Gladbach im Saisonrückblick - Momente, Auszeichnungen und Anekdoten der Spielzeit 2019/20

Die Borussia hatte in der abgelaufenen Saison einiges zu feiern
Die Borussia hatte in der abgelaufenen Saison einiges zu feiern / UWE KRAFT/Getty Images
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Borussia Mönchengladbach kann auf eine sehr erfolgreiche erste Saison unter dem neuen Trainer Marco Rose zurückblicken. Neben einem klar zu erkennenden Spielstil, der offensichtlichen Weiterentwicklung von einzelnen Spielern und vielen spektakulären Auftritten sprang am Ende der vierte Platz und damit der Einzug in die Champions League heraus.

90min wirft einen Blick zurück auf die schönsten Momente und krönt die in ihrem Bereich besten Spieler der Borussia der Saison 2019/20.

Dass die Borussia in der nächsten Saison in der Königsklasse antreten darf, hat sie einem klaren Konzept von Marco Rose und sinnvollen Neuzugängen, besonders aber dem über die ganze Spielzeit präsentierten Mannschaftsgeist zu verdanken. Nach kleineren und größeren Rückschlägen raufte sich das Team immer wieder zusammen.

So kam man in der Liga nie wirklich in einen Negativ-Lauf, verarbeite das unglückliche Ausscheiden im DFB-Pokal und in der Europa League ohne große Probleme und drehte Spiele regelmäßig in den Schlussminuten.

Angriff auf die Liga-Spitze als dauerhaftes Ziel

Trotz einer acht Spieltage andauernden Tabellenführung wurde der Meistertitel zwar klar verpasst, doch für die Borussia ist eine Teilnahme an der Champions League viel wert. Der durch die Verpflichtung von Rose forcierte Umbruch würde Zeit benötigen, das war abzusehen. Doch nahm die Mannschaft die neue Idee des Trainers enorm schnell an und überzeugte durch eine starke Mentalität - der vierte Platz war verdient und wäre vor der Saison von allen Beteiligten blind unterschrieben worden.

Die Idee von Marco Rose wurde von der Mannschaft angenommen und war klar erkennbar
Die Idee von Marco Rose wurde von der Mannschaft angenommen und war klar erkennbar / Lars Baron/Getty Images

Besonders hervorzuheben ist das Saisonfinale, als Gladbach seinen knappen Vorsprung auf Bayer Leverkusen souverän ins Ziel rettete. Damit konnte man die wiederholten Negativ-Erlebnisse in vergangenen Schlüsselspielen vergessen machen und ein Signal an die Konkurrenz und die eigene Überzeugung senden.

Denn die Borussia ist zwar noch keine Spitzenmannschaft (Chancenverwertung, Marktwerte, Schiedsrichterwahrnehmung), doch machte sie einen großen Schritt in die richtige Richtung - auch dank Marco Rose.

Die Auszeichnungen der Saison 2019/20

Sicherlich ist es schwierig, aus dieser homogenen Truppe einzelne Spieler hervorzuheben. Dennoch blicken wir zurück auf besonders auffällige Leistungen und Momente, die lange in Erinnerung bleiben werden.

1. Der Spieler der Saison: Denis Zakaria

Denis Zakaria war für uns der Gladbacher Spieler der Saison
Denis Zakaria war für uns der Gladbacher Spieler der Saison / TF-Images/Getty Images

Denis Zakaria hatte unter Rose nochmal einen riesigen Sprung gemacht und war der Spieler, auf den die Borussia nicht verzichten konnte. Ob als Mittelmann der Dreierkette oder Abräumer und Antreiber im defensiven Mittelfeld - der Schweizer war der Fixpunkt der Gladbacher Elf und der Philosophie von Marco Rose.

Ab dem 25. Spieltag fehlte er für den Rest der Saison aufgrund einer Knieverletzung. Strobl, Hofmann oder Kramer konnten ihn zwar vertreten, aber nicht ersetzen. Die Chancen stehen gut, dass Zakaria bei der Borussia bleibt und in der nächsten Spielzeit wieder angreifen wird.

2. Der Newcomer der Saison: Marcus Thuram

Marcus Thuram installierte den "Eckfahnen-Jubel"
Marcus Thuram installierte den "Eckfahnen-Jubel" / DeFodi Images/Getty Images

Marcus Thuram schlug super ein bei der Borussia. Vor der Saison für neun Millionen Euro aus Guingamp verpflichtet, sammelte der Franzose in 39 Pflichtspielen gleich satte 23 Torbeteiligungen. Zudem ist sein charismatisches Auftreten ein echter Gewinn für Gladbach - sein Jubel mit der Eckfahne schon jetzt legendär.

3. Das Tor der Saison: Neuhaus wie damals

Geile Bude, Flo!
Geile Bude, Flo! / INA FASSBENDER/Getty Images

Florian Neuhaus erzielte am 19. Spieltag den 3:1-Endstand gegen Mainz 05. Sein Kommentar: "Der Ball lag zuerst auf meinem linken Fuß. Ich habe mich dann schnell gedreht und versucht, schnell abzuschließen. Ich bin überglücklich, dass sich der Ball am Ende noch so schön reingesenkt hat."

