Hannes Wolf blüht auf "seiner" Position auf - Hütter der nötige Schlüssel?
Von Christian Gaul
Schon in den vorangegangenen Spielen konnte man bei Hannes Wolf eine steigende Form beobachten. Beim 5:0 gegen Bielefeld war der von vielen "Anhängern" oftmals unter der Gürtellinie kritisierte Österreicher sogar einer der besten Spieler der Borussia. Möglicherweise wird sein Auftritt gegen die Arminia in der Zukunft als das Schlüsselspiel in der Beziehung zwischen Wolf und den Fohlen bewertet werden.
Ja, statistisch betrachtet war Breel Embolo der Mann des Spiels, als die Borussia mit 5:0 über die Arminia triumphierte. Ja, ein gutes Spiel reicht nicht aus, um sich nachhaltig für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ja, es handelte sich um einen Gegner, der an diesem Tag aufzeigte, warum er sich im Abstiegskampf befindet.
Die Wolf-Kritiker, die den Spieler zumeist bereits als "Fehleinkauf", "Zweitliga-Kicker" oder "Luftpumpe" abstempelten, werden auch von guten Leistungen des 22-Jährigen nicht mehr überzeugt werden. Schließlich hatte Wolf gegen die Arminia wieder einmal "klarste Torchancen vergeben" und "viel zu wenig Präsenz im Zweikampf gezeigt" - soll er doch "endlich mit Rose nach Dortmund gehen!"
Dabei vermischen unsere geliebten Facebook-Experten nicht nur den unrühmlichen Abgang eines scheidenden Trainers mit den Auftritten eines lange Zeit schwerverletzten Neuzugangs. Vielmehr sorgten auch die starken Leistungen von Jonas Hofmann dafür, dass man seine eigene Unzufriedenheit auf einen anderen Spieler projizieren musste.
Sicherlich hatte man sich bei der Borussia mehr versprochen, als man Hannes Wolf auf Leihbasis aus Leipzig holte und einer Kaufoption in Millionenhöhe zustimmte. Doch kann der Spieler selbst dafür genauso wenig verantwortlich gemacht werden, wie für die Karriere-Entscheidungen seines langjährigen Begleiters Marco Rose.
Wer nach den letzten Auftritten des jungen Österreichers partout an seinem Bild des gescheiterten Rose-Zöglings festhalten will, der kann dies gerne tut - ist aber dann auch eher im Grenzbereich zwischen Jähzorn und Ignoranz zu verorten.
Wolf ist kein Flügelspieler - Hütter bringt womöglich die Wende
Anders als in vielen Spielen zuvor, durfte Wolf gegen Bielefeld einer zentral-offensiven Rolle agieren. Die eigene Laufbereitschaft und die Lücken in der Abwehr der Arminia verhalfen Wolf dabei, seine gegebenen Freiheiten zu nutzen und oft über die Flügel das Spiel der Borussia anzutreiben. Das 1:0 leitete er mit einem starken Pass auf Stevie Lainer ein, das 2:0 legte er dem Torschützen Marcus Thuram mustergültig selbst auf.
Zweimal brachte er sich per gutem Solo über links in aussichtsreiche Position, traf dann jedoch nur das Außennetz oder den überragend reagierenden Stefan Ortega. Eine dritte gute Möglichkeit vergab er mit seinem schwächeren rechten Fuß. Doch zeigte sich Wolf über die gesamte Länge der Partie als klarer Aktivposten und spielfreudiger Kombinationspartner - auch beim 4:0, dem Tiki-Taka-Tor von Embolo, war er involviert in die Doppelpass-Orgie des Schweizers.
Es ist ein Unterschied, ob man als zentraler Spieler Freiräume auf den Außen nutzen kann oder als Flügelspieler eben jene Räume nutzen muss. Wolf ist kein Flügelspieler! Bislang zeigte er seine besten Leistungen, wenn er - wie gegen die Arminia - hinter einem oder zwei Angreifern agieren kann, statt sich an der Seitenlinie eine Kilometerprämie zu verdienen.
Das von Rose gegen Bielefeld gewählte 3-4-1-2, mit Wolf in der "Freigeist-Rolle", kam dem Linksfuß stark entgegen. Bemerkenswerterweise lässt auch der kommende Gladbacher Trainer, Adi Hütter, gerne diese Variante oder ein 3-4-2-1 spielen.
Wolf bietet sich aufgrund seiner Anlagen und Vorzüge die Möglichkeit, in zweierlei Hinsicht von dem Gladbacher Trainerwechsel zu profitieren. Einerseits könnte er regelmäßig auf einer für ihn passenden Position spielen, denn mit Lars Stindl und dem Rückkehrer Lászlo Bénes, die neben Embolo diese Rolle übernehmen könnten, ist die abzusehende Konkurrenz nicht übermächtig.
Zum anderen wird die "Trennung" von Marco Rose auch endlich das leidige Thema um den konstruierten Zusammenhang von Trainer und Lieblingsspieler verstummen lassen - auf Wolf könnten demnach "rosige" Zeiten unter Hütter lauern. Auf die Wolf-Kritiker eher weniger.