Der Fall Marco Rose - Teil 3: Die Auswirkungen auf die Mannschaft

Die Gladbacher Mannschaft ist nun mehr denn je gefordert
Die Gladbacher Mannschaft ist nun mehr denn je gefordert / Matthias Hangst/Getty Images
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Nachdem sich die Borussia nun offiziell zur Zukunft des Cheftrainers Marco Rose äußerte, kann der in den letzten Tagen ausufernden Diskussion um die Beweggründe Roses und die sportliche Zukunft in Gladbach endlich mit der nötigen Sachlichkeit begegnet werden. Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, muss man dabei die einzelnen Akteure ausführlich beleuchten.

Im dritten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick auf die Mannschaft, die nun unter erhöhtem Druck stehen wird, auch weil ihr die Argumente für das mögliche Alibi der Unruhe genommen wurden.

Teil 1: Max Eberl

Teil 2: Gewinnt Gladbach, gewinnt Rose!

"Ich habe mit dem Trainer gesprochen über das, was er in Gladbach vorhat, auch als im Sommer bei mir Gerüchte aufkamen. Und was er sagte, hörte sich doch sehr langfristig an. Daher würde es mich überraschen, wenn er nach zwei Saisons schon wieder Abwanderungsgedanken hätte", sagte Borussias Abwehrchef Matthias Ginter Anfang Januar gegenüber der RP zu den Gerüchten um seinen Coach Marco Rose.

"Der Schritt ist definitiv kleiner geworden und meiner Meinung nach so klein, dass er sich vielleicht gar nicht mehr lohnt", beschrieb Weltmeister Christoph Kramer kürzlich bei DAZN seine Zweifel, ob ein Wechsel von Gladbach zu Dortmund heutzutage noch als selbstverständlich gelten muss.

Aussagen, die nach der Bekanntmachung von Roses Wechsel zum BVB sicherlich dafür sorgten, dass den im Netz gestreuten Theorien über eine Eskalation zwischen den Spielern und Rose mehr Gehör geschenkt wurde, als sie es letztlich verdienten. Dennoch muss man festhalten, dass Ginter und Kramer bislang nicht durch Falschaussagen oder Wankelmütigkeit auffielen. Somit ist es ebenso fahrlässig, einen möglichen leichten Bruch zwischen Trainer und Teilen der Mannschaft als absolut ausgeschlossen abzutun.

Denn ungeachtet der tatsächlichen internen Kommunikation der letzten Wochen, die für Anhänger und Medien niemals aus erster Hand zu bewerten sein kann, sorgen für die nahe Zukunft verkündete Abschiede immer auch schon in der Gegenwart für gewisse Emotionen. Wehmut, Enttäuschung oder auch Erleichterung sind natürliche Gründe für eine Änderung der zwischenmenschlichen Haltung zum Scheidenden. Da wir noch ein wenig davon entfernt sind, mit kybernetischen Imitaten einen blutleeren "Robo-Soccer-Cup" auszutragen, kann man davon ausgehen, dass diese rein menschlichen Verhaltensweisen auch den Umgang der Gladbacher Spieler mit den Ereignissen der letzten Wochen beeinflussen.

Während man nun einerseits für Klarheit bezüglich Roses Zukunft sorgte und damit der Mannschaft ein wichtiges Alibi bereits im Vorfeld der sportlichen Saison-Entscheidungen entriss, wird auch Roses eigener Ehrgeiz von den Spielern mehr als je zuvor eine bedingungslose Leistungsbereitschaft einfordern - ein schmaler Grat.

Die Mannschaft wird gefordert sein - die Führungsspieler müssen sich zeigen

Roses eigener Anspruch wird sein, die Saison mit Gladbach so gut es geht zu beenden. Allein schon weil er weiß, dass mit jedem Punktverlust der Borussia der brodelnde Vulkan erneut ausbrechen kann und er sich nicht nachsagen lassen will, er hätte nicht bis zum Schluss eine optimale Arbeitsauffassung an den Tag gelegt. Die Unklarheit im Bezug auf seine Zukunft wurde beseitigt und nun steht die Mannschaft in der Pflicht, die gegebenen Umstände in positive Energien umzuwandeln und für einen versöhnlichen Ausgang dieser momentanen Krise zu sorgen.

Dabei werden sich besonders die "betrogenen" Kramer und Ginter, aber auch andere Wortführer wie Lars Stindl oder Yann Sommer darum kümmern müssen, die durch Roses verkündeten Abschied entstandenen Risse innerhalb des Teams zu erkennen und im Idealfall zu beseitigen.