Dass er die Murmel aus 40 Metern abgefeuert hatte, machte das Tor besonders. Ähnlich wie schon in der U19 von 1860 München, erzielte er nun auch für die Borussia einen wunderschönen Distanztreffer.

Das Traumtor von Florian Neuhaus gegen Mainz 05

Mut, Training und Raffinesse! Weil es so schön war, hier nochmal für euch zum Genießen! ? Florian Neuhaus' Bewerbung für das Tor des Monats der Sportschau ? - aus verschiedenen Blickwinkeln.

Gepostet von Borussia Mönchengladbach am Dienstag, 28. Januar 2020

4. Der Joker der Saison: Breel Embolo

Breel Embolo nahm die Rolle vorbildlich an
Breel Embolo nahm die Rolle vorbildlich an / DeFodi Images/Getty Images

Breel Embolo hatte es schwer, Einsätze in der Startelf zu bekommen. Plea, Thuram und auch Stindl lieferten immer wieder starke Vorstellungen ab. Doch der von Schalke gekommene Schweizer murrte nicht, sondern nahm die Rolle als Edel-Joker an und konnte acht Tore und acht Vorlagen für sich verbuchen.

Besonders als im Saison-Endspurt Thuram und Plea fehlten, sprang Embolo ein. In den letzten drei Spielen konnte er jeweils mindestens eine Torbeteiligung vorweisen, das Finale gegen die Hertha entschied er mit einem Tor und einer Vorlage fast im Alleingang.

5. Die Parade der Saison: Sommers Finger gegen die Bayern

Yann Sommer hat starke Finger
Yann Sommer hat starke Finger / TF-Images/Getty Images

Bevor Bensebaini seinen Doppelpack gegen den FC Bayern auspacken konnte, musste die Borussia eine wahre Angriffsflut des Meisters überstehen. Unter anderem rettete Yann Sommer einen Schuss spektakulär auf der der Linie - mit einem Finger behielt er das Spielgerät unter Kontrolle und bewahrte die Mannschaft so vor einem Gegentor. Der Rest ist bekannt!

6. Das Debüt der Saison: Mamadou Doucouré

Mams Doucoure debütierte endlich für die Gladbacher Profis
Mams Doucoure debütierte endlich für die Gladbacher Profis / PATRIK STOLLARZ/Getty Images

Mamadou Doucouré konnte nach fast vierjähriger Leidenszeit, in der er immer wieder von schweren Verletzungen geplagt wurde, endlich in einem Pflichtspiel für die Profimannschaft der Borussia auflaufen. Als er am 29. Spieltag in der Schlussphase gegen Union Berlin eingewechselt wurde, gab es Standing Ovations der gesamten Gladbacher Bank - WAS FÜR EIN MOMENT!

7. Der Jubel der Saison: Thurams Kniefall

Marcus Thuram zeigt klare Kante gegen Rassismus
Marcus Thuram zeigt klare Kante gegen Rassismus / Pool/Getty Images

Thurams Fahnen-Jubel ist sicherlich auch in Zukunft ein gern gesehenes Highlight. Doch war es seine Aktion im Spiel gegen Union Berlin, die besonders beeindruckte. Nach seinem Treffer kniete er sich auf den Boden, um sich klar gegen Rassismus zu positionieren und dem in den USA von Polizeikräften getöteten George Floyd zu gedenken. Starke Nummer!

8. Der Doppelpacker der Saison: Ramy Bensebaini

Ramy Bensebaini hebt die Gladbacher Qualität auf der linken Seite
Ramy Bensebaini hebt die Gladbacher Qualität auf der linken Seite / UWE KRAFT/Getty Images

Ramy Bensebaini hatte seinen größten Auftritt am 14. Spieltag, als er mit einem Doppelpack dafür sorgte, dass Gladbach die Bayern mit 2:1 schlug. Schöner Kopfball zum Ausgleich, Elfmeter in der Nachspielzeit zum Sieg - nicht schlecht für einen Außenverteidiger. Zudem sah man sofort, dass der Algerier den Gladbachern auf der linken Bahn sehr gut tut und tun wird.

Einen weiteren Doppelpack hatte er am 24. Spieltag gegen den FC Augsburg zu erleiden, als er innerhalb von wenigen Minuten erst einen gegnerischen Fuß und dann einen hart getretenen Ball in die Weichteile bekam. Er spielte die Partie durch und schoss dabei eins seiner insgesamt fünf Saisontore.

9. Die Ungerechtigkeit der Saison: Stieler will's wissen

Das Team versteht Stielers Entscheidung nicht ganz
Das Team versteht Stielers Entscheidung nicht ganz / TF-Images/Getty Images

Obwohl man einige Momente aufzählen kann, in denen die offensichtliche Gladbacher Benachteiligung aufgrund der fehlenden Wahrnehmung bei den Unparteiischen deutlich wurde (Elfer gegen Dortmund gibt es einfach nicht), war die Gelb-Rote-Karte für Alassane Plea im Spiel bei RB Leipzig die absolute Krönung.

