrhein. In der Zeit kommt Herrmann auf ganze 409 Einsätze. Damit steht er auf Platz sechs der vereinsinternen Rekordspieler.
Sein damaliger Förderer war Michael Frontzeck. In seiner Zeit in Gladbach erlebte 'Flaco' sieben weitere Trainer. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Herrmann verfügt über einen Vertrag bis Juni 2024. Gladbach-Fans können gespannt sein, ob es darüber hinaus noch weitergeht.
6. Tony Jantschke (09/10 - heute)
Der andere Teil des Urgestein-Duos ist Tony Jantschke. Der Innenverteidiger ging den identischen Karriereweg wie Herrmann. Jantschke schaffte ebenfalls unter Frontzeck den Sprung zu den Profis und spielt bis heute bei den Fohlen.
Im Vergleich zu Herrmann kommt Jantschke auf "bloß" 295 Profi-Einsätze für die Gladbacher. Vermutlich kommen kaum noch welche hinzu. Der Rechtsfuß hat einen Meniskusriss erlitten und der Vertrag läuft am Saisonende aus. Vielleicht verlängern die Verantwortlichen aber noch.
7. Marko Marin (07/08 - 08/09)
Für Marko Marin war Gladbach das Sprungbrett in den Profi-Fußball. Das Mega-Talent wechselte aus der B-Jugend von Eintracht Frankfurt an den Niederrhein. Dort brauchte Marin nur zwei Jahre, bis er im Profi-Kader angekommen war.
Marin spielte sich als Zehner in den Fokus und verließ die Borussia im Sommer 2009 in Richtung Werder Bremen. Von da aus begann eine Wechsel-Odyssee. England, Spanien, Italien, Belgien, Türkei, Griechenland, Serbien, Saudi-Arabien und Ungarn - Marin spielte in unzähligen Ländern.