Dass diese Risse vorhanden sind, deutete Rose selbst an. "Unser Innenverhältnis ist sehr offen und gut, natürlich gibt es in so einem Kreis auch immer Spieler, die enttäuscht oder vielleicht auch traurig sind. Es gibt aber auch Spieler, die eine neue Chance für sich sehen, weil sie bei mir vielleicht nicht so zum Zuge kamen", so Rose auf der Pressekonferenz am Mittwoch.

Auch Lars Stindl ist nun gefordert, die Mannschaft einzuschwören
Auch Lars Stindl ist nun gefordert, die Mannschaft einzuschwören / INA FASSBENDER/Getty Images

Letztlich handelt es sich immer noch um professionellen Sport, die Spieler werden trotz der aktuellen Situation nicht aufhören, Fußball zu spielen oder einen gelben Urlaubsschein einreichen. Dennoch bedarf es eines erkennbaren Signals seitens der Lautsprecher innerhalb der Mannschaft, die in der Folge nun nicht jedes Spiel gewinnen wird, jedoch dafür sorgen muss, dass man in jeder ausstehenden Partie die nötige Einstellung an den Tag legt, um am Ende erfolgreich zu sein.

Inwiefern dieses Vorhaben gelingen wird, liegt an jedem einzelnen Spieler, nicht nur die kommenden Auftritte werden diesbezüglich spannend zu beobachten sein. Auch im Hinblick auf einige bald auslaufende Verträge und die damit verbundenen Karriere-Entscheidungen der betreffenden Profis gilt es, Roses Abgang einzubeziehen.

Klares Statement der Spieler wünschenswert - ansonsten wird Eberl es richten

Nico Elvedi, Denis Zakaria und auch Matthias Ginter haben nur noch bis zum Sommer 2022 gültige Verträge in Gladbach, zudem besitzen andere Spieler Ausstiegsklauseln. Roses Abgang wird bei der Entscheidungsfindung dieser Akteure sicherlich eine Rolle spielen, wenn auch eher indirekt.

Denn viel wichtiger wird sein, wen die Borussia als Nachfolger des scheidenden Trainers bestimmt. "Jeder Spieler will wissen, wer in Zukunft sein Trainer sein wird. Die aktuellen Gespräche mit den Spielern werden wir weiterführen und ich bin überzeugt, dass wir sie erfolgreich weiterführen werden", sagte Sportdirektor Max Eberl diesbezüglich auf der Pressekonferenz am Mittwoch.

Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass mindestens Zakaria nach der laufenden Saison den nächsten Schritt gehen wird. Bei den anderen Kandidaten muss man einfach abwarten, obwohl eine vorzeitige Vertragsverlängerung eines Profis wie Ginter schon ein starkes Signal an den Rest wäre.

Sollte es einen größeren Aderlass geben, muss man sich jedoch keinesfalls um die Borussia sorgen. Mit Manu Koné hat man den designierten Nachfolger für Zakaria bereits verpflichtet und die zu erwartenden Einnahmen für den Schweizer und weitere mögliche Abgänge werden nicht nur dafür eingesetzt werden, die Corona-Krise zu meistern.

Matthias Ginter und Nico Elvedi müssen ihre Zukunft planen
Matthias Ginter und Nico Elvedi müssen ihre Zukunft planen / INA FASSBENDER/Getty Images

Vielmehr sollte man auf Eberls Fähigkeiten vertrauen, die zur Verfügung stehenden Mittel auch in den Kader zu reinvestieren. "Es werden Protagonisten gehen und neue Protagonisten kommen. Der Verein steht über diesen einzelnen Personen", war der Kern von Eberls Aussagen bezüglich dieser Thematik.

Abgesehen von den möglichen Auswirkungen auf die kommende Saison muss sich das Team auf die Gegenwart und die zu erreichenden Erfolge fokussieren. Schafft die Mannschaft es, die Unwägbarkeiten aufgrund der Trainer-Diskussion abzustreifen und eventuell sogar mehr als zuvor an einem Strang zu ziehen, kann man gespannt sein, ob diese Krise womöglich einen nötigen positiven Impuls generierte.

Schafft sie es jedoch nicht, muss man davon ausgehen, dass Roses Weiterbeschäftigung bis zum Saison-Ende als ein zu hohes Risiko gelten wird. Momentan spricht jedoch der bisherige Verlauf der Zusammenarbeit dafür, dass sich die Borussia auf ihre Spieler verlassen kann.