Gladbach gegen Man City: Die Vorfreude hält sich in Grenzen
Von Stefan Janssen
Gladbach trifft im Achtelfinale der Champions League auf Manchester City, es ist für die Fohlenelf eines der größten Spiele seit langem. Doch aus Fansicht kann man sich kaum darauf freuen: Zu groß ist die Lethargie aufgrund des Rose-Abgangs und der aktuellen Form der Mannschaft.
Am Mittwochabend bestreitet Borussia Mönchengladbach eines der größten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte. Erstmals stehen die Fohlen in der K.o.-Phase der 1992 eingeführten Champions League, beim Vorgänger-Turnier schafften sie es zuletzt 1977. Dass es trotz dieser Gruppe mit Real Madrid, Inter Mailand und Schachtar Donezk in diesem Jahr mal wieder geklappt hat, ist ein großer Erfolg.
Als Belohnung wartet mit Manchester City die aktuell wahrscheinlich stärkste Mannschaft in Europa, die bei 18 Pflichtspielsiegen in Folge steht und zuletzt im November ein Spiel verloren hat, generell waren es erst zwei Niederlagen in dieser Saison. "Wir haben die Chance, uns mit der aktuell vielleicht besten Mannschaft der Welt zu messen. Aber genau das wollen wir auch", sagte Oscar Wendt am Dienstag auf der Pressekonferenz: "Unsere Vorfreude auf das Duell gegen Manchester City ist enorm."
Sie sollte auch enorm sein, die Vorfreude. Aber irgendwie ist sie es aus Fansicht überhaupt nicht. Das beginnt natürlich schon mit all den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, die dieser Partie den Glanz nehmen. Nicht nur, dass keine Fans erlaubt sind, das "Heimspiel" der Gladbacher findet jetzt auch noch in Budapest statt.
Über all das könnte man noch hinwegsehen, denn das hat während der Gruppenphase ja auch geklappt: Trotz fehlender Zuschauer war sie sehr emotional, auch im heimischen Wohnzimmer. Aber seit diesem Moment, als die Spieler nach dem eigenen Spiel in Madrid ein Tablet belagert hatten und dann, als der Achtelfinal-Einzug klar war, vor Freude ausrasteten, ist viel passiert.
Es gab seither zwei Schwächephasen in der Bundesliga, in der zweiten befindet man sich gerade. Die Auftritte in der Liga sind nicht selten irgendwie trostlos und langweilig und bringen Ergebnisse wie Heimniederlagen gegen Köln oder Mainz. Begeisterung lösen nicht einmal mehr die wenigen Siege aus. Dass in der kommenden Saison erneut Champions League gespielt wird, ist eher unwahrscheinlich, aber das nimmt man fast schon gleichgültig zur Kenntnis.
Trainer Marco Rose kann das freilich egal sein, er geht ja nach Dortmund. Nicht wenige Fans können ihn deshalb nicht mehr sehen und wünschen sich eine sofortige Trennung. Jedes schlechte Spiel wird jetzt an ihm festgemacht werden und es fällt schwer, sich noch irgendwie für ihn zu begeistern.
Mit einem famosen Auftritt in Budapest gegen Manchester können vielleicht wieder einige Fans aus ihrer aktuellen Lethargie herausgeholt werden. Die Leistungen zuletzt sprechen jedoch für eine klare "Heim"-Niederlage und ein Rückspiel, das wirklich niemand mehr braucht. Und irgendwie ist es auch egal, obwohl es das größte Spiel seit langem ist. Vorfreude sieht anders aus.