Zweifaches Abwinken brachte dem Franzosen Doppelgelb innerhalb von Sekunden. Schiedsrichter Tobias Stieler verwies im Nachgang auf die neue, härtere Linie, die er "nicht als erster Kollege verlassen" wolle. Ziemlich lustig, da Plea - davor und danach - der einzige Spieler der Saison war, der für diese in jedem Spiel mehrfach zu beobachtende Unart als Exempel dienen musste.

10. Der Grusel der Saison: Das erste Geisterspiel der Geschichte

Der leere Park beim Derby gegen Köln
Der leere Park beim Derby gegen Köln / DeFodi Images/Getty Images

Zum Nachholspiel des 21. Spieltags empfing die Borussia am 11. März 2020 den 1. FC Köln zum Derby. Der Tag sollte in die Geschichte eingehen, war es doch das erste Geisterspiel der Bundesliga überhaupt - viele weitere sollten folgen.

Gladbach gewann mit 2:1 und bewies, dass es mit den Bedingungen umgehen konnte.

11. Der Fehlschuss der Saison: Hofmann scheitert an Hinteregger

Jonas Hofmann schüttete kübelweise Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker
Jonas Hofmann schüttete kübelweise Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker / TF-Images/Getty Images

Glücklicherweise gewann die Borussia ihr erstes Spiel nach dem Restart souverän bei Eintracht Frankfurt, sonst hätte sich Jonas Hofmann wohl einiges anhören können. Als drei Gladbacher vor dem fast leeren Gehäuse der Adler standen, brachte Hofmann es fertig, den Ball weder abzuspielen, noch an Martin Hinteregger vorbeizubringen.

Der Ex-Gladbacher rettete stark gegen den suboptimalen Versuch Hofmanns und wird damit seinen Platz in jedem Saisonrückblick sicher haben. Mit dieser Aktion bestätigte Hofmann seine Kritiker, die ihm eine ineffektive Spielweise vorwerfen.

12. Der Mittelfinger der Saison: Hofmann zeigt's den Kritikern

Wo sind die Hater? Wo sind sie?
Wo sind die Hater? Wo sind sie? / TF-Images/Getty Images

Bis auf seinen unglaublichen Fehlschuss spielte Jonas Hofmann jedoch eine überragende Saison. Dass er in jedem Spiel viele Kilometer abspult, ist keine Neuigkeit. Doch präsentierte er sich mit fünf Toren und drei Vorlagen in 24 Bundesliga-Partien auch ziemlich effektiv - egal ob er in seiner Paraderolle als abkippender Rechtsaußen oder auf der Doppelsechs agierte.

In den letzten drei Saisonspielen sammelte er als Linksaußen vier Torbeteiligungen und trug somit entscheidend zur Champions-League-Qualifikation bei. Der damit verknüpfte symbolische Mittelfinger in Richtung seiner Online-Kritiker dürfte nicht nur für Hofmann selbst eine Genugtuung darstellen.

13. Die Aktion der Saison: Pappe im Park

Der Gladbacher Anhang war trotz der Pandemie im Stadion vertreten
Der Gladbacher Anhang war trotz der Pandemie im Stadion vertreten / Lars Baron/Getty Images

Keine Zuschauer wegen Corona? Nicht mit der Borussia! Organisiert vom Fanprojekt Mönchengladbach konnten sich die Anhänger der Fohlen gegen eine kleine Gebühr doch in den Borussia Park schmuggeln - in Form eines lebensgroßen Papp-Aufstellers. Über 15.000 dieser stillen Gäste wurden installiert und dies sorgte für ein herrlich optimistisches Signal in den Krisenzeiten.

14. Der Abschied der Saison : Der Maestro verlässt die Borussia

Raffael prägte die Borussia über viele Jahre
Raffael prägte die Borussia über viele Jahre / TF-Images/Getty Images

Zum Ende gab es dann noch einen traurigen Abschied zu vermelden: Der Maestro "Papi" Raffael Caetano de Araújo verließ die Borussia nach 201 Spielen, 71 Toren und 35 Vorlagen - wie alle Beteiligten betonten - im Guten. Der auslaufende Vertrag des mittlerweile 35-jährigen Brasilianers wurde nicht verlängert, da es sportlich für ihn aufgrund der Konkurrenz um Plea, Thuram und Embolo kaum eine Perspektive gab.

Man darf gespannt sein, wann die Gladbacher wieder einen Spieler in ihren Reihen haben werden, der auch nur annähernd über die Eleganz und Ballfertigkeit des ruhigen Ausnahmekönners verfügt.

Kleiner Tipp: Seine Söhne Raicky und Raffael junior sind neun, bzw. elf Jahre alt...