Gladbach im Teufelskreis: Die Energie für die Wende ist dahin
Von Stefan Janssen
Borussia Mönchengladbach zeigte am Freitagabend in Augsburg lange Zeit die beste Leistung seit Wochen, "nur" die Tore fehlten. Kann man dafür jetzt wirklich den Trainer verantwortlich machen? Diese Niederlage lässt einen ratlos zurück.
Den Schuldigen für Gladbachs Misere haben einige Fans natürlich längst ausgemacht: Trainer Marco Rose, der am Saisonende zu Borussia Dortmund wechseln wird und jetzt plötzlich schlechte Arbeit liefert. Dagegen wehrt sich Sportdirektor Max Eberl mit Händen und Füßen und will an dem Trainer festhalten, sicherlich auch nach dem 1:3 in Augsburg.
Paradoxerweise lieferte das Spiel trotz Niederlage auch Argumente für den Trainer. Denn die Leistung an sich war ziemlich gut, ja sogar die beste seit Wochen. Es war ein Fortschritt zu erkennen, vor allem im Angriff. Es reihte sich Chance an Chance, nachdem das Offensivspiel zuletzt eher schwerfällig gewesen war. Kann man dem Trainer jetzt wirklich anlasten, dass seine Spieler Großchance um Großchance vergaben?
Fußball ist Kopfsache, heißt es. Und genau deshalb wurden die zahlreichen dicken Dinger auch vergeben. Lars Stindl würde einen Elfmeter doch niemals einen Meter neben das Tor setzen, wenn er nicht mit dem Druck der vergangenen Wochen auf den Schultern antreten würde. Seit 2016 hatte der Kapitän keinen Strafstoß mehr verschossen. Eine befreite Mannschaft hätte den Ausgleich als Erlösung empfunden und Augsburg dann wahrscheinlich derartig abgeschossen, wie es die Fuggerstädter eigentlich verdient gehabt hätten. Doch eine derartig verunsicherte Truppe fängt sich lieber wieder ein Gegentor. Die Frage ist: verunsichert, weil der Trainer geht, oder weil die Ergebnisse nicht stimmen? Oder stimmen die Ergebnisse nicht, weil der Trainer geht? Die Definition eines Teufelskreises.
"Die Jungs investieren extrem viel und auch hier in Augsburg sind sie wieder mit viel Energie aufgetreten", sagte Marco Rose nach dem Spiel (via borussia.de): "Am Ende haben wir die Tore aber nicht gemacht, aber die Gegentore bekommen." So einfach ist das manchmal. Doch sollte der Trainer tatsächlich wieder etwas an Kredit gewonnen haben, so hat er den schnell wieder eingebüßt, als er verkündete, dass er am Dienstag lieber trainieren würde, anstatt zum Champions-League-Achtelfinale bei Manchester City anzutreten. Zumindest will Rose nicht zurücktreten.
Was macht man als Gladbach-Fan jetzt also mit diesem Spiel in Augsburg? Unter dem Strich war es eine gute und dominante Vorstellung, wo lediglich die Tore fehlten und die Verunsicherung dann wieder zu einfachen Gegentoren führte. Ist das das fehlende "Spielglück"? Oder sind die Spieler im entscheidenden Moment nicht bei der Sache? Es ist vielleicht noch gefährlicher, wenn man gut spielt und verliert, als wenn man einfach nur verliert. in letzterem Fall kann man den Trainer leicht verantwortlich machen. Aber so? Dieses 1:3, das so niemals zustande kommen darf, lässt einen absolut ratlos zurück.